JULIA EXTRA BAND 0274
Jed dabei war, zwei Steaks auf dem Grill im Ofen zu wenden.
„Was ich gern wüsste“, sagte sie betont munter, wenn auch etwas zusammenhangslos, „wollten Sie mir vorhin, als ich so gelacht habe, eigentlich eine kleben oder mich nur gut durchschütteln?“
Jed richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weder noch, ich war am Überlegen, ob ich Sie nicht küssen sollte.“ Er musterte sie spöttisch.
Meg wurde rot. Das hatte sie davon, witzig sein zu wollen.
„Dann sagte ich mir, dass sich das bei einer jungen Mutter nicht gehört; vor allem wenn sie selbst noch ein halbes Kind ist. Allerdings gebe ich zu, die Versuchung war groß.“
Einen Moment lang brachte sie kein Wort hervor, dann erwiderte sie entrüstet: „Ich bin siebenundzwanzig, nur zu Ihrer Information. Und ich bin mir nicht bewusst, Sie in irgendeiner Weise provoziert zu haben, Mr. Cole.“
Nachlässig zuckte er mit den Schultern. „Kein Grund zurAufregung. Warum kümmern Sie sich nicht lieber um den Salat, damit wir essen können?“ Er wandte sich wieder den Steaks zu. „Nach einer warmen Mahlzeit sieht die Welt gleich ganz anders aus.“
Meg öffnete den Kühlschrank, um nach den Zutaten zu suchen. „Gilt das für Sie oder für mich?“
„Für uns beide.“
Sie biss sich auf die Lippen. Zweifellos hatte er recht. Die Situation war alles andere als ideal, weder für ihn noch für sie.
Sie warf einen Blick durch das Fenster: Es schneite immer noch.
„Gibt es wirklich keine Möglichkeit, noch heute Abend von hier wegzukommen?“ Sie sagte es mehr zu sich selbst und erschrak, als er das Messer in seiner Hand auf den Tisch knallte.
„Wie stellen Sie sich das vor?“ Erbittert fügte er hinzu: „Wenn Sie wollen, dass wir endlich essen, dann schlage ich vor, Sie beeilen sich mit dem Salat. Und sehen Sie mich nicht so an!“
„Wie … wie meinen Sie das?“
„Als ob ich Ihnen den Kopf abreißen wollte. Ich bin schließlich kein Bär, auch wenn Ihr Sohn mich für einen gehalten hat. Wenn Sie mich besser kennen würden, wüssten Sie, dass ich im Moment das reinste Lämmchen bin.“
Meg unterdrückte ein Lächeln. Jed Cole führte sich auf wie ihr kleiner Sohn, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging.
„Soll ich eine Soße zum Salat machen?“, fragte sie beschwichtigend.
„Von mir aus.“ Er atmete mehrmals tief durch. „Warum mussten Sie ausgerechnet vor meiner Haustür landen, Meg Hamilton?“
„Genau genommen war es nicht die Haustür, sondern die Mauer“, verbesserte sie mild. „Aber darüber brauchen wir uns jetzt nicht zu unterhalten.“
„Nein, das heben wir uns für später auf, wie?“, murrte er. „Reden wir lieber von Ihrer Mutter. Es hörte sich so an, als wären ihr die Essenszeiten wichtiger als das Wohlbefinden von Tochter und Enkel, oder täusche ich mich da?“
Meg wäre am liebsten im Erdboden versunken, sie wagte es nicht, seinen Blick zu erwidern. Nein, er täuschte sichnicht. Nicht ein einziges Mal hatte ihre Mutter gefragt, wie es ihr und Scott ging und wo sie waren. Nur, dass Sonia pünktlich eingetroffen war, hatte sie erwähnt. Weil sie vernünftigerweise mit dem Zug gekommen war.
Meg hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr zu erklären, dass ihre Schwester und Jeremy mit bedeutend weniger Gepäck reisten. Sie hatten keinen Koffer voll mit Geschenken, die der Weihnachtsmann in der Nacht vom 24. auf den 25. an Scotts Bett hinterlassen würde. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als für teures Geld einen Leihwagen zu mieten – einen Leihwagen, der jetzt mit verbeulter Karosserie im Schnee steckte.
Morgen musste sie anrufen und den Unfall melden. Sie hoffte nur, dass die Versicherung für die Reparatur aufkommen würde.
Mit gespielter Gleichgültigkeit bemerkte sie: „So sind wir Hausfrauen nun einmal. Die Mahlzeiten kommen an erster Stelle. Bei Ihnen zu Hause ist das sicher auch nicht anders.“
Sie verschwieg, dass sich ihre Mutter nicht um das Essen kümmerte; das war seit jeher die Aufgabe von Bessie, der Köchin, die in der Küche der Hamiltons das Zepter schwang.
Ein Lächeln huschte über Jeds strenges Gesicht. „Für meine Mutter sind Essenszeiten kein Problem. Wenn jemand zu spät oder unangemeldet erscheint, wird eben ein Extrateller dazugestellt. Genug gibt es immer, egal, ob fünf oder fünfzehn Personen am Tisch sitzen.“
„Ihre Mutter ist sicher sehr nett“, murmelte Meg. Es klang ein wenig sehnsüchtig. In Gedanken sah sie eine gemütliche Küche mit
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