JULIA EXTRA BAND 0269
Hand durch den Flur, die Wohnungstür und dann in den Aufzug gezogen wurde.
Grelle Panik stieg in ihr auf. Er würde sie den Wölfen zum Fraß vorwerfen und …
„Bitte, tun Sie das nicht“, flehte sie leise. Sie war den Tränen nahe.
Die gesamte Fahrt nach unten stand er vor ihr, hielt ihr Handgelenk umklammert und hielt sie mit seinem stählernen Blick gefangen.
„Denken Sie darüber nach“, bat sie. „Sie wollen doch nicht …“
Raffaelle brachte sie wie schon zuvor zum Schweigen, presste seine Lippen auf ihre und nahm ihr damit jeden Willen, alleine aufrecht stehen zu bleiben.
Als der Aufzug hielt, zerrte er sie quer durch das Foyer hinter sich her. Neugierig blickte der Sicherheitsmann ihnen nach. Wütend stieß Raffaelle die Eingangstüre auf, und Rachel verlor sich für ein paar Sekunden in dem unablässigen Aufblitzender Lichter und dem Ansturm der Fragen der wartenden Journalisten.
Sein Arm um ihre Schulter hielt sie aufrecht.
„Lächeln Sie“, zischte er ihr zu, und sie lächelte wie eine Fremde.
Dann begann er zu erzählen, sprach in seiner tiefen samtigen Stimme zu den Fotografen und Reportern. Nein, sie sei nicht Elise, sondern ihre wunderschöne Halbschwester Rachel Carmichael. Und ja, man könne ihnen gratulieren, sie hatten sich gerade verlobt.
Wie lange kannten sie sich? Wo hatten sie sich kennengelernt?
Er beantwortete alle Fragen völlig ruhig und gelassen, indem er einfach nur die Fakten seiner kurzen Liaison mit Elise kopierte.
„Nun, da Sie bekommen haben, was sie wollen, darf ich Sie um einen Gefallen bitten“, endete er schließlich. „Gönnen Sie uns ein wenig Ruhe und Frieden.“
Für Rachel schien es, als läge ein dichter Nebel zwischen ihr und der Welt. Aber sie musste ihre Rolle als glückliche Verlobte gut gespielt haben, denn niemand bemerkte ihr Entsetzen.
Schließlich schob Raffaelle sie zurück in das Foyer des Apartmenthauses, dann weiter in den Fahrstuhl. Der Aufzug setzte sich in Bewegung, was Rachel aber kaum wahrnahm. In ihrem Kopf kreiste die Frage, ob ihr Schwindelgefühl von der Erleichterung herrührte, dass er sie nicht der Reportermeute zum Fraß vorgeworfen hatte, oder von der Angst vor dem, was noch kommen musste.
Raffaelle manövrierte sie in seine Wohnung, durch den Flur und dann in ein Zimmer. Erst nach drei unsicheren Schritten wurde ihr bewusst, dass sie in einem sehr maskulin eingerichteten Schlafzimmer stand. Wie eine Bedrohung erhob sich das große Bett vor ihr. Es fiel ihr nur allzu leicht, sich auf den dunklen Laken einen muskulösen Körper mit honigfarbener Haut und schwarzen Haaren vorzustellen.
Sie wandte sich um. Raffaelle stand neben der Tür und beobachtete sie. Sein Gesicht spiegelte immer noch seine Wut. Sie erschauerte. Selbst wenn er sie so voller Zorn ansah, schien es, als blicke er in ihre Seele.
„Warum?“, fragte sie.
„Sie wollten meine Kooperation, jetzt haben Sie sie“, entgegnete er. „Und Sie, Miss Carmichael, werden nun Ihre Schulden bezahlen.“
Er ging auf sie zu.
„Nein!“ Rachel schüttelte den Kopf und machte einige Schritte rückwärts. „Das lasse ich nicht zu.“
„Oh, mi amore“ , neckte er sie kühl. „Wir sind verlobt. Sie tragen meinen Ring am Finger. Meine Familie wird versuchen, nicht allzu geschockt zu sein, dass meine Frau bei ihrer Hochzeit Gummistiefel trägt und Stroh im Haar hat.“
„Sehr lustig“, erwiderte sie und blickte sich nach einer Fluchtmöglichkeit um.
„Sie werden zwischen biologisch angebautem Salat schreiten und …“
„Hören Sie auf damit!“ Seine Worte mochten scherzhaft gemeint sein, aber der Rest wurde langsam beängstigend. „O Gott!“, schrie sie auf, als er eine Hand um ihre Taille legte. Es war, als würde ihre Haut dort in Flammen aufgehen. „Alles tut mir wirklich aufrichtig leid, okay?“
Er neigte den Kopf. „Ihr Herz rast.“
„Weil Sie mir Angst machen.“
„Oder weil Sie mich begehren?“
Nein, Angst … er macht mir Angst, wiederholte Rachel in ihrem Kopf. Doch über ihre Gedanken breitete sich eine seltsame Dunkelheit aus, die sie wie kalter Nebel umschloss und ihren Körper weich und gefühllos werden ließ.
4. KAPITEL
Rachel lag in einem Bett, als sie wieder zu sich kam. Ihr Kopf schmerzte. Jemand bewegte sich neben ihr. Als sie die Augen öffnete, sah sie Raffaelle, der sich über sie beugte.
Erschrocken versuchte sie, sich aufzusetzen.
„Bleiben Sie ruhig“, sagte er streng. „Ich vergreife michnicht an wehrlosen
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