JULIA EXTRA BAND 0269
legte sie die Arme um sich und wünschte, sie wäre nicht so angespannt gewesen. Wenn sie nicht auf einmal so viel Angst gehabt hätte, Jacks Wünschen nicht zu genügen, wäre sicher alles anders gekommen.
Doch weshalb sollte sie sich Vorwürfe machen? Sie konnte nichts dafür, dass sie so reagiert hatte. Ihre Sehnsucht danach, von Jack geliebt zu werden, war unermesslich. Aber gleichzeitig hatte sie langsam die Befürchtung, dass ihre kurze Wiedervereinigung von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Jack wusste nicht, ob er ihr glauben sollte oder nicht und seufzte schwer. „Weshalb hast du vorhin gezögert? Etwa deshalb, weil du …?“
„Wie du schon erwähnt hast, Jack“, unterbrach sie ihn und sprach genauso gleichgültig wie er. „Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit. Ist es da ein Wunder, dass ich etwas angespannt war?“ Plötzlich konnte sie sich nicht mehr beherrschen und brach in Tränen aus.
9. KAPITEL
Schockiert betrachtete Jack ihre unglückliche Miene. War er wirklich der einzige Mann, mit dem sie geschlafen hatte? Schließlich nahm er sie in die Arme und drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter, wie um sie zu beschützen.
Als Caroline ihm damals erzählt hatte, sie hätte das Kind abtreiben lassen, war sie auch zusammengebrochen. Er war jedoch so empört und außer sich gewesen, dass ihre Tränen ihn nicht berührt hatten. Doch jetzt, da er sie mehr als jemals zuvor begehrte, durchbrach ihre Trauer zu seiner Überraschung die Mauer, die er um sich errichtet hatte. Ihr Kummer und Schmerz machten ihn betroffen. Emotionen, die er für immer hatte vergessen wollen und tief in seinem Inneren verschlossen hatte, brachen plötzlich hervor, und er war zutiefst erschüttert.
„Caroline … bitte, weine nicht.“ Er nahm ihren verführerischen Duft wahr und küsste sie zärtlich aufs Haar. Hilflos fühlte er sich ihr und seinen Gefühlen für sie ausgeliefert. Er fühlte sich wieder völlig in ihren Bann gezogen.
Vielleicht war es ein Fehler, dass ich sie damals verlassen habe, schoss es ihm durch den Kopf. Dieser Gedanke irritierte ihn, und er wollte ihn lieber nicht weiter vertiefen. Stattdessen rückte er etwas von Caroline ab, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Er ergriff ihren Arm und strich sanft über ihre Haut.
„Erklär mir bitte, warum es für dich nie einen anderen Mann gegeben hat“, bat er sie ruhig.
Ihr wurde auf einmal bewusst, dass Jack nie begriffen hatte, wie sehr sie ihn liebte. Hatte sie es ihm nicht deutlich genug gezeigt? War es kein Beweis ihrer Liebe, dass sie sich ihm als unschuldige Siebzehnjährige hingegeben hatte? Hatte er etwa geglaubt, es sei nur eine vorübergehende Schwärmerei? Wenn ja, war es natürlich kein Wunder, dass er annahm, es sei ihr leichtgefallen, das Kind abzutreiben. Wenn er jedoch gewusst hätte, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte, wäre ihm klar gewesen, wie quälend und schmerzlich die Entscheidungfür sie gewesen war. Ihre Schuldgefühle hatten sie von da an stets begleitet. Sie hatten es ihr unmöglich gemacht, die Beziehung mit einem anderen Mann zu genießen oder darauf zu vertrauen, dass nie wieder jemand sie zwingen würde, eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
„Ich konnte einfach nicht …“ Sie wischte sich die Tränen fort. Plötzlich wurde sie wütend, weil Jack sie in diese unerträgliche Situation gebracht hatte. Sie wollte mit ihm nicht mehr über ihre Gefühle reden. Außerdem würde er ihr wahrscheinlich sowieso nicht glauben. Seine Meinung stand fest, und er würde sie nicht ändern. „Man kann sich nicht vornehmen, sich zu verlieben, wenn man jemanden kennenlernt. Es hat einfach nicht sein sollen, es hat nie gefunkt bei mir.“
Jack wusste nicht, was er davon halten sollte. Er wollte auch gar nicht zu intensiv darüber nachdenken, warum Caroline nicht mit anderen Männern geschlafen hatte. Insgeheim gestand er sich ein, dass er erleichtert darüber war. Egal, wie egoistisch es war, er freute sich sehr darüber, dass sie sich nie wieder verliebt hatte. Sie lebte ganz allein in diesem alten Haus, schien sich als Single wohlzufühlen und ging nur mit einem älteren Mann aus, der ihr Vater hätte sein können. Allerdings war Jack davon überzeugt, dass das Interesse des Arztes an Caroline nicht nur rein platonischer Art war.
Nachdem er die Eifersucht, die er bei dem Gedanken empfand, verdrängt hatte, ließ er die Hände über Carolines schlanke Arme gleiten, streichelte ihren Hals und streifte ihr erneut die schmalen
Weitere Kostenlose Bücher