JULIA EXTRA BAND 0273
Brendan wieder mit Charles. „Sehen Sie die Ponys?“
„Ja, ich …“, begann er, als sich plötzlich eine Gestalt aus der Menschenmenge löste. Es war Laurel.
Charles’ Herz begann heftig zu schlagen, doch mit Laurelskurvigem Körper, der durch ihre verblichenen Jeans und den Ausschnitt ihres aprikosenfarbenen T-Shirts betont wurde, hatte es, wie er sich einredete, rein gar nichts zu tun.
„Ich habe sie entdeckt“, sagte er und klappte das Handy zu. Dann eilte er mit großen Schritten auf Laurel und Penny zu.
Penny aß bunte Zuckerwatte, von der ihr Gesicht blau gepunktet war. Sie lächelte strahlend und wirkte so glücklich, dass Charles erstaunt innehielt. Dann fiel sein Blick auf Laurel, die sehr nervös wirkte. Ob etwas passiert war? Hatte jemand sie bedroht?
„Laurel!“ Charles rannte zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern.
„Ich bin so froh, dass Sie hier sind“, sagte sie mit bebender Stimme und ließ sich gegen ihn sinken.
Als würde ihnen plötzlich auffallen, wie merkwürdig sie sich verhielten, lösten sie sich voneinander.
„Jemand teilte mir mit, Sie und Penny wären hier.“
„Wer war das?“, wollte Laurel wissen.
„Einer meiner Mitarbeiter hat Sie gesehen und mich angerufen.“
Eben noch hatte sich Panik auf ihrem Gesicht gespiegelt, die dann in Erleichterung übergegangen war. Jetzt jedoch wirkte Laurel aufgebracht. „Der Typ da drüben zufällig?“ Sie wies auf einen unauffälligen Mann mittleren Körperbaus, der sich zurückzog, als sie auf ihn zeigte.
Toller Privatdetektiv, dachte Charles. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er wahrheitsgemäß. „Wahrscheinlich ist er es.“
„Was soll das heißen, ‚wahrscheinlich ist er es‘?“, fragte Laurel. „Haben Sie nicht gerade gesagt, er würde für Sie arbeiten?“
„Der Mann beobachtet Laurel schon die ganze Zeit“, berichtete Penny und schob sich noch mehr Zuckerwatte in den Mund. „Bestimmt findet er sie hübsch“, fügte sie kauend hinzu. „Das findest du sicher auch, stimmt’s, Daddy?“
Charles blickte von seiner Tochter zu Laurel. Ja, sie war tatsächlich hübsch. Aber es war falsch gewesen, dass sie Penny gegen seinen ausdrücklichen Wunsch hierher gebracht hatte.
„Komm, Darling“, sagte Laurel zu Penny, die zum Glück keine Antwort zu erwarten schien. „Wir machen jetzt schnell dein Gesicht sauber, damit wir nach Hause fahren können.“
„Aber Daddy hat gar nicht …“, protestierte die Kleine, doch Laurel ließ sie nicht ausreden.
„Wir müssen uns beeilen.“ Sie zog Penny mit sich, ohne Charles noch einmal anzusehen.
Offenbar wusste sie also, dass sie etwas Falsches getan hatte. Schade, dass sie es trotzdem nicht unterlassen hat, dachte Charles. Wie sollte er angesichts dieser absoluten Missachtung seiner Anweisungen reagieren?
Als sie zurückkamen, war Pennys Gesicht wieder sauber, doch an ihrem glücklichen Lächeln hatte sich nichts geändert. Laurel dagegen besaß die Unverfrorenheit, noch immer aufgebracht zu sein, weil der Mann ihnen gefolgt war. Es war unglaublich!
Wie ein verspieltes Hündchen lief Penny ausgelassen vor ihnen her. Charles war froh darüber, denn was er Laurel zu sagen hatte, war nicht für die Ohren seiner Tochter bestimmt.
„Ich kann nicht glauben, dass sie meine Befehle einfach missachtet haben“, begann er, als sie nebeneinander hinter Penny hergingen.
„Befehle?“, wiederholte Laurel ruhig.
„Von mir aus können Sie auch ‚Anweisungen‘ dazu sagen.“ Das war ja wieder typisch von Laurel, sich an Wortklaubereien aufzuhalten. „Wünsche.“ Nein, dachte Charles, ich werde nicht nachgeben. Schließlich ist sie meine Angestellte. „Befehle“, nahm er seinen Einlenkungsversuch energisch zurück.
„Ich wusste nicht, dass es mir verboten war, herzukommen.“
„Das war es auch nicht“, entgegnete Charles kurz angebunden. „Aber es war Ihnen nicht erlaubt, meine Tochter hierher zu bringen.“
„Schon gut, ich weiß ja“, gab Laurel zu. „Sie haben mich gebeten, nicht mit Penny zum Fest zu gehen, Sie sind ihr Vater und mein Chef, und ich hätte es nicht tun dürfen. Nur …“ Sie wies auf Penny. „Sie sehen doch selbst, wie glücklich Ihre Tochter ist! Ich wusste, wie gut ihr dieser Ausflug tun würde, aber Sie wollten es einfach nicht verstehen.“
„Oh doch. Mir war durchaus klar, wie sehr Penny das Fest gefallen würde“, entgegnete Charles gelassen. „Das Problem war und ist, dass Sie nicht begreifen, wie gefährlich es ist,
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