JULIA EXTRA BAND 0273
geradewegs auf sie zukam.
„Du meine Güte, was haben Sie denn mit Ihren Haaren gemacht?“
Seine offensichtliche Missbilligung traf Kate. Es schwächte ihr neu erworbenes Selbstvertrauen empfindlich. Nur weil sie entschlossen war, sich nichts anmerken zu lassen, hob sie das Kinn und erwiderte kämpferisch: „Na so was. Ich wusste gar nicht, dass für meine Tätigkeit hier eine bestimmte Frisur vorgeschrieben ist.“
Daraufhin konnte Santino sie lediglich verdutzt ansehen. Kate hielt seinem Blick so lange stand, bis er sich abwandte. Der nächste Punkt ging auch an sie, weil sie in munterem Ton sagte: „Guten Morgen, Santino. Ich würde ganz gern ein paar Dinge mit Ihnen besprechen.“
„Was denn zum Beispiel?“ Er widmete ihr wieder seine Aufmerksamkeit, indem er Kate von Kopf bis Fuß taxierte.
„Zum Beispiel, dass es auf dem Set schon seit gestern kein warmes Wasser gibt“, fuhr Kate fort. „Außerdem lässt der Cateringservice ziemlich zu wünschen übrig. Der Toast war heute verbrannt, und Eier gab es auch nicht genug …“
„Ach ja?“, murmelte Santino.
Während Kate den Ausdruck in seinen Augen zu deuten versuchte, bekam sie schlagartig Herzklopfen. „Ja, und das ist noch nicht alles …“
„Vorerst schon.“ Er nahm sie am Arm und zog sie mit sich fort, bis sie außer Hörweite waren. „Hören Sie, ich habe vorhin versucht, Sie anzurufen. Ich wollte Sie darüber informieren, was ich für heute geplant habe. Weder im Hotel noch über Cordelias Handy waren Sie erreichbar. Sie müssen mir Ihre Handynummer geben, Kate. Ich möchte Sie jederzeit sprechen können, auch wenn Sie nur ein paar Tage für mich arbeiten.“
Kate schluckte, bevor ihr eine zurechtweisende Antwort entschlüpfte. Das passierte, wenn man das Kleingedruckte vor dem Unterschreiben nicht las. Offenbar erwartete Santino, dass sie ihm vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stand – und eine Frisur seiner Wahl trug.
„Gehen wir“, sagte er kurz angebunden. „Alles Weitere besprechen wir beim Frühstück.“
„Frühstück?“ Bitte nicht! Nicht schon wieder ein Essen mit Santino. Nicht schon wieder dicht bei ihm sitzen … so dicht, dass ihr Kopf ganz leer wurde und sie keinen klaren Gedanken mehr zustande brachte.
„Aber … aber haben wir denn Zeit, um zu frühstücken?“, wandte sie ein.
Er blieb stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Als sie sein herablassendes Lächeln sah, begann Kates Herz wieder zu hämmern.
„Ich bin der Boss, Kate. Wenn ich sage, wir haben Zeit, dann haben wir Zeit.“
Kate sank der Mut, als der schwarz glänzende Maserati vor dem Hotel hielt. Santino war mit ihr in die Berge gefahren, die Fahrt hierher hatte Stunden gedauert. Wegen des dichten Verkehrs in den Vororten hatten sie sich nur im Schneckentempo dem Ziel genähert. Kate konnte wahrscheinlich von Glück sagen, wenn sie es noch rechtzeitig vor Feierabend ins Studio schafften. Dabei hatte sie dort alle Hände voll zu tun.
„Sind Sie bereit?“, fragte Santino, während er sein Fenster herunterließ, um dem Hotelpagen den Autoschlüssel zu reichen.
„Sie sind der Boss, sagen Sie es mir“, erinnerte sie ihn mit leisem Spott. Eilig stieg sie aus und blickte an der beeindruckenden Fassade des hellen Sandsteingebäudes hoch.
„Findet es Ihre Zustimmung?“, erkundigte sich Santino nichtweniger spöttisch, ohne eine Antwort abzuwarten.
Dieses Hotel fiel etwa in dieselbe Kategorie wie das erste Restaurant, in das er Kate am vergangenen Abend geführt hatte. Diesmal sagte sie jedoch nichts. Eine Alternative gab es in den Bergen wohl ohnehin nicht.
„Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier“, bekannte Santino mit einem Mal, während er mit ihr zum Eingang ging.
Kate bekam Herzklopfen. Was hatte er vor? Und warum brachte er sie in ein so abgelegenes vornehmes Hotel, obwohl sie jetzt arbeiten sollte?
Beinah hatten sie den Eingang erreicht, da schwang die Drehtür auf. Zwei Männer kamen herbeigeeilt, um die Gäste freudig zu begrüßen.
„Signor Rossi.“ Der eine, den Kate für den Geschäftsführer hielt, neigte ehrfürchtig den Kopf. „Willkommen. Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen. Was können wir für Sie tun?“
„Wie ich sehe, hat La Pergola geschlossen, aber …“
„Geschlossen? Nicht für Sie, Signor Rossi.“
„Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen, Fritz. Darf ich vorstellen … Ms. Mulhoon kommt aus England.“
„Ich gebe sofort dem Küchenchef Bescheid.“
Santino hob eine Hand.
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