JULIA EXTRA BAND 0273
mehr Straßenlaternen sprangen an und beleuchteten den von Bäumen gesäumten Weg. Lichter tanzten auf dem Wasser.
„Es ist ein langer Weg“, bemerkte Daniel, nachdem sie sich auf einen Spaziergang zur Millennium Bridge geeinigt hatten.
„Das macht mir nichts.“ Je länger der Spaziergang dauerte, desto mehr Zeit würden sie miteinander verbringen.
„Wir können auch ein Taxi zurück zum Motorrad nehmen.“
„Oder wir laufen.“ Glücklich tanzte sie im Kreis. „Es ist ein wunderbarer Abend.“
Daniel fasste Stephanie bei den Händen und wirbelte sie herum. „Und ich hatte schon befürchtet, du würdest dir die ganze Zeit Sorgen um das Restaurant machen.“
„Nicht verraten, aber ich bin froh, da mal raus zu sein.“ Um das Bella Lucia machte sie sich keine Sorgen – sondern um Dominic. Obwohl Daniel den Vorfall im Büro seines Bruders mit keinem Wort mehr erwähnte, spürte Stephanie, dass ihn die Sache genauso beschäftigte wie sie. Selbst wenn Dominic nichts mit den veruntreuten Geldern zu tun hatte, stimmte irgendetwas mit ihm nicht.
Bei diesem Gedanken blieb Stephanie abrupt stehen. „Was, glaubst du, ist mit Dominic los?“
Sofort wurde Daniel ernst. „Ich vermute, er steckt in Schwierigkeiten. Aber er hat mich nicht ins Vertrauen gezogen, was ganz untypisch für ihn ist.“
„Hast du keinen Verdacht?“
Er runzelte die Stirn. „Nicht den Geringsten.“
Sie hätte ihn gern gefragt, ob er es für möglich hielt, dass sein Bruder Geld unterschlug. Aber Daniel würde Dominic verteidigen, und Stephanie wollte den Abend nicht verderben.
„Lass uns das Thema wechseln. Erzähl mir, was du heute erreicht hast. Wie kommst du mit deinen Projekten vorwärts?“
Daniel wirkte erleichtert über den Themenwechsel. „Heute habe ich zwei Wassertechniker und einen weiteren Ingenieur eingestellt, die mir helfen werden, die Regenwasserprojekte zu leiten. Außerdem ist für nächste Woche ein Treffen mit Lord Rathington geplant.“
Sie sah ihn an. „Muss ich jetzt beeindruckt sein?“
„Sehr.“ Ein stolzes Lächeln breitete sich auf seinem schönen Gesicht aus. „Der Mann besitzt halb Großbritannien, einschließlich der WS Associates, einer Consulting-Firma, die über die Zukunft meines Unternehmens entscheiden kann. Und er war schon ein paar Mal in Afrika.“
„Oh.“
„Er trifft sich nur äußerst selten persönlich mit jemandem, daher ist es eine Ehre, dass ich zu den Auserwählten gehöre.“
Stephanie lächelte. „Du hast einiges erreicht in der kurzen Zeit, die du in London bist.“
Daniel lachte. „Das Lob gebührt nicht mir. Ich bin sicher, dass mein Vater da nachgeholfen hat.“
„Selbst wenn es so ist. Ich bin trotzdem stolz auf dich.“
„Sprich ruhig weiter, das tut meinem Ego gut.“
Gerade wollte sie ihm eine passende Antwort geben, da machte der Fluss eine Biegung und vor ihnen, auf der anderen Seite der Themse, lag ein atemberaubendes Lichtermeer.
„Ist das St. Paul’s Cathedral?“, fragte Stephanie beeindruckt.
„Einzigartig, nicht wahr?“
„Ich hatte keine Ahnung, dass die Kathedrale so umwerfend ist. Um diese Zeit ist sie wahrscheinlich geschlossen, oder?“
„Ich fürchte, ja. Aber hier in der Nähe gibt es etwas, das ich dir unbedingt zeigen muss.“
In diesem Bezirk Londons gab es so viele Sehenswürdigkeiten,dass Stephanie sich fragte, welche Daniel wohl im Sinn hatte. Das Globe Theatre? Oder die Tate Modern? Er wusste, dass sie zeitgenössische Kunst liebte.
Doch Daniel führte sie in eine dunkle Gasse in Richtung der Bürotürme.
„Wohin gehen wir?“
„Das wirst du gleich sehen“, antwortete geheimnisvoll.
„Jetzt bin ich aber wirklich neugierig.“
Ihre Schritte hallten in den leeren Straßen wider. Plötzlich blieb Daniel vor einem backsteinernen Bürogebäude stehen.
„Da sind wir. Es hat Charakter, findest du nicht?“
„Was genau meinst du?“
„Das Büro, das ich heute für Stephens International Water Design gemietet habe.“
„Daniel! Das ist ja großartig!“ Begeistert umarmte sie ihn. „Können wir reingehen?“
Er lachte und warf den Kopf in den Nacken. „Wie die Dame wünscht.“
Als sie im Büro standen, sah er sie erwartungsvoll an.
„Hier, an dieser Wand kann ich mir eine Sitzgruppe vorstellen, in Dunkelblau“, überlegte sie. „Und darüber ein stilvolles Bild, vielleicht eine Schwarz-Weiß-Fotografie von einem deiner Projekte. Und dort ist der ideale Platz für den Schreibtisch. Ein moderner
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