JULIA EXTRA BAND 0274
der Unterhaltung schweigend zugehört.
Unpassend, aber sehr interessant.
Wie grundverschieden die beiden Schwestern waren!
Sonia – verheiratet, reich und erfolgreich. Sie wollte keine Kinder, weil sie ihr komfortables Leben störten.
Meg – allein und ohne einen Pfennig. Es wäre verständlich, wenn sie das Baby nicht behalten hätte, aber stattdessen brachte sie für Scott jedes Opfer.
Jed wusste, auf wessen Seite er stand.
„Noch etwas Wein?“, fragte David und zeigte auf das fast leere Glas.
Jed nickte. „Gern.“ Vielleicht half es ihm, heute Nacht besser zu schlafen.
Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Ruhelos wälzte er sich von einer Seite auf die andere, als er später endlich im Bett lag.
Zumindest war er nicht der Einzige, der keinen Schlaf fand: Zahllosen Kindern auf der ganzen Welt, die zu dieser Stunde mit klopfenden Herzen auf den Weihnachtsmann warteten, ging es nicht besser. Auch Jeds Herz klopfte – stärker als sonst. Der Grund dafür war allerdings nicht ein freundlicher alter Mann mit weißem Bart und rotem Mantel, sondern eine grünäugige kleine Hexe namens Meg Hamilton.
Mit einem Anflug von Galgenhumor sagte er sich, dass er die langen Nachtstunden damit zubringen konnte, für eine Schneeschmelze zu beten.
7. KAPITEL
Meg zog die Tür hinter sich zu und atmete auf. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so verzweifelt das Ende eines Abends herbeigesehnt.
Das Ganze war eine Katastrophe. Erst die demütigende Szene in Jeds Schlafzimmer, danach das steife Dinner und schließlich die ebenso steife Unterhaltung im Wohnzimmer, wo sie, als das Essen vorbei war, noch zusammengesessen hatten. Nach dem peinlichen Handkuss bei Tisch war sie Jeds Blick aufs Sorgfältigste ausgewichen.
Sie fragte sich nur, was er jetzt von ihnen allen denken musste.
Vielleicht würde er von nun an seiner eigenen Familie nicht mehr davonlaufen, mochte sie noch so laut und streitbar sein. Nach diesem Abend wäre es durchaus verständlich, wenn er seine Koffer packte und Hals über Kopf auf die Farm zurückkehrte!
War ihre Familie schon immer so gewesen? Nein, so etwas wie heute hatte Meg noch nie erlebt. Es lag an all den unausgesprochenen Dingen, die in der Luft hingen und die Atmosphäre vergifteten.
Aber mit etwas Glück brauchten Scott und sie nur noch einen Tag hierzubleiben, dann konnten sie abreisen. Und wenn es nach ihr ging, war das der letzte Besuch in ihrem Elternhaus. Es musste eine andere Möglichkeit geben, damit Scott seinen Großvater ab und zu sehen konnte; einer Strapaze wie dieser würde sie sich nicht ein zweites Mal aussetzen. Sicher gab es eine Lösung, und die würde sie finden!
Später, nicht jetzt. Jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun – für ihren schlafenden Sohn Weihnachtsmann spielen. Leider gab es da einen Haken: Die Geschenke befanden sich in Jeds Zimmer, wo er sie auf ihre Bitte nach der Ankunft hingebracht hatte, um sie vor Scott zu verstecken.
Und wo sie immer noch waren.
Jed saß noch unten im Wohnzimmer und unterhielt sich mit ihrem Vater. Meg kaute an der Unterlippe. Sollte sie in sein Zimmer schleichen und die Geschenke holen, bevor er zurückkam? Es wäre natürlich unangenehm, wenn er sie dabei überraschte, aber wenn sie sich beeilte, dann …
Lächerlich!
Sie benahm sich wie ein kleines Kind, dabei war sie siebenundzwanzig Jahre alt, berufstätig und Mutter eines dreieinhalb Jahre alten Sohnes. Warum sollte sie im Haus ihrer Eltern umherschleichen? Noch dazu nach der demütigenden Abfuhr, die sie hatte hinnehmen müssen, als Jed ihr ins Gesicht sagte, dass er keine dauerhafte Beziehung wolle …
Dies war ihr Heim, sie konnte jederzeit gehen, wohin sie wollte. Und wenn es Jed nicht passte, dann war das sein Pech.
Ihr Entschluss stand fest, doch gerade als sie ihn in die Tat umsetzen wollte, wurde die Zimmertür geöffnet, und Sonia betrat den Raum – kalkweiß im Gesicht.
„Was hast du ihm erzählt?“, fragte sie ohne Einleitung.
Meg betrachtete sie kritisch. Sonia war so wunderschön, und die Blässe verlieh ihr etwas Zerbrechliches. Aber der Schein trog: Ihre Schwester war zäh und unnachgiebig, sie dachte nie an andere, nur an sich selbst.
„Nichts“, erwiderte sie ruhig. „Und ich habe auch nicht die Absicht, jemals darüber zu reden. Weder mit Jed noch mit sonst jemandem. So war es doch vereinbart, oder?“, fügte sie verächtlich hinzu.
Sonia wurde noch eine Nuance blasser. „Du glaubst, mir ist das alles gleichgültig, wie?“
„Ich glaube
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