JULIA EXTRA BAND 0273
eigener Erfahrung, worüber ich spreche.“
Der Mann verzog höhnisch den Mund. „Selbstverständlich. Freut mich für Sie.“
„Danke“, sagte sie brav wie ein Schulmädchen und hielt sich zurück, bis Max sich endlich verabschiedete.
„Du magst ihn auch nicht“, stellte Kayla fest.
Duardos Gesicht blieb verschlossen. „Ich habe Gründe, ihm nicht zu trauen.“
„Ein alter Bekannter von dir?“
„Noch aus meiner Jugendzeit in New York.“
„Ihr seid also Rivalen.“
Mehr als das! Denn während Duardo längst schon das Recht respektierte und Gesetze befolgte, führte Max das Leben eines Wolfes im Schafspelz der Wohlanständigkeit.
Duardo hätte gerne mit diesem Mann gebrochen. Aber er fühlte sich an sein Ehrenwort gebunden. Er hatte es Marlenas Vater gegeben und versprochen, sich um seine Tochter zu kümmern.
Kayla erwartete keine Antwort, lächelte und schaute sich um. Sie fühlte sich beobachtet, spürte förmlich die stechenden Blicke in ihrem Rücken und entdeckte schließlich, dass es Max war, der sie aus sicherer Entfernung musterte. Sein Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich und finster, ja fast bösartig. Er machte ihr beinahe Angst.
Bald würden sich die Türen zum Festsaal öffnen und alle anden reservierten Tischen Platz nehmen. Sie kannte das Zeremoniell. Oft genug hatte sie ihre Eltern zu solchen Wohltätigkeitsveranstaltungen begleitet. Damals waren Reichtum, Ansehen und Sorglosigkeit etwas Selbstverständliches für sie gewesen. Inzwischen gab sie sich keinerlei Illusionen mehr hin. Weder über das Leben noch über die Liebe.
Es war nicht einfach, sich so verändert und als Duardos Frau wieder in den gleichen Kreisen wie früher zu bewegen. Sie rechnete mit Feindseligkeiten. Wer würde als Erster den Stein nach ihr werfen?
Duardo Alvarez war ein mächtiger Mann. Kaum jemand wagte es, ihm in die Quere zu kommen. Aber diese Skrupel mussten nicht unbedingt für seine Frau gelten. Vor allem nicht für eine, um deren familiäre Vergangenheit so viele Gerüchte rankten.
„Viel Glück für euch beide!“
Da stand es, das Model, dessen Gesicht jeder kannte, weil die große schlanke umwerfend schöne Frau für eine große Kosmetikfirma Werbung machte. Elyse zwinkerte Kayla zu. „Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen um Duardo zu machen.“
„Wirklich?“, sagte Kayla, weil ihr nichts Besseres einfiel.
„Zu viele Frauen um ihn herum, aber keine an seiner Seite.“
Manchmal erübrigten sich Worte. Kayla lächelte amüsiert.
„Wir sehen uns später.“ Und schon war Elyse wieder in der Menge verschwunden und hinterließ eine Wolke schweren Parfums.
„Meint sie das ernst?“, fragte Kayla.
Duardo schlang den Arm um ihre Taille. „Die Türen werden geöffnet, lass uns hineingehen.“
Sie saßen an einem prominenten Tisch, und Kayla entdeckte mit Unbehagen, dass eine der bekanntesten Wohltätigkeitsdamen dort ebenfalls Platz nahm. Sie hieß Marjorie Markham, ihr Mann Tom oder Tim. Marjorie verfügte über eine spitze Zunge und machte keinen Unterschied zwischen Fakten und Fiktion. Kurzum, sie war eine unerträgliche Klatschtante und Gerüchteköchin.
Und dann setzten sich auch noch Benito und Samara Torres zu ihnen, Samara ausgerechnet neben Duardo. Das hatte Kayla gerade noch gefehlt.
Auch die restlichen sechs Stühle wurden bald besetzt. Von einem Richter und seiner Frau, einem jungen Mann und seinerFreundin sowie einer französischen Mutter mit Tochter.
Die Zusammensetzung der Runde versprach eine Unterhaltung, die nach strengen Höflichkeitsregeln ablief. Hier kam es allein auf die bewusst gesetzten Nuancen an. Mehr Freiheit ließ die gesetzte Redeweise nicht zu. Jeder bemühte sich, seine gesellschaftliche Rolle ohne Fehler zu spielen.
Kellner schenkten Wein ein und nahmen Bestellungen auf. Danach hielt die Vorsitzende des Wohltätigkeitclubs eine Begrüßungsansprache.
„Ich habe nicht mit deinem Kommen gerechnet, Darling“, sagte Samara zu Duardo, als die Vorspeise serviert wurde. „Ich habe euch in den Flitterwochen vermutet. Aber wenn ich mich recht erinnere, dann kamen schon die ersten irgendwie nicht recht zustande.“ Sie erhob ihr Glas und lächelte in die Runde. „Auf die Braut und den Bräutigam.“
Na, das konnte ja lustig werden.
„Wieso. Die Hochzeitsreise ging doch nach Hawaii damals“, mischte sich nun Marjorie Markham ein, als wäre sie stolz auf ihr gutes Gedächtnis. „Ursprünglich haben Sie doch auch dort geheiratet.“
„Das stimmt.“
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