JULIA EXTRA BAND 0273
noch nie empfunden.“
„Ich auch nicht.“
„Sollten wir lieber aufhören?“
Natürlich sollten wir, dachte Laurel atemlos. Aber ob sie das könnte? Nein, auf gar keinen Fall.
„Noch ein bisschen“, sagte sie und presste die Lippen auf seinen Mund.
Heißblütig erwiderte Charles ihren Kuss. Dann begann er, Laurels Gesicht mit dem Mund zu liebkosen. Sie ließ den Kopf in den Nacken sinken, während er sanft ihre Wangen und dann ihren Hals küsste.
„Sollen wir in mein Schlafzimmer gehen?“, fragte er, den Mund ganz nah an ihrer Haut.
„Das würden wir sicher bereuen“, erwiderte Laurel.
„Da hast du wahrscheinlich recht.“ Charles küsste ihren Mund, und als sie sich an ihn schmiegte, war die Verlockung, der Sehnsucht nachzugeben, fast übermächtig.
Laurel wollte mehr, doch das war nicht möglich. Denn wenn sie noch weiter ginge, würde sie sich emotional so sehr binden, dass sie verloren wäre. Und schon jetzt empfand sie mehr für Charles Gray, als sie je für einen Mann empfunden hatte. Außerdem hatte sie in ihrem Leben bereits zu viel Schmerz und Leid ertragen müssen, um ein solches Risiko einzugehen.
Deshalb löste sie sich von ihm, so schwer es ihr auch fiel. „Wir müssen miteinander reden“, sagte sie.
„Tatsächlich?“ Charles wirkte noch ein wenig benommen von der aufgebrandeten Leidenschaft.
Auch Laurel ging es so, und genau deshalb wollte sie ein unverfängliches Thema anschneiden. „Ja.“ Sie schluckte. „Nächste Woche kommt etwas sehr Wichtiges auf uns zu.“
Sie wich einen Schritt zurück, zog eine Kiste heran und setzte sich darauf. „Thanksgiving“, fügte sie hinzu.
„Thanksgiving?“, wiederholte Charles verständnislos.
„Genau.“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Nächste Woche ist Thanksgiving“, sagte sie dann noch einmal, als er nicht reagierte. „Am Donnerstag.“
Charles überlegte. Donnerstag musste er nach Napa. „An dem Tag gehe ich auf eine Geschäftsreise.“
„Das kannst du doch nicht ernst meinen!“ Laurel war fassungslos. „Du fährst am Thanksgiving-Tag weg und warst dir dessen gar nicht bewusst? An diesem Tag ist der Verkehr doch schlimmer als an jedem anderen!“
Charles zuckte die Schultern. „Wenn man von einem privatenFlughafen aus fliegt, ist es halb so wild.“ Ihm wurde klar, dass dies keine sehr passende Bemerkung war. „Normalerweise gebe ich meinen Angestellten frei und gehe mit Penny zum Abendessen ins ‚Chez Rousse‘. Das ist unsere Tradition“, fügte er hinzu, denn Laurel würde sicher gleich auf die Wichtigkeit dieses Feiertages hinweisen. Doch eigentlich hätte er sich denken können, dass sie mit dieser Antwort nicht zufrieden wäre.
„Deine Tradition besteht darin, mit deiner Tochter an Thanksgiving in einem französischen Restaurant zu essen?“, fragte sie entgeistert.
Charles nickte. „Wichtig ist doch, dass die Familie zusammen ist“, verteidigte er sich. „Und nicht, wo und was man isst.“
„Natürlich spielt die Familie die Hauptrolle“, erwiderte Laurel. „Aber Truthahn mit Bratensoße, Kartoffelbrei und Süßkartoffeln sind genauso wichtig – und grüne Bohnen und Kürbiskuchen und …“
„… und sich mit Essen vollzustopfen?“
„Genau! Zusammen mit den Menschen, die einem wichtig sind – und zwar zu Hause, wo man den obersten Knopf der Hose ruhig aufmachen kann, ohne Angst zu haben, dass sie einem vor lauter fremden Leuten hinunterrutscht.“
Charles musste lachen. „Ich muss gestehen, dass mich diese Einblicke in das private Familienleben der Midlands faszinieren. Trotzdem denke ich, dass ein Essen bei ‚Chez Rousse‘ völlig ausreichen wird. Ich werde meine Sekretärin bitten, einen Tisch für dich und Penny zu bestellen.“ Als er sah, dass Laurel protestieren wollte, fügte er mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu: „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dafür sorgst, dass alles glattgeht. Penny zuliebe.“
Erneut wollte Laurel widersprechen, schien es sich jedoch anders zu überlegen. „Natürlich.“ Sie atmete ein. „Und jetzt sollte ich lieber wieder nach unten gehen – für den Fall, dass Penny aufwacht.“
Charles nickte. „In Ordnung.“ Eigentlich wollte er nicht, dass sie ging. Doch er wusste nicht, was geschehen würde, wenn sie bliebe. „Ich werde die Platten herunterbringen. Dann kannst du sie Penny morgen vorspielen, wenn sie sich wirklich dafür interessiert.“
„Sie hat sogar sehr großes Interesse“, erwiderte Laurel. „Ichfinde, du solltest ihr
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