JULIA EXTRA BAND 0269
offenen Tür des Wohnzimmers. „Das Feuer im Kamin glimmt zwar noch, aber wir sollten uns darum kümmern, sonst erlischt es.“ Dasselbe gilt für unsere Beziehung, fügte sie insgeheim hinzu.
Lange sah er sie aufmerksam und durchdringend an, sodass sie schon befürchtete, er hätte es sich anders überlegt und wolle nicht mit ihr schlafen. Beunruhigt wandte sie sich ab. Doch als er ihr den Arm um die Taille legte und Caroline an sich zog, atmete sie innerlich erleichtert auf. Sein verführerisches Lächeln erinnerte sie an den unbekümmerten jungen Mann, der er damals gewesen war. Trotz der Warnungen und Drohungen ihres Vaters hatte er hartnäckig versucht, sie für sich zu gewinnen. Caroline trauerte der Zeit ihrer unschuldigen Leidenschaft, die sie auf so grausame Art verloren hatten, immer noch nach.
Nachdem Jack das Feuer wieder zum Flackern gebracht hatte, zog er Caroline mit auf den Teppich vor dem Kamin. Dann streifte er seinen Pullover ab und legte ihn in einer zärtlichen Geste unter Caroline, ehe er den Gürtel ihres Morgenmantels öffnete, den sie fest um ihre schmale Taille gebunden hatte.
Sie erbebte, als er ihre Haut berührte, und glaubte, unter seinem Blick dahinzuschmelzen. Bewundernd betrachtete sie seine muskulösen Arme, die durch das eng anliegende T-Shirt noch betont wurden. Als sie die Tätowierung auf seinem linken Arm entdeckte, war sie irritiert. Diesen Raben hatte er sich offenbar nach der Trennung eintätowieren lassen. Er hatte eine Bedeutung, dessen war sie sich sicher, denn Jack tat nie etwas ohne Grund. Er war geradezu erschreckend rätselhaft, geheimnisvoll und unberechenbar. Immer hatte sie das Gefühlgehabt, er wisse mehr über das Leben und die inneren Zusammenhänge als alle anderen. Und das war mit ein Motiv, warum sie sich so sehr zu ihm hingezogen gefühlt hatte.
„Den brauchen wir nicht, oder?“ Er streifte ihr den Morgenmantel ab. Dann betrachtete er ihre schmalen Schultern, die vollen Brüste und die aufgerichteten Brustspitzen, die sich unter dem feinen Material des Nachthemds mit den schmalen Trägern abzeichneten. Mit dem zerzausten Haar, das ihr golden schimmernd über den Rücken fiel, sah sie atemberaubend verführerisch aus.
Plötzlich erinnerte er sich daran, was er empfunden hatte, als sie sich zum allerersten Mal geliebt hatten. Ihre makellose Schönheit hatte ihn mit einer beinahe andächtigen Ehrfurcht erfüllt.
Sie hatten sich in einem einfachen Hotel außerhalb der Stadt getroffen, wo niemand sie kannte. Er hatte es kaum erwarten können, sie so zu sehen, wie er es sich schon bei der ersten Begegnung gewünscht hatte, und ihr beim Ausziehen geholfen. Sie war das bezauberndste Mädchen, das er jemals kennengelernt hatte. Und sie hatte mit ihm zusammen sein wollen statt mit einem der jungen Männer aus ihren Kreisen, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Dass sie sich ausgerechnet ihm hingeben wollte und er ihr erster Liebhaber sein würde, hatte ihn über sich hinauswachsen lassen. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er ihr einziger Liebhaber geblieben.
Leider war es anders gekommen, und das machte ihm das Herz schwer. Dass sie sich einem anderen genauso hingegeben hatte wie ihm, war eine unerträgliche Vorstellung. Caroline gehörte zu ihm, kein anderer Mann hatte das Recht, sie zu berühren.
Nagende Eifersucht quälte ihn plötzlich, und das machte ihn nachdenklich. Er konnte sich nicht länger einreden, seine Gefühle für Caroline wären in den vielen Jahren der Trennung abgeflaut.
„Was bedeutet der Rabe?“ Mit einem scheuen Lächeln berührte sie die Tätowierung.
Sanft ergriff er ihr Handgelenk und erwiderte ihr Lächeln.
„Die Indianer haben dem Raben die Kraft zugeschrieben, ineine andere Gestalt zu schlüpfen und sich auf verschiedenen Ebenen zu bewegen. Außerdem versinnbildlicht er die dunkleren Seiten der Seele.“
Als ein Schatten über sein Gesicht flog, wusste sie, dass er vertraut war mit der dunkleren Seite seiner Seele. Sie erbebte, als er ihre Hand hob und sie sanft küsste. Caroline wünschte, sie könnte ihm klarmachen, wie sehr sie alles, was schließlich zu der Trennung geführt hatte, bereute. Jack trug ihr immer noch nach, dass sie das Kind abgetrieben hatte, und der Schmerz saß tief in seiner Seele. Auf einmal wurde ihr Wunsch übermächtig, ihm ihren tiefen Kummer darüber, dass ihre Liebe zerbrochen war, zu zeigen. Das änderte natürlich nichts an ihrem Entschluss, ihm zu erklären, dass sie nicht
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