JULIA EXTRA BAND 0274
Schwester eine Hand auf die Schulter. „Du hattest dennoch Angst, dass sie uns nicht liebten, nicht wahr? Genauso wie ich.“
„Ja. Ich weiß nicht, was ich ohne Warren angefangen hätte. Er hat mich davon überzeugt, dass ich ein liebenswerter Mensch bin.“ Sie wischte sich eine Träne von der Wange. „Bei dir war das anders. Ich wusste von Anfang an, dass man dich einfach gernhaben muss. Das habe ich dir auch gesagt, wenn ich mich recht erinnere.“
„Mehr als einmal.“ Sie blickte aus dem Fenster auf die vorüberziehende Landschaft. Mit einem Mal sah Lily alles mit anderen Augen. Es war, als hätte das neue Wissen um ihre Familie ihr Verständnis für andere Dinge vertieft. „Laurel haben wir verloren“, sagte sie leise. „Aber irgendwie hat sie uns geholfen, uns selbst zu finden. Das klingt seltsam, ich weiß …“
„Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Jemanden zu mögen und ihm nahezustehen ist letzten Endes nicht nur eine Frage der Chromosomen. Es kommt auf uns selbst an und darauf, was wir daraus machen.“ Sie drückte Lilys Hand. „Woher wir kommen, ist nicht so wichtig. Was zählt, ist, wohin wir gehen.“
Ihre Schwester sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. Auf wen Rose anspielte, war ihr klar. „Er fliegt morgen.Und nein, ich werde ihn nicht mehr sehen.“
„Du bist ein noch größerer Dickkopf als ich.“
„Vielleicht bin ich nur realistischer. Ist dir der Gedanke nie gekommen?“
Rose seufzte und bog in die Auffahrt zur Autobahn.
Eineinhalb Stunden später, als sie über die George-Washington-Brücke nach Manhattan fuhren, klingelte Lilys Handy.
„Ich wollte dir nur sagen, du sollst Kanal acht einstellen“, erzählte Karen.
„Das geht nicht, ich sitze im Auto. Wieso?“
„Dann komm sofort ins Hotel. Prinz Conrad gibt in ein paar Minuten eine Pressekonferenz. Die Reporter fragen nach dir. Beeil dich.“
Stirnrunzelnd drückte Lily auf die Taste des Handys. „Das war Karen vom Hotel.“ Sie wiederholte, was die Kollegin ihr mitgeteilt hatte.
„Wir sind fünf Minuten vom Montclair entfernt“, sagte Rose. „Ich setze dich am Eingang ab und parke. Wir treffen uns im Pressesaal.“
„Ich weiß nicht … Das Ganze macht mich nervös.“
„Seit wann hast du ein Problem mit den Nerven?“
„Seitdem ich mich in einen Prinzen verliebt habe.“
„Du gibst es also zu: Du liebst ihn.“ Rose zwinkerte ihr zu.
„Ja, ich liebe ihn. Und?“
Lächelnd gab Rose Gas. „Nichts. Wir müssen bloß dort sein, bevor er weg ist.“
„Aber …“
„Kein Aber. Ich lasse nicht zu, dass du dir die Chance deines Lebens entgehen lässt – bloß weil du zu dickköpfig bist.“
14. KAPITEL
Als Lily den Saal erreichte, war die Pressekonferenz bereits in vollem Gang. Unter den Reportern befanden sich die Vertreter mehrerer bekannter Boulevardblätter und natürlich auch Caroline Horton. Prinzessin Drucille, Lady Ann und Lady Penelope saßen in der ersten Reihe.
„Wer war die Frau, die Sie gestern auf den Wohltätigkeitsball begleitet hat, Hoheit?“, fragte gerade einer der Reporter.
„Ihr Name ist Lily Tilden“, antwortete Conrad und nickte dem nächsten Fragesteller zu.
„Ist sie Beloriens zukünftige Kronprinzessin?“
„Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, nur …“ Er unterbrach sich, weil er Lily in den Saal kommen sah.
„Aber …?“, hakte der Reporter nach.
„Aber ich bin nicht sicher, dass sie das möchte.“ Die Zuhörer tuschelten. Nach einigen Sekunden trat völlige Ruhe ein, und er sprach weiter. „Ms. Tilden hatte meinetwegen einiges auszustehen, um es gelinde auszudrücken, und zwar vonseiten meiner eigenen Familie. Die Gattin meines verstorbenen Vaters hat durch Erpressung versucht, Ms. Tilden von mir fernzuhalten.“ Ein verächtliches Lächeln spielte um seine Lippen. „Als Motive kann ich nur persönliche Vorteile nennen, auf die Prinzessin Drucille offensichtlich nicht gern verzichten möchte.“
„Können Sie uns sagen, womit die Prinzessin Ms. Tilden erpressen wollte, Hoheit?“, fragte eine Stimme aus dem Saal.
„Mit einem Tonband.“ Er schwieg einen Moment. „Ich bat Ms. Tilden in einem vertraulichen Gespräch, als meine Begleiterin für den Ball zu fungieren, was sie zunächst ablehnte …“
„Warum hat sie abgelehnt?“, unterbrach ein Reporter.
„Sie war der Meinung, dass es sich mit ihrer Tätigkeit als Concierge dieses Hotels nicht vereinbaren ließ. Wie dem auch sei, es gelang mir, sie umzustimmen.“
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