JULIA EXTRA BAND 0273
haben mein Wort.“
Daniel sah fragend zu Stephanie. „Was geht hier vor?“
Doch sie zuckte mit den Schultern. Ihre alte Vermutung würde ihm nicht gefallen.
Das aufgebrachte Murmeln auf dem Flur bewies, dass nichts in Ordnung war.
Als Dominic ins Büro zurückkehrte, fragte Daniel: „Dom, wer waren diese Typen?“
„Alte Freunde.“ Er war blass. „Niemand, den du kennst.“
Jetzt wusste Stephanie mit Sicherheit, dass er log. Demnach suchte Dominic doch keine Investoren für das Unternehmen seines Bruders. Hier stimmte ganz entschieden etwas nicht. Ob sie wollte oder nicht, sie musste John darüber informieren.
Als sie zu Daniel sah, sank ihr das Herz. Sie würde seinen Bruder des Verrats beschuldigen. Und Daniel würde sie dafür hassen.
8. KAPITEL
„Gefällt es dir?“, rief Daniel ihr über die Schulter zu.
Stephanie bettete den Kopf auf seine Schulter und antwortete an seinem Ohr: „Es ist wunderbar.“
Die Arme fest um seine Taille geschlungen, so rauschten sie durch die Straßen Londons. Was für ein wundervolles Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit, dachte Stephanie. Wäre es nach ihr gegangen, würde diese Fahrt niemals enden. Doch irgendwann drosselte Daniel das Tempo und parkte die Maschine in einer Haltebucht.
„Heute Nacht sind wir mal Touristen“, erklärte er und halfihr beim Absteigen.
„So?“ Sie schüttelte ihr Haar und war sich vollkommen bewusst, wie zerzaust und wild sie aussah mit ihrer offenen Mähne und dem geröteten Gesicht.
„Du bist wunderschön.“ Daniel küsste sie auf die Nase. „Aber deine Nase ist kalt.“
Auf den Zehenspitzen revanchierte sie sich und gab ihm ebenfalls einen Kuss auf die Nasenspitze. „Deine auch.“
Dann nahm sie seine Hand. „Wohin gehen wir?“
„Zuerst dorthin.“ Er zeigte auf das berühmte Riesenrad, das London Eye. „Und dann weiter.“
Selbst so spät im Herbst war das Themse-Ufer noch sehr belebt. Sie kauften Tickets und stellten sich in die Warteschlange, bis sie in eine Gondel steigen konnten. Je höher sie stiegen, desto verzauberter wirkten die Gebäude und Menschen unter ihnen.
„Ich fühle mich wie in einem Traum“, sagte Stephanie glücklich.
Daniel lächelte und sah aus dem Fenster. Auch die anderen Touristen in der Gondel bewunderten die Aussicht mit den vielen Sehenswürdigkeiten.
In alle Richtungen breitete sich London aus, durchzogen von der berühmten Themse. Im Westen ging die Sonne unter. Nebel und Dunst verschleierten die Landschaft. Vereinzelte Strahlen stahlen sich durch den dichten Schleier und tauchten die Stadt in ein einzigartiges Zwielicht.
South Bank, das Südufer und kulturelle Mekka der Kunst-, Musik- und Theaterliebhaber hatte Stephanie immer schon einmal besuchen wollen, seit sie nach London gekommen war. Doch bisher hatte sie sich nie die Zeit genommen. Umso mehr genoss sie es jetzt, zusammen mit Daniel.
Er saß hinter ihr und stützte das Kinn auf ihren Scheitel. Stephanie lehnte sich glücklich an ihn und fühlte seine muskulöse Brust an ihrem Rücken. Dabei spürte sie eine Geborgenheit und eine Liebe, die ihr vollkommen fremd waren.
Vor lauter Glück schloss sie die Augen, vergaß alles um sich herum und fühlte nur noch Daniels Nähe. Er roch nach frischer Luft und nach seinem ganz eigenen männlichen Duft. Stephanie kam es vor, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Das Drama ihrer Kindheit verblasste mit einem Malbeinahe zur Bedeutungslosigkeit.
Sie wusste, woran sie mit ihm war. Er hatte keinen Hehl aus seinen Absichten gemacht. Daher wusste sie, dass zwischen ihnen nie mehr sein würde als das, was sie jetzt teilten. Er würde nie ihre Narben sehen und könnte sich daher auch nicht von ihr abgestoßen fühlen. Und er würde nie wissen, wie sehr sie ihn liebte. Diese Gewissheit schenkte Stephanie eine so tiefe Zufriedenheit, dass sie die kostbaren Momente mit Daniel vollkommen auskosten konnte.
Daniel betrachtete sie, als wollte er sich ihr Gesicht ganz und gar einprägen. Sie erwiderte seinen Blick, und für den Rest der Fahrt konzentrierten sie sich nur noch aufeinander. Im Nachhinein erinnerte sie sich in Gedanken an diesen Abend nur noch an Daniels Gesicht und nicht an die Aussicht. In diesen Augenblicken hoch oben über der Stadt gab sie sich der Illusion hin, vor ihnen läge eine gemeinsame Zukunft.
Nach der Fahrt schlenderten sie am Ufer entlang und beobachteten die vorüberziehenden Frachtschiffe. Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen, und immer
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