JULIA EXTRA BAND 0269
bekam genau die Antwort, die sie erwartet hatte: „Ja! Was gibt es denn jetzt schon wieder?“
Sie öffnete die Tür.
Gabriel machte sich nicht mal die Mühe, aufzuschauen. Mit einem Stirnrunzeln starrte er auf den Computerbildschirm, und für ein paar Sekunden nutzte Rose die Gelegenheit, ihn einfach nur anzusehen.
Wie immer war sie von seiner männlichen Schönheit überwältigt, obwohl er ein wenig schmaler wirkte als bei ihrer letzten Begegnung. Damals hatte sie geglaubt, dass sie ihn nie wiedersehen würde.
„Gabriel!“ Ihre Stimme klang in dem kühl eingerichteten Raum etwas zu laut, hatte jedoch den gewünschten Effekt. Er riss den Kopf hoch und blickte sie im ersten Moment überrascht an, dann verschloss sich seine Miene.
Sie starrten sich an. Rose erschien es wie Stunden.
Gabriel war der Erste, der das Schweigen brach.
„Was machst du hier?“ Er rückte ein Stück vom Schreibtisch ab, sodass er die Beine überschlagen und die Frau betrachten konnte, die nervös wie ein Kätzchen vor ihm stand. Die Tatsache, dass er noch vor wenigen Minuten an sie gedacht hatte, hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
Plötzlich wusste Rose, dass ihre einstudierte Rede ihr nicht über die Lippen kommen würde.
„Setz dich. Obwohl ich dir sagen muss …“, er schaute auf seine Uhr, dann wieder zu ihr, „… dass ich nicht viel Zeit habe, um mit dir zu plaudern. Ich bin verabredet und glaube nicht, dass die betreffende Lady es verstehen würde, wenn ich sie wegen einer Exaffäre warten lasse.“ Das stimmte nicht. Es gab kein Date. In letzter Zeit hatte er überhaupt keine Lust gehabt, andere Frauen zu treffen, doch er log ohne rot zu werden. Er bemerkte, wie sie bei seinen harschen Worten zusammenzuckte. „Also, was willst du?“
„Ich … ich …“
„… du warst gerade in der Gegend und dachtest, du schaust mal vorbei?“ Gabriel hob eine Augenbraue. „Warum fällt es mir so schwer, das zu glauben?“
„Ich weiß, dass du vermutlich überrascht warst, als du nach London zurückkamst und feststellen musstest, dass … ich gegangen war …“ So hatte sie die Unterhaltung eigentlich nicht beginnen wollen, doch allein sein Anblick brachte sie aus dem Konzept.
„Also, wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte er mit beißendem Sarkasmus. „Liegt es vielleicht daran, dass wir uns die Nacht vor deinem Verschwinden leidenschaftlich geliebt haben? Ich habe mich offensichtlich getäuscht, als ich glaubte, du würdest unsere Affäre in London fortsetzen wollen.“
„Dinge verändern sich.“
„Wann hast du beschlossen, dass es eine gute Idee wäre, einfach abzutauchen?“ Gabriel stellte fest, dass er Antworten auf Fragen brauchte, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass sie in seinem Kopf existierten. „Als du nach England zurückkamst?“ Ihr kurzes Zusammenzucken öffnete ihm die Augen für die Wahrheit. „Du hattest deine Entscheidung schon vorher gefällt, nicht wahr …?“, fuhr er kaum hörbar fort. Weder leugnete noch bestätigte sie es, doch ihr Schweigen war bereits Antwort genug. Er war benutzt worden. Gabriel hatte das Gefühl, einen eisernen Schlag in die Magengrube erhalten zu haben.
„Du verstehst das nicht, Gabriel …“ Rose spürte, wie sie in einen Sog der Anklage geriet.
„Oh, ich verstehe nur zu gut. Soll ich dir sagen, wie ich die Dinge sehe …?“
„Nein!“
„Du bist meine Geliebte geworden, weil du von deinem Freund frustriert warst! Frag mich nicht, warum – vielleicht konnte er dich sexuell nicht befriedigen.“
Rose starrte ihn ungläubig an. Sie hätte gelacht, wenn seine Theorie nicht derart absurd gewesen wäre.
„Sag mir, hat dein Freund von dem profitiert, was du bei mir gelernt hast?“
Rose ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte er es wagen, solch ungeheuerliche Schlussfolgerungen zu ziehen und sie derart zu demütigen? Und warum sollte sie ihm überhaupt erzählen, dass Joe nicht mehr aktuell war? Dass sie ihn nach ihrem ersten Date kein weiteres Mal gesehen hatte?
„Wie kannst du so etwas auch nur von mir denken, Gabriel! Wie kannst du annehmen, dass ich … berechnend genug wäre, um nur mit einem Mann ins Bett zu steigen, damit ich üben kann!“
„Dann sag mir, wann du dich entschieden hast zu gehen und warum?“ Gabriel verachtete sich für seine Schwäche, es wissen zu wollen. Er warf ihr einen Blick zu, der all seine Verachtung dafür ausdrückte, dass sie hier aufkreuzen und diese beschämende Reaktion in ihm
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