JULIA EXTRA BAND 0273
es, ihr für immer den Mund zu verschließen.
Als er von ihr abließ, sah sie ihn verdutzt an. Seine Miene blieb undurchdringlich, aber sein Blick schien sie zu beschwören.Die Spannung zwischen ihnen stieg ins Unerträgliche.
Bei der kleinsten falschen Bewegung, beim ersten falschen Wort konnte ein Gefühlssturm losbrechen. Dem fühlte Kayla sich nicht gewachsen. Sie atmete tief und versuchte, die Beherrschung nicht zu verlieren.
Endlich gelang es ihr, sich zurück in Höflichkeit zu flüchten. „Könntest du mir sagen, wann wir das Haus verlassen müssen?“
Er schaute auf die Uhr. „In einer Stunde und fünfzehn Minuten.“
„Ich verspreche, pünktlich zu sein.“
Das war zwar kein glanzvoller Schlusssatz, aber ein ehrlich gemeinter.
5. KAPITEL
„Duardo, Darling!“
Kayla beobachtete, wie die Gastgeberin ihn auf beide Wangen küsste und dabei kokett kicherte.
„Und dies ist also deine Frau.“ Sie schenkte Kayla ein künstliches Lächeln. „Das Bild in der Zeitung wird Ihnen nicht gerecht.“
Ja, die Fotos aus dem Restaurant waren heute Morgen tatsächlich in den Zeitungen erschienen. Und jetzt am Abend fühlte Kayla sich wie auf der Bühne.
Für ihren Auftritt hatte sie sich mit einem nachtblauen langen Abendkleid aus Taft kostümiert. Es betonte ihre helle Haut und das blonde Haar. Und natürlich trug sie den Schmuck von Duardo.
„Danke“, sagte sie.
„Duardo hat Sie ja wie ein Geheimnis gehütet“, zwitscherte die Dame.
„Ach, hat er das wirklich?“
Duardo deutete einen Handkuss an. „Aus gutem Grund“, sagte er und sah ihr dabei tief in die Augen.
Er spielte den verliebten Ehemann geradezu perfekt.
„Sie kommen doch hoffentlich beide auch zu dem Festessen,was wir zu Gunsten hilfsbedürftiger Kinder geben?“
Duardo ließ Kaylas Hand los und widmete sich wieder der Vorsitzenden des Wohltätigkeitsvereins. „Das ist doch selbstverständlich.“
„Du übertreibst“, raunte Kayla ihm zu, als die Dame davongerauscht war.
„Meinst du?“ Er klang amüsiert.
Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Ja, das meine ich.“
„Wir wollen doch keine Erwartungen enttäuschen, oder?“
„Keine Sorge, ich werde nicht aus der Rolle fallen.“
„Anstrengend für dich?“
„Es geht. Ich tue mein Bestes“, versprach sie mit nicht ernst gemeinter Feierlichkeit.
Duardo gefiel ihr im schwarzen Abendanzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte. Er wirkte perfekt bis hin zu den Spitzen seiner handgearbeiteten italienischen Schuhe, den goldenen Manschettenknöpfen und der eleganten Uhr, die er am Handgelenk trug. Selbst der Duft seines Aftershave passte.
Aufmerksamkeit aber erregte er durch seine Ausstrahlung. Sie war durch all die großbürgerliche und vornehme Oberfläche hindurch allgegenwärtig und spürbar. Es war das Ungezähmte, was diesen Mann so faszinierend wie gefährlich machte. Auf Frauen wirkte es geradezu wie ein Aphrodisiakum, und besonders Kayla verdrehte es den Kopf.
„Du bist wirklich für Überraschungen gut, Duardo.“
Kayla wandte sich um und entdeckte den Mann, der die Bemerkung gemacht hatte. Sie kannte ihn nicht, und dem ersten Eindruck nach hielt sie ihn für wenig Vertrauen erweckend.
„Man darf wohl gratulieren.“ Das klang ganz und gar nicht herzlich, sondern eher barsch.
„Max“, begrüßte ihn Duardo kühl.
Der Mann hob eine Braue. „Willst du mich nicht bekannt machen?“
Irgendetwas gefiel Kayla nicht an dieser Person, aber sie wusste nicht, was.
„Kayla, meine Frau.“ Duardo zögerte ein wenig. „Maximillian Stein. Er ist mit der Schauspielerin Marlena Stein verheiratet.“
Max verbeugte sich. „Marlena muss sich für den heutigenAbend entschuldigen. Sie fühlt sich nicht wohl. Aber sie lässt Grüße und Glückwünsche zur Eheschließung ausrichten.“ Er lächelte breit. „Geborene Enright-Smythe und geschiedene Alvarez. Interessant.“
Doch sein Blick blieb ausdruckslos, als er Kaylas Hand umschloss, und die Art, wie er sie drückte, war ihr unangenehm. „Handelt es sich um eine Rettungsaktion oder um eine Revanche?“
Kayla schaute anhimmelnd zu Duardo auf. „Soll ich ihm antworten, oder willst du es tun, Darling?“ Sie streichelte seine Wange und schob dann ihre Hand in seine.
„Verrate du es, querida.“
„Es handelt sich um Liebe“, sagte sie mit treuherzigem Augenaufschlag zu Max. „Um die große wahre Liebe.“
Als Max die Stirn runzelte, fügte sie mit heller Stimme hinzu. „Ich hoffe, Sie wissen aus
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