JULIA EXTRA BAND 0273
blickte sich interessiert um.
Ja, dachte Laurel, erwiderte jedoch: „Nein, ich war nur mit den Gedanken ganz woanders.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Komm, wir gehen zur Hüpfburg, das haben wir noch nicht ausprobiert.“
Das war eine gute Idee, denn dort wären sie nach außen hin geschützt. In Sicherheit, dachte Laurel.
„Juhu!“ Penny ließ ihre Hand los und rannte auf die Hüpfburg zu.
Laurel erschrak so sehr, dass ihr Herz heftig zu schlagen begann. „Warte auf mich, Penny!“, rief sie, rannte der Kleinen nach und umfasste ihre Schultern. Diesmal achtete sie darauf,nicht zu fest zu greifen, doch ihre Panik ließ nicht nach. Was soll ich nur tun, fragte sie sich verzweifelt.
Vielleicht war alles ja auch reine Einbildung. Dennoch musste sie vorsichtig sein. Wenn ihr wirklich jemand folgte, würde er sich nicht damit begnügen, sie beim Dosenwerfen zu beobachten.
Nein. Sie wollten sich an ihr rächen. Laurel sollte mit dem Leben bezahlen.
„Ich bedaure, dass ich Sie bei einem dringenden Termin stören muss, Mr. Gray, aber es gibt da etwas, das Sie wissen sollten.“
„Einen Moment.“ Charles hielt den Hörer mit der Hand zu und sagte zu den Mitarbeitern der Marketing-Abteilung: „Es handelt sich um einen sehr wichtigen Anruf, den ich entgegennehmen muss. Bitte, arbeiten Sie einen neuen Entwurf aus, und sehen Sie sich dabei auch andere gängige Etiketten an. Immerhin konkurrieren wir um das Interesse jüngerer Zielgruppen.“
Als alle hinausgegangen waren, nahm er das Gespräch mit Brendan Brady wieder auf. „Haben Sie etwas Wichtiges herausgefunden?“
„Nein, noch nicht.“
„Warum, verdammt noch mal, rufen Sie dann an?“, fragte Charles aufgebracht. Immerhin hatte er wegen des Telefonats ein wichtiges Meeting unterbrechen lassen, bei dem besprochen wurde, wie die Etiketten der Weinflaschen nach fünfzig Jahren neu gestaltet werden.
„Einer meiner Männer rief gerade an. Er sagt, Miss Midland und Ihre Tochter wären in Chapawpa.“
„Was ?“
„Nach unserem letzten Gespräch hatte ich ihn beauftragt, Miss Midland zu überwachen. Es ist manchmal schwer, Informationen aus dem Ausland zu bekommen. Da kann es sehr hilfreich sein, wenn man jemanden einfach beschattet. So bekommt man Hinweise darauf, wo man suchen muss.“
Die Einzelheiten des Detektivalltags interessierten Charles in diesem Augenblick herzlich wenig. „Sie meinen also, Miss Midland befindet sich in Chapawpa?“
„Ja, beim …“ Das Knistern von Papier war zu hören. „… beim River Witch Festival. Einem Halloween-Fest mit …“
„Ich mache mich sofort auf den Weg“, fiel Charles ihm ins Wort. „Sie haben ja meine Handynummer. Ich möchte, dass Sie mit Ihrem Mitarbeiter in Kontakt bleiben und mir umgehend Bescheid geben, sobald Miss Midland sich von der Stelle bewegt – und wenn es nur wenige Meter sind.“
„Alles klar“, erwiderte Brendan.
„Danke“, sagte Charles. „Ich weiß Ihre Arbeit zu schätzen.“
Zwanzig Minuten später fuhr er an dem Holzschild vorbei, dessen geschnitzte Inschrift lautete: „Herzlich willkommen in Chapawpa. Wenn Sie hier wohnen würden, wären Sie jetzt zu Hause.“
„Und wenn nicht – viel Glück beim Parkplatzsuchen“, fügte Charles fluchend hinzu, als er an einem Parkplatz den handgeschriebenen Hinweis sah: „Besetzt. Bitte versuchen Sie es in der Windjammer Street.“
Weil er dafür keine Zeit hatte, stellte Charles den Wagen im Halteverbot ab. Lieber wollte er eine saftige Strafe zahlen, als wertvolle Zeit verlieren, während seine kleine Tochter mitten in der Menschenmenge war – ohne ausreichenden Schutz. Er hätte Laurel Midland am liebsten erwürgt!
Das war sicher ein vernünftigerer Impuls als der, den er bei ihrem Gespräch in der Bibliothek verspürt hatte. Da hatte Charles sie absichtlich immer wieder gereizt, damit sie ihm widersprach. Er hatte auf ihr Lächeln gelauert und gehofft, jenes humorvolle Funkeln zu entdecken, dass sich manchmal in ihren Augen zeigte. Doch jetzt hatte er nur noch eins im Kopf: Er wollte die beiden finden und sie zurück nach Gray Manor bringen.
Charles klappte sein Handy auf und rief Brendan Brady an. „Wo ist sie jetzt?“, fragte er.
„Einen Moment.“ Brady schien ein anderes Telefon zur Hand zu nehmen. „Beim was? Beim Clown-Zirkus?“
Charles ließ den Blick über den Platz gleiten und versuchte, etwas zu entdecken, das nach einem „Clown-Zirkus“ aussah.
„Ach so, bei den Ponys also.“ Jetzt sprach
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