JULIA EXTRA BAND 0273
Bindung wollen.“ Er wich ihrem Blick aus. „Du kannst mich nicht lieben.“ Seine Mutter hatte ihn nicht geliebt, wie sollte Stephanie ihn da lieben? „Ich kann dich nicht lieben. Du weißt, dass ich keine Liebe in mir habe. Ich kann nicht lieben.“
Sie berührte ihn am Arm. „Das stimmt nicht. Du trägst so viel Liebe in dir, dass es dir Angst macht.“
Daniel schüttelte den Kopf. Sie verstand ihn nicht, wie sollte sie auch?
„Siehst du es denn nicht, Daniel? Ein Mensch, der sein Leben einsetzt, um die Lebensbedingungen anderer zu verbessern, kann nicht ohne Liebe sein. Du hast nur Angst. Genau wie ich Angst hatte, aber du bist nicht so wie er, und deshalb fürchte ich mich nicht vor dir.“
Natürlich hatte auch sie Angst vor der Liebe, und nun tat er ihr weh – als hätte sie nicht schon genug durchgemacht. Sicher würde sie nie wieder jemand an sich heranlassen.
„Es tut mir so leid, Stephanie. Wirklich.“ Sie würde nie begreifen, wie unendlich leid es ihm tat.
„Komm mit mir, Daniel. Ganz ohne Verpflichtungen und Erwartungen. Aber ich schaffe das nicht allein.“
Wer liebt, hat immer Erwartungen. Erwartungen, die er nicht erfüllen konnte.
„Ich habe dieses Treffen mit Lord Rathington“, redete er sich schwach heraus.
Da zog Stephanie die Decke wie eine Rüstung bis an ihr Kinn. „Natürlich. Wie gedankenlos von mir.“
„Während du in Colorado bist, werde ich meine Sachen ins Büro räumen. Vorübergehend kann ich dort wohnen.“
Mit gerecktem Kinn nickte sie. „Das wird das Beste sein.“
Sie hatte recht. Es wäre das Beste. Er hatte ihr nichts zu bieten, und eine Beziehung aufrechtzuerhalten, wie sie sie jetzt unterhielten, wäre unverantwortlich.
Warum verspürte er dann nur dieses übermächtige Verlangen, Stephanie in seine Arme zu schließen und um Vergebung zu bitten?
9. KAPITEL
Colorado war so schön, wie Stephanie es in Erinnerung hatte. Doch selbst die erhabene Schönheit der schneebedeckten Rocky Mountains hob ihre Niedergeschlagenheit nicht, als sie ihren Leihwagen durch die Straßen von Denver lenkte.
So sehr sie unter dem bevorstehenden Ordnen des Familiennachlasses litt, der Schmerz über die Auseinandersetzung mit Daniel quälte sie noch viel mehr.
Warum nur waren ihr all die törichten Worte herausgerutscht? Warum hatte sie ihn aus ihrem Bett vertrieben, indem sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte? Gehörte es zu ihrem Schicksal, immer an Männer zu geraten, die sie verletzten?
Andererseits war Daniel kein bisschen wir Brett oder Randolph. Trotz seiner Abweisung kümmerte er sich doch sehr um die Belange anderer Menschen. Und nach dieser wunderbaren Nacht an der Themse hatte Stephanie geglaubt, auch sie würde ihm etwas bedeuten.
Den ganzen langen Interkontinentalflug über hatte sie darüber nachgedacht, warum er sich so verhielt. Und sich unzählige Male eine Närrin geschimpft, weil sie sich trotz seiner Warnung in ihn verliebt hatte.
Auch Daniel war in seinem Leben sehr verletzt worden. Die Fehler seiner Mutter und seines Vaters hatten bei ihm irgendwie zu der Überzeugung geführt, er wäre nicht liebenswert und könne selbst nicht lieben. Doch das stimmte nicht. Aber momentan war Stephanie zu erschöpft und müde, um zu kämpfen. Sie war nicht einmal sicher, ob sie sich dem Rechtsanwalt stellen könnte.
Mit festem Griff umklammerte sie das Lenkrad, und ihre Knöchel traten weiß hervor, als das Gebäude in Sicht kam.
Sie konnte es ruhig zugeben: Sie war verrückt vor Angst.
Mit einer tadellosen Beherrschung lenkte sie den Wagen in die Tiefgarage, fuhr mit dem Aufzug in den achtzehnten Stock und ging zum Büro von Whittier, Ellison und Carter. Die Räume, stockkonservativ wie ihr Stiefvater, lagen am Ende des Korridors.
Eine akkurate Brünette saß an der Rezeption, und ein Sicherheitsbeamter hielt an der Tür Wache. In Sachen Sicherheit war Randolph immer krankhaft ängstlich gewesen. Kein Wunder bei all dem, was er auf dem Gewissen hatte, dachte Stephanie.
„Stephanie Ellison für Mr. Whittier“, meldete sie sich am Empfang.
Diese Prozedur kannte sie auswendig, schließlich hatte sie ihren Stiefvater früher oft zusammen mit ihrer Mutter besucht. Und jedes Mal hatten sie hier warten müssen, genau wie seine Klienten, anstatt als Familienmitglieder gleich durchgelassen zu werden. Nie hatte Randolph Ellison ihr etwas geschenkt. Und auch heute erwartete Stephanie nichts von ihm.
„Miss Ellison?“ Die Brünette musterte sie mit unverhohlener
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