JULIA EXTRA BAND 0269
Form von Abhängigkeit stehen. Sie nahm sich fest vor, mit Jack über den Entschluss, den sie gefasst hatte, zu reden, falls sie ihn jemals wiedersah. Sollte er ihr doch weiterhin Vorwürfe machen und ihr ein schlechtes Gewissen einreden, sie war nicht mehr bereit, sich mit Schuldgefühlen herumzuplagen oder sich von ihm quälen zu lassen. Sie würde so leben, wie es ihr gefiel, und niemandem erlauben, sich einzumischen oder ihr Selbstbewusstsein zu untergraben.
Nachdem sie die heiße Milch getrunken hatte, stellte sie den Becher auf den Couchtisch und kuschelte sich in den Sessel. Und dann schlief sie innerhalb weniger Minuten ein.
Plötzlich schreckte sie aus ihren Träumen auf. Es hatte an der Haustür geklingelt. Caroline richtete sich auf und blickte auf die Uhr auf dem Kaminsims. Es war beinahe halb zwei und bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Besuch.
Sie wartete ab, ob es noch einmal klingelte. Vielleicht hatte sich jemand im Haus geirrt und den Fehler bemerkt. Aber sie hatte kein Glück. Als der Besucher wieder klingelte, stand Caroline langsam auf. Ihr schauderte vor Angst.
Ihr Blick fiel auf den Schürhaken neben dem Kamin. Sie überlegte, ob sie ihn mitnehmen solle. Aber sie weigerte sich zu glauben, sie sei in ihrem eigenen Haus nicht mehr sicher, und ging mutig zur Tür.
Durch die farbige Glasscheibe sah sie eine männliche Gestalt und atmete erleichtert auf. Es musste Nicholas sein. Wahrscheinlich war er zu einem Patienten gerufen worden und hatte auf der Rückfahrt das Licht in ihrem Wohnzimmer entdeckt. Sie hoffte, er würde ihr nicht übel nehmen, dass sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte, und schloss die Tür auf.
„Jack!“ Beim Anblick ihres Exfreunds fingen ihre Beine an zu zittern. Ungläubig sah sie ihn an, während er mit den Schultern zuckte. Sein vom Regen nasses Haar glänzte im Licht, das aus dem Haus nach draußen fiel. „Was ist los? Ist etwas passiert?“ Obwohl sie schockiert war und sich sein Auftauchen nicht erklären konnte, schöpfte sie neue Hoffnung.
„Ich musste dich sehen. Mir ist klar, es ist schon sehr spät. Kann ich trotzdem hereinkommen?“
Sekundenlang gewann ihre Vernunft die Oberhand, undCaroline wollte Nein sagen. Dieser Mann hatte ihr das Herz gebrochen. Ihn hereinzubitten würde bedeuten, alles noch schlimmer zu machen und erneut alte Wunden aufzureißen. Allein bei seinem Anblick war ihr die Kehle wie zugeschnürt vor Schmerz.
Da sie jedoch kein Wort herausbrachte, konnte sie auch nicht protestieren, als er an ihr vorbei ins Haus eilte, den Regenmantel auszog und an die Garderobe hängte. Dann kam er auf sie zu. Sie erbebte unter seinem durchdringenden rätselhaften Blick. Ohne ein Wort zu sagen, umfasste er ihr Gesicht. Seine vom Regen feuchten Hände fühlten sich kühl an auf ihrer Haut. Die Berührung wirkte so sanft und zärtlich, dass es Caroline den Atem raubte. Wie gebannt blickte sie ihn an. Seine beeindruckenden Gesichtszüge und das energische Kinn verrieten, was für einen starken Willen er hatte. Jack lebte nach seinen eigenen Regeln und Vorstellungen, auf andere nahm er nur wenig Rücksicht. Wären wir immer noch zusammen, wenn ich nicht schwanger geworden wäre oder wenn mein Vater mich nicht zu der Abtreibung gezwungen hätte?, überlegte sie. Das war durchaus möglich, denn sie war geradezu verrückt nach Jack gewesen und wäre ihm zweifellos überallhin gefolgt, wenn er sie darum gebeten hätte. Doch das hatte er nicht getan.
Ihr war klar, wie gefährlich diese Gedanken waren. Sie hatte keine Ahnung, warum Jack mitten in der Nacht bei ihr auftauchte. Eins wusste sie jedoch genau: Nie wieder würde sie zulassen, dass er sie kleinmachte und ihr ein schlechtes Gewissen einredete.
Sie löste sich aus seinem Griff und befeuchtete die trockenen Lippen, während Jack sie immer noch ansah. „Was willst du, Jack?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
„Nein, dann hätte ich dich bestimmt nicht gefragt.“
„Ich will dich“, antwortete er mit ernster Miene.
Hitze durchströmte Caroline, und ihre Haut begann zu kribbeln. Jacks Worte klangen viel zu verführerisch und wie ein Versprechen.
„Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist es ein schlechter“, entgegnete sie heiser. Sie hatte das Gefühl zu träumen. „Am besten fährst du gleich wieder ins Hotel zurück.“
„Und wenn ich das nicht will?“, fragte er. Obwohl er spürte, wie beunruhigt sie war, kam er noch näher. „Vielleicht wünschst du dir ganz tief in
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