JULIA EXTRA BAND 0273
sie bereits gestern Abend geführt. Mit allen Mitteln hatte Caddy sie überreden wollen, zu dem Abendessen mit Santino eine hautenge, auf den Hüften sitzende Jeans von ihr anzuziehen. Kate hatte sich standhaft geweigert.
„Himmel, Caddy, fang jetzt bloß nicht wieder damit an! “Verzweifelt fuhr sie sich durchs Haar.
„Danke, dass du mich an deine Frisur erinnerst“, sagte Caddy tapfer. „Ehrlich, ich finde, du könntest dir ruhig mal ein paar Strähnchen …“
„Kommt überhaupt nicht infrage.“ Kate war gerade dabei, sich einen Nackenknoten zu machen.
„Und wenn du es wenigstens einen Zentimeter schneiden lässt? Leicht stufig vielleicht? Einfach damit es etwas weniger streng …“
„Mir gefällt mein Haar genau so, wie es ist. Außerdem, was soll Santino von mir halten? Ich kann doch nicht an meinem ersten Arbeitstag mit einer neuen Frisur und in knallengen Jeans erscheinen.“
„Ach! Seit wann interessiert dich, was der von dir denkt?“
Dummerweise schon die ganze Zeit, dachte Kate, aber sie behielt es für sich.
„Bei den Jeans stimme ich dir ja vielleicht noch zu“, räumte Caddy ein.
„Natürlich habe ich recht. Am besten ist, wenn du jetzt gleich bei der Rezeption anrufst und versuchst, meine Kostüme zurückzubekommen.“
Wortlos marschierte Caddy durchs Zimmer und begann in einer ihrer teuren ledernen Einkaufstaschen zu suchen. Schließlich zog sie ein Kleidungsstück heraus und hielt es triumphierend hoch. Es war ein goldgelbes Kleid aus weichem Kaschmir,eng, aber nicht zu kurz, mit dezenten Trompetenärmeln und einem nicht zu gewagten V-Ausschnitt.
„Es ist wirklich hübsch, nur leider nichts für mich“, wehrte Kate entschieden ab. „Außerdem hast du es selbst noch nie getragen“, fügte sie mit Blick auf das Preisschild hinzu, das noch an dem Ärmel baumelte.
„Na und? Deswegen kann ich es dir doch trotzdem leihen, oder? Wo du im Moment nichts anzuziehen hast“, schloss Caddy.
Sie saß in der Falle. Das Hotel machte einen in jeder Hinsicht so professionellen Eindruck. Dass die Kostüme noch nicht in der Reinigung gelandet waren, konnte Kate sich kaum vorstellen. Sie würde sie erst in vierundzwanzig Stunden zurückbekommen, und bis dahin brauchte sie eine Notlösung.
„Und die hier auch“, beharrte Caddy und zeigte auf die passenden Schuhe.
„Nein“, erklärte Kate kategorisch. Die Begeisterung ihrer Cousine benötigte einen Dämpfer. Sie schwenkte ein paar bildschöne cremefarbene Wildlederstiefel mit halbhohem Absatz. Seitlich geschnürt, reichten sie bis zum Knie. Als Kate den Markennamen auf dem Karton las, ahnte sie, dass sie ein Vermögen kosteten.
„Warum nicht?“ Herausfordernd begutachtete Caddy die Stiefel.
„Aber sie sind so empfindlich. Womöglich ruiniere ich sie dir noch.“
„Du?“ Caddy zog belustigt die Augenbrauen hoch. „Das glaube ich kaum.“
„Aber meine Schuhe sind im Schlafzimmer. Ich hole sie …“
Sie kam nur bis zur Tür, dort hielt ihre Cousine Kate auf. „Wenn du auch nur eine Sekunde glaubst, ich erlaube dir, mein göttliches Kleid mit diesen flachen Latschen zu tragen, musst du verrückt sein, Kate Mulhoon. Du bist meine Managerin, erinnerst du dich? Dementsprechend musst du dich auch kleiden.“
Sie runzelte die Stirn, während sich Caddy ins Schlafzimmer zurückzog. Das verführerische Outfit lag direkt vor Kate. Diesmal hatte Caddy gewonnen.
Kate kam früh auf dem Set an, sodass ihr noch Zeit blieb. Also fasste sie sich ein Herz und überließ sich den erfahrenenHänden von Caddys Stylistin. Eine Dreiviertelstunde später blickte Kate verunsichert in den Spiegel. Im ersten Moment erschrak sie, als sie den neuen Schnitt sah. Wenig später musste sie zugeben, dass ihr die neue Frisur wirklich gut stand.
„Und was ist mit deinem Gesicht?“, erkundigte sich Caddie, nachdem sie die Veränderung gebührend bewundert hatte. „Das könnte auch eine kleine Auffrischung vertragen.“
„Ist es denn wirklich so schlimm?“, fragte Kate lächelnd.
„Noch viel schlimmer.“ Caddie lachte.
Als Kate schließlich mit der Arbeit begann, wirkte sie völlig verändert. Mit dem hübschen goldgelben Kleid, den eleganten Stiefeln und der neuen Frisur zog sie mehr Aufmerksamkeit auf sich als jemals zuvor im Leben. Anfangs war es ihr irgendwie peinlich. Doch sie gewöhnte sich rasch daran, bald fühlte sie sich sogar wohl damit. Absolut wohl. Bis zu dem Moment, in dem Santino auf dem Set auftauchte und mit langen Schritten
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