JULIA EXTRA BAND 0274
noch?“
„Jack …“
Maddie berührte seinen Arm, und Jack schämte sich für seine Grobheit.
Doch Cathy reckte das Kinn und sah ihm in die Augen. „Du bist selbstbewusst, Jack. Das warst du schon als Kind. Ich werde es dir erklären, selbst auf die Gefahr hin, dass du es nicht verstehst. Damals habe ich zu viel getrunken, um mit meinem Leben klarzukommen. Ich war gerade einundzwanzig und mit den Pflichten, die die Mutterschaft mit sich bringt, überfordert. Ich habe es nicht ertragen, mit einem Mann zusammenzuleben, der eine andere liebte.“
„Nicht nur eine“, murmelte Jack.
„Ja.“ Cathy nickte bitter. „Aber nur eine hat er wirklich geliebt. Diana.“
Jack wusste von Diana, der zweiten Frau seines Vaters. Sie war die Mutter von Rachel und Rebecca, die in den Staaten aufgewachsen waren.
„Als sie starb, sagte mir Robert, dass er keine Frau jemals so lieben würde wie sie. An jenem Tag, als ich im Bella Lucia so maßlos getrunken habe … und diese Dinge geschahen, hatte er gerade die Scheidung eingereicht. Ich hatte meinen Mann verloren und konnte nichts dagegen tun. Ich wusste damals einfach nicht weiter. Aber was ich getan habe, war falsch.“
Vor ihm stand nicht mehr die schutzlose Frau, die ihn angefleht hatte, sie nicht an Robert zu verraten. Diese Frau hier konnte für sich selbst einstehen. Und außerdem hatte sie Aidan. Obwohl sie ihn sicher nicht als Beschützer brauchte.
„Du hast dich verändert.“
„Ja, und ich hoffe zum Guten.“
„Sie haben Emma erzählt, was damals passiert ist“, sagte Maddie vorsichtig.
„Dass Jack mich geschützt hat?“ Cathy nickte bedrückt. „Du hast mir damals versprochen, mich nicht zu verraten, aber ich habe mich immer dafür gehasst, dass ich dir dieses Versprechen abgenommen habe. Ich bin deine Mutter. Ich hätte dich beschützen sollen, nicht andersherum.“
„Ja.“
„Jack, ich weiß nicht, was passiert ist“, erinnerte Maddie ihn leise. „Und es geht mich auch nichts an. Aber deine Mutter möchte sich offenbar bei dir entschuldigen.“
„Schon gut, Maddie.“ Cathy seufzte. „Er hat allen Grund, böse mit mir zu sein. Jack hat einfach einen zu hohen Preis zahlen müssen.“
Wie recht sie hatte. Sie hatte nur ihren Mann verloren, er seine ganze Familie. Er hatte alles verloren.
In den Augen seiner Mutter las er die Bitte um Vergebung. „Dein Vater ist kein schlechter Mensch. Er konnte mich nicht lieben, und inzwischen glaube ich, dass ich ihn genauso wenig geliebt habe. Jedenfalls haben wir einander nicht glücklich gemacht. Und deshalb ist es gut, dass wir auseinandergegangen sind, auch wenn ich das damals nicht so gesehen habe.“
Nun, da sie glücklich war, hatte sie den Vergleich. Jack erinnerte sich an Emmas Worte.
„Die Probleme, die Robert und ich miteinander hatten, betrafen aber nicht dich und Emma. Euch hat er immer geliebt. Besonders auf dich hat er große Stücke gehalten, Jack.“
„Dann hatte er eine sonderbare Art, seine Zuneigung zu zeigen.“
„Ich habe ihm vergeben. Du solltest es auch tun.“
Maddie nahm Jacks Hand in ihre und zwang ihn, sie anzusehen. „Deine Mutter hat recht, Jack. Die Vergangenheit frisst dich auf und zerstört auch deine Zukunft. Du musst loslassen und nach vorn gehen. Um deinetwillen.“
Nach vorn gehen? Jack fühlte sich, als sei er vor zwölf Jahren auf einer einsamen Insel gestrandet und erst jetzt gerettet worden. Nur hatten sich alle um ihn herum weiterentwickelt, bis auf ihn selbst. Seine Mutter hatte nun ihren inneren Frieden gefunden, aber er war noch genauso wütend wie damals. Was für ein Sohn war er denn nur? Wasfür ein Mensch?
Er sah in Maddies liebe Augen. Schöne Maddie. Dickköpfige, einfühlsame Maddie. Wie unfair von ihm, sie in diese Geschichte hineinzuziehen. Das Mindeste, was er für sie tun konnte, war, sie vor ihm zu schützen.
8. KAPITEL
Jack hatte sie im Stich gelassen!
Nicht direkt, immerhin hatten Cathy und Aidan sich um sie gekümmert. Aidan hatte sie schließlich zum Hotel gefahren. Glücklicherweise hatte Maddie die Adresse des Hotels bei sich. Aber was war mit Jack los? Er mochte ja einige Fehler haben, aber sie ohne ein Wort bei Cathy und Aidan zurückzulassen sah ihm überhaupt nicht ähnlich.
Kaum hatte Aidan sie vor dem Gebäude abgesetzt, winkte sie ihm noch einmal zu, lief dann eilig hinein und fuhr mit dem Aufzug zu ihrer Suite.
Cathy hatte alle Schuld auf sich genommen und Jacks Zorn verteidigt. Doch als Maddie sie drängte, ihr von
Weitere Kostenlose Bücher