JULIA EXTRA BAND 0273
bedeute.
„Willst du damit sagen, ich hätte demütig zu dir kommen und dich anflehen sollen, Francesca doch bitte als deine Tochter anzuerkennen? Ich frage mich nur, wie du reagiert hättest. Hättest du mir auch vorgeworfen, nur hinter deinem Geld her zu sein? Ich erinnere mich an einen Prozess und eine andere Frau …“
„Noch eine Lügnerin“, unterbrach er sie schroff.
„Was heißt hier noch eine! Ich habe dich nie belogen.“
„Du hast mir nur die Wahrheit vorenthalten.“
Und die volle Wahrheit kannte er immer noch nicht. Kate gestand sich ein, dass sie nichts entgegenzusetzen hatte. Das Kinn erhoben, blickte sie ihm stumm in die Augen. Kate erinnerte sich allzu gut an diese eine schicksalhafte Nacht der Leidenschaft – die Nacht, die ihr ganzes Leben verändert hatte.
„In Kürze wird mein Anwalt hier eintreffen. Ich habe meine Haushälterin gebeten, euch das Mittagessen zu servieren, während ich mit ihm spreche“, erklärte er nach einer Weile. „Und anschließend kannst du mit ihm reden.“
Kates Puls begann zu rasen … vor Angst. „Ich?“, brachte sie mühsam hervor. „Was soll das heißen?“
„Er wird dir erklären, was auf dich zukommt, damit du dich darauf einstellen kannst. Ich werde inzwischen mit Francesca mit dem Boot rausfahren.“ Er redete so, als ob alles bereits beschlossene Sache wäre.
„Aber es ist doch noch nichts entschieden?“ Kates Hals war wie zugeschnürt. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Tonlage eine Oktave höher kletterte.
„Es ist nur ein Vorgespräch.“
Das trug nicht zu ihrer Beruhigung bei. Und als Santino ihr wieder den Rücken zudrehte, wurde Kate klar, welche Endgültigkeit darin lag. Das Ende der direkten Kommunikation miteinander war gekommen. Das Ende oder zumindest der Anfang vom Ende. Diesen Gedanke konnte sie kaum aushalten. Der Schmerz war unerträglich. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie je aufhören würde, Santino zu lieben. Denn daran, dass sie ihn liebte und wahrscheinlich vom ersten Moment an geliebt hatte, bestand kein Zweifel. Trotz alledem.
„Wenn du wieder in England bist, möchte ich, dass du dir den besten Anwalt nimmst“, sagte er und blickte aus dem Fenster. „Die Kosten werde selbstverständlich ich tragen.“
„Das ist sehr großzügig von dir, Santino …“ Kates Kehle war inzwischen so trocken, dass sie sich fast wund anfühlte. „… aber ich will dein Geld nicht.“
„Was ist das? Stolz, Kate?“ Er drehte sich zu ihr um. „Ich dachte, Francesca ist das Wichtigste für dich.“
„Das ist sie auch. Trotzdem erledige ich die Dinge eben auf meine Art. Und ich bin noch nie im Leben irgendwem irgendetwas schuldig geblieben.“
„Du solltest auf mich hören und deinen Stolz vergessen. Es ist nur in deinem Interesse.“
„Dann entscheidest du also, was gut für mich ist?“
„Ich versuche lediglich, dir zu helfen.“ Gleichmütig zuckte er die Schultern. „Natürlich, wenn du nicht willst …“
„Nein, danke, Santino. Ich habe in England bereits einen Anwalt.“
„Hoffentlich den besten. Es soll nicht so aussehen, als hätte ich den Prozess nur gewonnen, weil ich mir den besseren Anwalt leisten kann.“
Während sie dastand und Santino musterte, fühlte sie die finstere Entschlossenheit. Auf schmerzliche Weise rief es Kate ins Gedächtnis, wie ähnlich sie und Santino sich im Grunde waren. Doch sei’s drum, sie konnten eben nicht einfach von vorn anfangen. Dafür war zu viel zwischen ihnen passiert. Und Francesca wird er nicht mehr loslassen, erkannte Kate, selbst wenn das bedeutete, dass er dafür mich zerstören muss.
„Aber das Angebot, mit deinem Anwalt zu sprechen, nehme ich dankend an. Natürlich interessiert mich, was er sagt, damit ich mich dementsprechend vorbereiten kann. Außerdem hätte ich gern eine Ausfertigung der Klageschrift.“
„Ich werde es veranlassen.“ Er schritt auf die Tür zu.
Die unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen erfüllte Kate mit mehr Angst als jede juristische Finesse, die Santino ins Spiel bringen konnte. Er durfte jetzt nicht gehen. Irgendwie musste sie sein Vertrauen zurückgewinnen, mit allen Mitteln … Selbst wenn sie dafür ihr dunkelstes Geheimnis, das zugleich ihr allergrößter Schmerz war, preisgeben musste.
Die Hand auf der Türklinke, sah er noch einmal zu Kate. „Ist noch was?“, fragte er scharf.
„Francesca wusste immer, dass sie einen Vater hat, Santino.
Ich habe sie nie belogen. Ich habe ihr erzählt …“
Damit hatte
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