JULIA EXTRA BAND 0274
Lily an sich. „Glück? Das brauchen wir nicht. Wir hatten von Anfang an die Götter auf unserer Seite. Dass wir uns begegnet sind, war unsere Bestimmung.“
Ein Schluchzer stieg ihr in die Kehle. Der Gedanke, das Schicksal habe sie zusammengeführt, war unsagbar romantisch. Seltsamerweise wusste Lily tief im Innern, dass es stimmte. „Glaubst du das wirklich?“
Er nickte ernsthaft. „In dem Moment, als ich dich zum ersten Mal sah, erkannte ich, dass wir zusammengehören. Und jetzt bist du hier, mit mir in unserem Schloss.“
Lächelnd nahm er sie bei der Hand, um Lily zu der weißen Marmortreppe zu führen. „Lass uns nach oben gehen, Prinzessin. Später machen wir einen ausgiebigen Rundgang, aber zuerst …“ Er küsste sie innig. „… muss ich dir beweisen, wie sehr ich dich liebe.“
– ENDE –
Carole Mortimer
In einer stürmischen Winternacht
1. KAPITEL
„Schau, Mummy, wie’s schneit!“, rief Scott aufgeregt vom Rücksitz des Autos.
Meg seufzte. Es schneite nicht, es stürmte – und wie! So, wie es der Wetterbericht, dem sie seit geraumer Zeit mit wachsender Unruhe lauschte, mittlerweile für den Abend vorhersagte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Als sie vor drei Stunden in London losgefahren waren, hatte es sich noch um zarte Flöckchen gehandelt, die auf den Straßen sofort schmolzen, Hausdächer und Vorgärten mit einer hübschen weißen Decke überzogen und der geschäftigen Großstadt ein vorweihnachtliches Aussehen verliehen. Doch je weiter Meg sich von London entfernte, umso schlimmer wurde es. Inzwischen lag der Schnee so hoch, dass sie die Straße kaum vom offenen Land unterscheiden konnte. Nur mühsam hielten die Scheibenwischer die Windschutzscheibe frei, und Meg konnte den Wagen auf der glatten Fahrbahn kaum mehr halten. Mit zunehmender Dunkelheit verringerte sich auch noch die Sicht, sodass sie im schwachen Licht der Scheinwerfer nur eine endlose weiße Wüste vor sich sah.
Für den dreieinhalb Jahre alten Scott war die Fahrt natürlich ein Abenteuer. Nachdem er die letzte Stunde fest geschlafen hatte, betrachtete er jetzt mit großen Augen die Winterlandschaft um sich herum, die ihm keineswegs gefährlich erschien.
Umso besser, dachte Meg. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel auf das kleine Gesicht und die vom Schlaf zerzausten dunklen Locken. Es genügte, wenn sie sich Sorgen machte.
„Sieht es nicht wunderschön aus?“, stimmte sie mit einem liebevollen Lächeln zu, bevor sie sich schnell wieder auf die Fahrbahn konzentrierte.
Sie hätten nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug anreisen sollen; es wäre weniger anstrengend gewesen und auch sicherer. Seit mindestens einer halben Stunde war ihnen auf der einsamen Straße kein Auto mehr begegnet – vermutlichweil der Wetterbericht ständig wiederholte, nur im Notfall den eigenen Wagen zu nehmen. Für Meg kam diese Warnung leider erst, als sie und Scott bereits zwei Drittel der Strecke zurückgelegt hatten.
„Wenn wir bei Grandma und Grandpa sind, darf ich dann einen Schneemann bauen, Mummy?“, wollte ihr Sohn jetzt von ihr wissen.
„Natürlich darfst du das, Schätzchen“, erwiderte sie ein wenig zerstreut.
Die Frage war, ob und wann sie ihr Ziel erreichten – heute Abend, so wie geplant, bestimmt nicht. Meg hatte keine Ahnung, wo sie waren, und in dieser Schneewüste war niemand, den sie fragen konnte.
„Mummy … ich muss.“
Sie seufzte. Wie alle Mütter kleiner Kinder wusste sie, was das bedeutete: nicht später, in einer Viertelstunde oder fünf Minuten, sondern sofort. Wo immer man gerade war, ob in einem Supermarkt, im Bus oder auf einer verschneiten Straße, spielte dabei keine Rolle. Scott zu fragen, ob er nicht noch warten könne, war vermutlich zwecklos, trotzdem versuchte sie es.
„Kannst du es noch ein Weilchen aushalten? Wir sind bestimmt bald da“, versicherte sie, obwohl sie eigentlich nicht daran glaubte.
Wie erwartet, erhielt sie eine abschlägige Antwort. „Nein, ich muss jetzt.“
Langsam verlor Meg die Nerven. Sich aufs Fahren zu konzentrieren war schlimm genug, zusätzlichen Stress brauchte sie nicht. Scott traf natürlich keine Schuld: Er hatte über eine Stunde geschlafen, und jetzt musste er zur Toilette. Aber wo? Sie konnte doch nicht einfach am Straßenrand anhalten. Heute war der 23. Dezember, und die Temperatur lag unter null. Er würde sich den Tod holen.
Wenn doch nur irgendwo ein Gebäude zu sehen wäre! Wenigstens eine Scheune, wo sie anhalten und das Ende des
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