JULIA EXTRA BAND 0272
zu.
Tilda. Niemand hatte sie bislang so genannt, und Matilda musste zu ihrem Bedauern feststellen, dass es ihr gefiel. Es war ganz so, als wären sie ein echtes Paar und Tilda sein Kosename für sie.
„Du und Hugh habt separate Zimmer?“, fragte Matilda ein paar Minuten später, als sie das äußerst feminine Schlafzimmer begutachtete, das ihre Mutter bewohnte.
„Hugh hielt es nicht für richtig, dass wir uns ein Zimmer teilen, zumal nicht, da seine Mädchen mit den Kindern da sind. Weißt du, wir sind nicht so modern wie ihr, Matilda. Hier, zieh das an. Für mich ist es ein bisschen zu groß, aber an dir wird es vermutlich wunderbar sitzen.“
Matilda nahm das bernsteinfarbene Kleid entgegen, das ihre Mutter gerade aus dem Schrank genommen hatte, und beäugte es skeptisch.
Sie sah das Label und schüttelte den Kopf. „Ist das nicht dieser Designer, der diese wahnsinnig aufreizenden Kleider entwirft, die nur Filmstars tragen?“, fragte sie vorwurfsvoll.
„Darling, es war Sommer, als ich es in St. Tropez gekauft habe – alle haben seine Sachen angehabt, und ich habe mich einfach darin verliebt. Beinahe hätte ich es an dem Abend getragen, an dem ich Hugh kennengelernt habe, aber dann habe ich mich doch anders entschieden.“
Matilda trat an den Spiegel des Kleiderschranks und hielt sich das Designerstück vor. „Das ist kein Kleid“, protestierte sie. „Das sind ein Dutzend Stoffstreifen, die so tun , als wären sie ein Kleid.“
„Sweetheart, das ist das Geheimnis seines Stils – er kreiert wahnsinnig raffiniert. Warte einfach ab, bis du es anprobiert hast. Du kannst mein Bad benutzen.“ Ungeduldig scheuchte sie Matilda in den opulenten Raum, der ganz in Golddekor gehalten war. „Oh, und warum legst du nicht ein bisschen mehr Make-up auf? Du kannst auch diese wunderbare Körperlotion benutzen, die ich habe.“
Matilda schloss entschieden die Tür zwischen ihnen.
Zuerst duschte sie und benutzte dann tatsächlich die Lotion, die ihre Mutter erwähnt hatte, denn ihre Haut fühlte sich trocken an. Die Creme war parfümiert und hatte einen Goldschimmer. Matilda konnte nicht anders und schnupperte fasziniert daran, während sie sie auftrug.
Und jetzt zu dem Kleid …
„Matilda? Was machst du denn nur da drin …? Bist du noch nicht fertig?“ Annabelle klopfte nervös an die Badezimmertür. Als sie keine Antwort erhielt, drückte sie die Klinke hinunter. Zu ihrer Erleichterung war die Tür nicht verschlossen.
Matilda stand in der Mitte des Raums, trug das Designerkleid und starrte sich im Spiegel an.
„Oh, mein Gott!“, hauchte Annabelle.
„Ja, richtig“, entgegnete Matilda grimmig. „Mum, ich kann das unmöglich tragen.“
„Warum nicht? Du siehst umwerfend aus.“
„Schau mich doch an. Es ist viel zu tief ausgeschnitten. Ich sehe aus wie eine … ein Callgirl.“
„Es tut mir leid, wenn ich euch beide unterbreche, aber Hugh hat mich raufgeschickt, um zu sehen, wo ihr bleibt. Er behauptet, dass er am Verhungern ist.“
„Silas“, strahlte Annabelle. „Sie sind genau die Person, dieich jetzt brauche. Kommen Sie her, und sagen Sie Matilda, dass sie aufhören soll, sich so dumm anzustellen. Das Kleid steht ihr fantastisch, aber sie behauptet, sie würde darin wie eine Prostituierte aussehen.“
Matildas Wangen brannten, als Silas in seinem Dinner-Jackett an die Tür trat und sie aufmerksam musterte. „Sie hat recht“, meinte er schließlich, fügte dann aber sanft hinzu: „Und auch nicht. Sie sieht aus wie eine sehr teure Frau mit Stil – die Frau eines reichen Mannes.“ Er bot seinen Arm an. „Darf ich das Vergnügen genießen, euch beide nach unten zu geleiten? Denn wenn nicht, dann sollte ich euch vorwarnen, dass Hugh gleich heraufkommt, und seine Laune ist nicht besonders gut.“
Silas lächelte, doch Matilda schockierte es, zu sehen, wie verängstigt ihre Mutter plötzlich wirkte. Wenn sie allein gewesen wären, hätte sie sie rundheraus gefragt, ob sie sich vor Hugh fürchtete.
Annabelles Nervosität legte sich auch nicht, als sie fünf Minuten später auf ihren Verlobten zueilte, der an der Tür zum Salon ungeduldig auf sie wartete. Sie entschuldigte sich überschwänglich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Matilda fiel es äußerst schwer, ihre wachsende Sorge zu kontrollieren, was die Heiratspläne ihrer Mutter anging.
Unauffällig schaute Matilda auf die Uhr und seufzte erleichtert, als sie sah, dass es beinahe Mitternacht war. Der heutige Abend musste
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