JULIA EXTRA BAND 0273
noch lange nicht, dass ich mir deinen Willen aufzwingen lasse, Santino. Und Francesca wirst du ebenso wenig zu etwas zwingen. Wir werden beide noch an diesem Wochenende Rom verlassen. Um uns aufzuhalten, müsstest du uns schon einsperren.“
„Werd jetzt nicht melodramatisch.“
„Wenn du uns mit Gewalt hier festhältst, wird es vor Gericht wahrscheinlich nicht besonders gut ankommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du diese Art von Publicity genießt.“
„Willst du mich erpressen?“
„Du weißt nicht, wozu eine Mutter imstande ist, wenn sie ihr Kind beschützt.“
„Los, verschwinde! Geh mir aus den Augen!“
Kate warf erschauernd die Tür hinter sich ins Schloss.
Francesca spielte mit Meredith im Garten. Sobald die Kleine ihre Mutter erspäht hatte, rannte sie auf sie zu. Voller Feuereifer führte Francesca die süßen jungen Hunde vor.
Ihr würde es schwerfallen, sich von den tapsigen Welpen zu verabschieden, die sich übermütig herumbalgten. Da machte Kate sich nichts vor. Wieder so ein geschickter Schachzug vonSantino … Sie würde sich schon etwas einfallen lassen.
Am Spätnachmittag kam er in den Garten und verkündete: „Ich habe Meredith vorgeschlagen, dass wir alle hier übernachten, und sie findet es eine gute Idee. Damit es für Francesca nicht zu spät wird, habe ich die Haushälterin angewiesen, für sechs den Tisch zu decken.“
Damit nahm er ihr noch eine Entscheidung aus der Hand. Während Kate darum kämpfte, dass Francesca zuliebe alles so reibungslos wie möglich vonstatten ging, besetzte Santino klammheimlich eine Machtposition nach der anderen.
Trotzdem klang sein Vorschlag vernünftig. Die Fahrt nach Rom würde lange dauern, und Francesca war müde nach den vielen neuen Eindrücken … Was also blieb Kate anderes übrig, als Santinos Vorschlag zuzustimmen?
Von der großen Suite aus konnten sie auf die Stallungen und den dahinterliegenden See sehen. Francesca kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus – kein Wunder, denn einen so aufregenden Ort kannte sie bisher nicht.
Während Kate argwöhnisch beobachtete, wie ihre Tochter neugierig die fremde Umgebung erforschte, beschlich sie eine dumpfe Vorahnung. Die Pracht und die Möglichkeiten hier mussten Francesca blenden. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte Kates Sorge. Auf der Koppel vor den Stallungen stand Santino – mit einem hübschen weißen Pony am Zügel.
Kate biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab. Schon seit langem träumte Francesca von einem eigenen Pony. Würde sie bereitwillig mit ihrer Mutter nach England zurückkehren? Ihr Vater konnte ihr jeden Wunsch erfüllen. Santino war ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann, ein gewiefter Verhandlungsführer – Fähigkeiten, die er jetzt ganz offensichtlich nutzte. Er brauchte nur die richtige Währung zu finden, dann konnte er Francesca kaufen.
Erst nachdem sie ein paar Mal tief eingeatmet hatte, flachte die Panik langsam ab. Gewappnet hatte Kate sich gefühlt, mehr konnte sie im Augenblick nicht ins Feld führen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Santino so schnell und so geschickt versuchte, Francesca auf seine Seite zu ziehen. Aber würde Kate an seiner Stelle anders handeln? Und befand sich Santino nicht in einem emotionalen Ausnahmezustand? Vielleicht sollte sie froh sein, weil er seine Vaterpflichten ernst nahm. Für ihn war das alles neu. Fairerweise musste sie zugeben, dass sie ihm gegenüber einen gehörigen Vorsprung hatte …
Doch auch wenn sie sich noch so sehr bemühte, die Dinge ließen sich nicht schönreden. Es stand zu viel auf dem Spiel. Das konnte Kate keine Sekunde lang vergessen. Als Santino den Kopf in den Nacken legte und zu ihr nach oben schaute, fühlte sie sich ertappt. Schnell wich sie vom Fenster zurück. Hatte er gespürt, dass sie da stand und ihn beobachtete?
Gleich darauf kam Francesca wie ein Wirbelwind aus dem Schlafzimmer, dicht gefolgt von Meredith.
„Da unten ist ein Pony! Darf ich mit Tante Meredith runtergehen?“
„Warum nicht?“ Kate nickte Meredith lächelnd zu. Sie hatte ihre Tante schon lange nicht mehr so ausgelassen erlebt. Das Letzte, was Kate wollte, war, ihr den Tag zu verderben.
Da sie nun einmal hier waren, würde sie zunächst das Beste daraus machen. Immerhin bedeutete es für sie alle eine Art Neuanfang. Wenn Kate riesiges Glück hatte, würden sich womöglich am Ende ihre Befürchtungen als unbegründet herausstellen.
Doch als sie im Hof standen, fiel es Kate
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