JULIA EXTRA BAND 0274
Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. „Das nehme ich dir nicht ab, Meg“, sagte er schließlich.
Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. „Tu, was dir gefällt. So halte ich es auch.“
Er schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht, sonst wärst du nicht hier.“
Womit er recht hatte. Nur ihrem Vater zuliebe war sie gekommen. Weil er krank war und seinen Enkel sehen wollte. Aber wenn sie geahnt hätte, dass ihr Jerrod Cole über den Weg laufen würde, dann wäre sie in London geblieben, trotz aller Liebe zu ihrem Vater.
Jed hatte sie richtig eingeschätzt: Sie war keine Frau für flüchtige Affären – war es nie gewesen und würde es nie sein.
Warum bin ich dann hier mit ihm in seinem Schlafzimmer?
Nun, das ließ sich ändern, und zwar sofort. Sie musste weg aus seiner Nähe, bevor dieses unsinnige Verlangen nach ihm zu stark und sie ihren Prinzipien untreu wurde.
„Denk, was du willst, Jed. Aber in Zukunft komm bitte nicht mehr unaufgefordert in mein Zimmer.“
„Und wenn ich aufgefordert werde?“ Sein Blick war hart.
Meg verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln. „Wenn wir Glück haben, hört es auf zu schneien, und die Straßen sind morgen früh befahrbar. Bis dahin werde ich der Versuchung hoffentlich widerstehen können.“ Sie ging undzog die Tür fest hinter sich zu.
Tränenblind und gedemütigt ließ sie sich auf das Bett fallen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
Über drei Jahre war sie den Männern aus dem Weg gegangen, weil sie an ihren Sohn dachte. Wie jede Frau sehnte sie sich danach, zu lieben und geliebt zu werden. Aber der Mann, der sie wollte, musste auch Scott wollen, nicht ihretwegen, sondern um seiner selbst willen. Zu oft hatte sie gehört oder erlebt, dass ein neuer Partner dem Kind eines anderen die Liebe versagte, die es verdiente. Und das würde sie Scott nie antun.
Bei Jed Cole hatte sie alle Vorsicht vergessen und ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Und das war das Ergebnis. Immerhin wusste sie jetzt, woran sie bei ihm war, auch wenn es noch so schmerzte. Wenigstens ihren Stolz hatte sie gerettet.
Meg stand auf und trat an Scotts Bett. Er war so klein, so unschuldig. Er war ihr Sohn, und für ihn nahm sie alles in Kauf – die Opfer, das Alleinsein, sogar die Entfremdung von ihrer Familie. Und auch den Bruch mit Jerrod Cole, der sein Vagabundenleben nicht aufgeben wollte.
Jed starrte die Tür an, hinter der Meg verschwunden war.
Na wunderbar! Das hatte er großartig gemacht.
Jerrod Cole – der Mann von Welt.
Von wegen!
Eins stimmte: Er nutzte jede Gelegenheit, um Meg zu küssen, wann immer sie allein waren.
Dass er sie haben wollte, daran zweifelte er nicht eine Sekunde. Sie zog ihn an wie ein Magnet. Ihre weichen Lippen, ihr wunderbarer Körper brachten ihn fast um den Verstand. Was ihm Angst machte, war, dass sie seinen Beschützerinstinkt weckte. Er wollte sie haben und gleichzeitig vor Enttäuschung und Schmerz bewahren. Und da er sich kannte, wusste er, dass sich das eine mit dem anderen nicht vereinbaren ließ.
Aus ganzer Seele hoffte er, dass sie recht behielt und er morgen früh abreisen konnte. Er musste weg von hier, weg von Meg, bevor er ihretwegen tatsächlich den Verstand verlor.
Beim Abendessen saß er, wie nicht anders erwartet, neben ihr, und David hatte den Platz an ihrer anderen Seite. Jed hatte den Verdacht, dass auch das kein Zufall war. Wie zweiWächter, ging es ihm durch den Kopf, obwohl Meg nicht den Eindruck machte, Schutz zu brauchen.
Sie sah einfach umwerfend aus.
Seit er sie kannte, hatte er sie immer nur in Jeans und dicken Pullovern gesehen, und so war es kein Wunder, dass ihm ihr Anblick den Atem verschlug, als sie ins Wohnzimmer kam, um mit der übrigen Familie vor dem Essen einen Aperitif zu trinken.
Sie trug ein kurzes schwarzes Cocktailkleid mit halblangen Ärmeln, das ihre grazile Gestalt wie eine zweite Haut umschloss. Der Ausschnitt war gerade tief genug, um den Ansatz ihrer Brüste erkennen zu lassen; der enge Rock endete über den Knien und zog den Blick auf zwei schlanke Beine mit zarten Gelenken und zierlichen Füßen, die in schwarzen Sandaletten steckten. Dazu die grünen Augen, der volle rote Mund, das lange glänzende Haar … Jed konnte sich nicht sattsehen an ihr, wie sie, ein Glas in der Hand, zwischen ihrem Vater und Jeremy stand und sich mit ihnen unterhielt.
Als sie dann zu Tisch gingen und sie neben ihm Platz nahm, gewährte sie ihm zu allem Überfluss auch noch einen
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