JULIA EXTRA BAND 0269
Frauen.“
„Was ist passiert?“, flüsterte sie.
„Sie sind in Ohnmacht gefallen. Außerdem sind Sie ganz ausgekühlt.“
Erst als er eine warme Kaschmirdecke über sie breitete, bemerkte sie, dass sie zitterte.
„Ich hätte Sie nicht in diesem Kleid mit nach draußen vor die Presse bringen sollen.“
Die Presse. Damit kehrte die Flut der Erinnerungen wie ein Albtraum zurück. Sie musste die Augen schließen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie das wirklich getan haben.“
„Ich habe nur getan, was ich tun musste“, erwiderte er kühl.
„Großartig“, stieß sie hervor. „Sie haben es nur geschafft, die ganze Situation eskalieren zu lassen.“
„Die Situation war doch schon längst außer Kontrolle, das haben Sie selbst zugegeben.“
Er hatte ja recht. „Na gut, dann haben wir jetzt eine falsche Verlobung, einen falschen Ring und einen Haufen anderer falscher Dinge, die sich daraus ergeben.“
„Aber die Ehe Ihrer Schwester ist gerettet. Das ist doch sicherlich all die Opfer und Lügen wert, nicht wahr?“
Sein Sarkasmus trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich sicherer fühlte. Wieder versuchte sie, sich aufzurichten. Sie setzte sich auf die Bettkante. „Ich muss nach Hause.“
„Wo wohnen Sie, wenn Sie in London sind?“
„Im Moment bei Mark“, erwiderte sie und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Er wird sich schon Sorgen um mich machen.“
„Sind Sie sich da so sicher, cara ?“, fragte Raffaelle zynisch. „Allerdings spielt das auch gar keine Rolle“, fuhr er fort, „denn von nun an werden Sie hier bei mir leben.“
„Auf gar keinen Fall!“, wehrte Rachel entsetzt ab.
„Wenn ich selbst nicht mehr frei entscheiden darf, was ich tun kann, dann schränke ich Ihre Freiheit jetzt ebenfalls ein“, erklärte er. „Bis wir einen Ausweg aus dieser Situation finden, werden Sie und ich, Miss Carmichael, zusammenbleiben.“
Damit verließ er das Zimmer und ließ sie allein. Rachelließ die Schultern hängen und überlegte, ob an seinen Worten nicht vielleicht sogar etwas Vernünftiges dran war. Die Presselawine rollte bereits und in nächster Zukunft würde niemand sie aufhalten können – zumindest nicht, ohne als Lügner dazustehen.
Rachel schloss die Augen. Wenn doch nur ihr Kopf aufhören würde, sich zu drehen. Sie musste Mark anrufen, ihn warnen und die nächsten Schritte mit ihm besprechen.
Sie blickte auf ihre Füße. Ihre Schuhe waren verschwunden. Mit der Decke um die kalten Schultern machte sie sich auf die Suche danach.
Was sie fand, war das Badezimmer, wofür sie wirklich dankbar war. Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatte, erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie erkannte sich kaum – ein schlankes blondes Ding mit glatten Haaren und dick aufgetragenem Make-up.
Alle hatten ihr immer gesagt, dass sie fast so gut aussehen könnte wie Elise, wenn sie sich nur ein wenig mehr um ihr Äußeres kümmern würde. Aber sie wollte niemals wie Elise sein. Und die Person im Spiegel war nur jemand, der vorgab, etwas zu sein, was sie nicht war.
Es war alles eine Lüge, eine Täuschung.
Die schwarze Wimperntusche ließ ihre Augen in einem noch intensiveren Blau erscheinen. Der pinkfarbene Lippenstift war fort, doch ihre Lippen waren noch gerötet von den vielen heißen Küssen, die sie mit einem völlig Fremden geteilt hatte.
Einem Fremden, dem ein großer Schock bevorstand, wenn er jemals irgendwann die echte Rachel Carmichael zu Gesicht bekäme.
Sie seufzte, wandte sich von dem Spiegel ab und ging zurück ins Schlafzimmer, um nach ihrer Handtasche zu suchen. Denn darin befand sich ihr Mobiltelefon.
Die Tasche war nicht im Schlafzimmer, also marschierte sie durch den Flur ins Wohnzimmer. Rachel hörte die Tasche, bevor sie sie sah. Ihr Handy klingelte bereits.
Sie fischte es aus ihrer Handtasche und klappte es auf.
„Rachel, was zum Teufel machst du in Raffaelle Villanis Apartment?“, drang Marks Stimme an ihr Ohr.
„Woher weißt du, wo ich bin?“
„Weil es überall im Internet zu lesen ist!“
Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren. Raffaelle stand auf der Schwelle. Die Ärmel seines weißen Hemdes waren hochgekrempelt und enthüllten muskulöse Unterarme.
Sie verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Ihr Mund wurde trocken. „Keine Panik“, sagte sie und senkte den Blick. „Ich habe Raffaelle die Situation erklärt.“ Sein Name kam ihr nicht leicht über die Lippen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er spöttisch
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