JULIA EXTRA BAND 0274
werden, Angst, zu leichtsinnig zu sein und es ihr Leben lang zu bereuen.Nicht weil sie Leandro nicht begehrte, sondern weil sie ihn beinahe zu sehr begehrte.
„Ich verstehe Sie sehr gut, Leandro, aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein.“ Sie senkte den Kopf und spürte, wie ihr Gesicht unter seinem spöttischen Blick feuerrot und heiß wurde. Ihr Mangel an Weltgewandtheit würde ihn sicherlich amüsieren. „Ich bin hier, um den Jakobsweg entlangzupilgern, das steht momentan im Mittelpunkt für mich.“
Nach dieser unerwarteten, sanften Zurückweisung begehrte Leandro Isabella noch viel mehr. Dieses Verlangen befahl ihm, sie nicht gehen zu lassen. Jeder Versuch von ihr, sich von ihm zu entfernen, musste abgewendet werden, denn jetzt war er entschlossen, sie um jeden Preis zu bekommen. Das Hotel seines Freundes Benito war nur wenige Kilometer entfernt. Benito war einer von Leandros ältesten Freunden und verstand und akzeptierte seinen Wunsch nach einer ungestörten Privatsphäre. Es bestand keine Gefahr, dass die Paparazzi Wind davon bekämen, dass er dort war. Dort hätte er die ganze Nacht Zeit, um Isabella zu verführen und ihre Gesellschaft zu genießen. Nachdem dieser Einfall geboren war, wurde er schnell zu einer fixen Idee. „Ich möchte, dass Sie mit mir kommen. Ich stelle fest, dass ich nicht in der Lage bin, Sie gehen zu lassen.“
So verführerisch und schmeichelhaft diese Erklärung auch war, wusste Isabella doch, dass sie nicht einfach nachgeben konnte. Wollte sie wirklich riskieren, dass ihr Herz gebrochen wurde – von diesem Mann? Denn nichts anderes schien ihr im Moment möglich. Sie hatte noch nie einen Mann kennengelernt, bei dem es ihr so schwergefallen war, ihm zu widerstehen, und das machte ihr Angst. Besonders weil sie sich seit dem Fehlgriff, den sie mit Patrick getan hatte, noch immer sehr verletzlich fühlte.
„Ich kann wirklich nicht bleiben, Leandro.“ Isabellas Kehle zog sich zusammen. „Ich muss in meinem Hotel sein, bevor …“
„Ich akzeptiere nicht, dass Sie gehen möchten.“
Er begrub ihren Mund unter seinen Lippen. In diesem blinden, erhitzten Augenblick wilden Verlangens war es ihm gleichgültig, ob er ihre weichen Lippen verletzte oder ihrezarte Haut mit seinem bärtigen Kinn zerkratzte. Leandro wusste in diesem Moment nur, dass er dem Drang, sie zu berühren, nicht widerstehen konnte. Das Bedürfnis, ihren weichen Körper in seinen Armen zu spüren und ihren femininen Duft, der ihn um den Verstand zu bringen drohte, einzuatmen, war eine zwingende Notwendigkeit, die er nicht ignorieren konnte. Isabella hatte ihn schon den ganzen Abend schier verrückt gemacht. Als er sie schließlich abrupt wieder losließ, sah sie ihn mit verwirrten großen, feuchten Augen an, und einige zarte, ebenholzfarbene Strähnen, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, kräuselten sich um ihre Wangen.
Leandro ergriff ihre Hand und setzte bewusst sein charmantestes Lächeln auf.
„Es ist nur eine Nacht, Isabella … eine Nacht. Wir können zusammen in einem gemütlichen Bett schlafen und uns richtig gut kennenlernen. Morgen Abend wirst du an einem anderen Ort sein, in einem anderen Bett – vielleicht in einer der Pilgerherbergen, die nur wenig Bequemlichkeit bieten –, und du wirst an mich denken und dich vielleicht fragen, wie es zwischen uns gewesen wäre, wenn du heute mit mir gekommen wärst. Das Leben ist zu kurz, um etwas zu bereuen. Findest du nicht?“
Bei dem verführerischen Blick, der sie aus seinen grauen Augen traf, blieb Isabella das Herz fast stehen. Sie war noch nicht wieder ganz auf dem Boden nach seinem wilden und leidenschaftlichen Kuss, der sie überwältigt hatte. Kein Mann hatte sie je mit einem solchen unverhohlenen Verlangen geküsst. Und plötzlich wusste sie, dass sie nicht wollte, dass Leandro Reyes zu den verpassten Gelegenheiten ihres Lebens gehörte. Sie wollte später zurückblicken können und sich darüber freuen und dem Schicksal danken, dass ihre Wege sich gekreuzt hatten. Es war gut möglich, dass ihr nie wieder eine so brennende Leidenschaft begegnen würde und diese unwiderstehliche Verbindung, die sie zwischen sich und Leandro spürte, für den Rest ihres Lebens vorhalten musste. Linkisch streifte sie sich den Riemen ihrer Tasche über die Schulter, sie war nervös und aufgeregt, und ihre Beine zitterten.
„Ich bin auch der Meinung, dass das Leben zu kurz fürverpasste Gelegenheiten ist. Aber ich möchte dir sagen, dass, wenn
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