JULIA EXTRA BAND 0273
hatte.
Frustriert starrte er zur Zimmerdecke.
Ein Schrei ließ ihn auffahren.
„Nein. Bitte nicht!“
Entsetzt richteten sich Daniels Nackenhaare auf. Unmittelbar nach seinem Einzug hatte er sie oft im Traum schreien hören, aber nichts unternommen. Mit der Zeit waren die Schreieverklungen. Aber heute konnte er nicht unbeteiligt tun. Nicht, nachdem er die Narben gesehen hatte.
Mit pochendem Herzen lief er in ihr Schlafzimmer.
„Stephanie, Liebes. Wach auf.“
Weil seine Augen sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fand er ihr Bett ohne Licht zu machen. Panisch warf sie sich hin und her. Ohne zu zögern setzte Daniel sich zu ihr und nahm sie fest in den Arm.
„Nein. Bitte …“ Mit aller Kraft kämpfte sie gegen ihn an, doch er war stärker. Genau wie der Mann damals. Bei diesem Gedanken hatte Daniel einen Kloß im Hals.
„Stephanie, ich bin’s, Daniel. Wach auf, du bist in Sicherheit. Du bist in Sicherheit.“ Er drückte sie an sich, bis sie an seine Brust sank und er wusste, dass sie wach war und ihn erkannt hatte.
Sie zitterte am ganzen Körper, und Daniel murmelte unablässig tröstende Worte in ihr Haar.
Erst als sie vollkommen ruhig war, strich er ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. „Erzähl mir alles.“
Energisch schüttelte sie den Kopf. „Ich hatte einen Albtraum.“
„Wovon hast du geträumt?“, hakte er vorsichtig nach.
Stephanie wischte sich die Tränen weg und atmete tief durch. „Ich habe heute Abend einen Anruf vom Anwalt meiner Familie bekommen.“
Daniel wartete und schwieg.
„Mein Vater ist vor zwei Wochen gestorben.“ Die Worte kamen ihr ganz leicht über die Lippen. „Und ich habe es nicht einmal gewusst.“
Früher hätte es Daniel nichts ausgemacht, wenn sein Vater gestorben wäre und er die Beerdigung verpasst hätte. Aber jetzt, wo er eine Familie hatte, würde ihn das traurig machen, auch wenn er sich das selbst nicht gern eingestand. Verständlich also, dass Stephanie nach dieser Nachricht schlecht schlief.
„Es tut mir so leid, meine Süße.“
„Ich muss nach Colorado“, flüsterte sie. „Und mich um den Nachlass kümmern.“
„Sofort?“ Daniel knipste die Nachttischlampe an.
Stephanies Augen waren rot geweint, und sie sah sich panischum.
„Ja, gleich morgen.“ Nervös spielte sie an der Bettdecke. „Ich will nicht, aber ich muss.“
Aufmerksam forschte er in ihrem Gesicht. „Ist er immer noch da, dein Ex?“
„Brett?“ Verwirrt sah sie ihn an. „Nein. Schon lange nicht mehr.“
Erleichtert schloss Daniel die Augen. Das Monster, das sie missbraucht hatte, war nicht dort. Also wäre sie in Sicherheit.
Stephanie wand sich aus seinem Arm und kletterte aus dem Bett. In dem hauchzarten Schlafanzug stand sie da und begann erneut zu zittern. Daniel wusste nicht, was er tun sollte.
„Du hast schlimme Dinge erfahren, komm in meinen Arm zurück. Ich halte dich und tröste dich.“ Das war alles, was er ihr anbieten konnte.
Sofort kam sie zu ihm und warf sich ihm an die Brust, sodass er in die Kissen zurückfiel. Ihre Locken kitzelten seine Nase. Daniel strich sie ihr aus dem Gesicht und versuchte, in ihrer Miene zu lesen.
„Komm mit mir Daniel“, murmelte sie in höchster Not. „Allein schaffe ich das nicht.“
„Liebes …“ Die alte Angst stieg in ihm auf. Was verlangte sie da von ihm?
„Bitte, Daniel. Ich brauche dich an meiner Seite. Ich liebe dich. Das musst du doch gemerkt haben. Und ich brauche dich. Allein stehe ich das nicht durch.“
Er versteifte sich. Sie liebte ihn? Bitte nicht.
Stephanies warmer Körper lag auf seinem, und doch spürte er kein Verlangen nach ihr, sondern nur den übermächtigen Drang wegzulaufen. Was war er doch für ein Feigling! Allein das Wort Liebe versetzte ihn in ohnmächtige Panik.
„Stephanie, Liebling, hör mir zu.“ Er schob sie von seinem Schoß und sah sie an. „Du liebst mich nicht. Das kann nicht sein.“
Er war nicht liebenswert. Und er trug keine Liebe in sich. Hatte er ihr das nicht unmissverständlich gesagt?
„Aber ich liebe dich“, flüsterte sie. „Ich wollte es nicht, aber ich kann nichts dagegen tun.“
Daniel stöhnte. Was hatte er nur getan? Stephanie hatte mehr verdient, als er geben konnte. Sie verdiente einen Mannmit Herz und Seele.
Verzweifelt kniff er die Augen zu. Für sie beide wäre es am besten, wenn er jetzt ginge. Am besten zog er aus der Wohnung aus. „Wir waren uns doch einig, dass wir keine emotionale
Weitere Kostenlose Bücher