JULIA EXTRA BAND 0274
und sie fühlte sich am Boden zerstört.
Beide sagten kaum ein Wort, aßen eilig ihr Frühstück und fuhren dann in tiefem Schweigen zum Flughafen.
Es tröstete Maddie nicht im Mindesten, dass sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte. Jack war Gift für sie. Sie hätte niemals auf seinen Charme hereinfallen dürfen. Immerhin kannte sie ihn gut genug. Doch er hatte sie getäuscht. Er hatte ihr Gefühle vorgespiegelt und sie dann fallen lassen.
Und nun war sie in ihn verliebt. Ausgerechnet sie, die auf die ewige Liebe wartete, liebte den oberflächlichen Jack, König der One-Night-Stands. Dieses ungleiche Paar wartete am Flughafen von Dublin auf seine Maschine nach London.
Maddies Handy klingelte, und sie bemerkte, wie Jack sie von der Seite ansah. Als sich ihre Blicke trafen, wandte er den Blick wieder auf seinen Laptop.
„Hallo.“
„Hallo, meine Kleine. Hier ist Mom.“
„Mom …“ Maddies Kehle war wie zugeschnürt. Mit einem Mal fühlte sie sich sehr einsam.
„Maddie? Bist du noch da?“ In der Stimme von Karen Ford lag Sorge. „Ist alles in Ordnung bei dir?“
Schnell stand Maddie auf und ging zum Fenster, von wo aus sie auf das Rollfeld sehen konnte.
„Mir geht’s gut, Mom.“ Doch noch während sie das sagte, traten ihr Tränen in die Augen.
Sie fühlte sich wie früher, als sie als Kind einmal in einem Vergnügungspark von ihrer Familie getrennt worden war. Lange irrte sie allein herum und suchte nach ihren Eltern, und als sie sie endlich fand, brach sie in Tränen aus. Später erkannte sie, dass sie sich damals in diesem Moment endlich sicher gefühlt hatte. Jetzt dagegen, mit Jack in der Nähe, fühlte sie sich alles andere als sicher. Sie durfte auf keinen Fall die Selbstbeherrschung verlieren.
„Was treibst du so?“, fragte Karen.
„Ich bin am Flughafen von Dublin“, erklärte Maddie. „Wir sind auf dem Rückflug.“
„Was machst du denn in Irland?“
„Jack hat seine Mutter besucht.“
„Du hast nie erwähnt, dass er noch Familie hat.“
„Ich kannte sie auch nicht.“
Und sie wünschte, sie hätte nie von seiner Familie erfahren. Durch das Wiedersehen hatte sich Jack verändert. Die Vergangenheit hatte eine Seite von ihm zum Vorschein gebracht, zu der sie sich hingezogen fühlte. Er war nicht nur der erfolgreiche, zielstrebige Geschäftsmann, sondern auch ein verletzlicher, großherziger Mensch. Das hatte sie zumindest bis gestern Abend geglaubt.
Auf ihn hatte sie ihr Leben lang gewartet, und doch würde er nie zu ihr gehören.
„Maddie?“
„Tut mir leid, Mom. Weshalb rufst du eigentlich an? Ist etwas passiert?“
„Nein, alles ist in Ordnung. Ich habe nur so lange nichts von dir gehört.“
Erst jetzt realisierte Maddie, wie dankbar sie für ihre Eltern und für ihre Familie sein konnte. Sie hatte ihre Liebe immer für selbstverständlich gehalten.
„Ich hatte viel zu tun. Wie war die Kreuzfahrt?“
„Wunderbar. Du hättest mit uns kommen sollen.“
Wie wahr, dachte Maddie. Wie anders sähe ihr Gefühlsleben dann aus. „Es freut mich, dass ihr euch amüsiert habt. Ich kann es kaum erwarten, die Fotos zu sehen.“
„Wann kommst du nach Hause?“
Tränen brannten in Maddies Augen. Im Hintergrund klingelte ein Telefon. Maddie sah zu Jack, der den Anruf entgegennahm. „Ich komme bald. Aber jetzt muss ich auflegen, Mom. Es war schön, deine Stimme zu hören.“
„Das kann ich nur zurückgeben. Ich freue mich schon, alles von deiner Reise zu hören.“
Wie erleichternd es sein würde, wenn sie ihrer Mutter das Herz ausschütten konnte. „Ich vermisse euch sehr. Mach’s gut, Mom, und grüß Dad. Ich liebe euch.“
„Wir lieben dich auch, Schätzchen.“
Maddie unterbrach die Verbindung, steckte das Handy ein und folgte Jack ins Flugzeug. Schweigend saßen sie den Flug über nebeneinander, und sobald sie in London gelandet waren, löste Maddie den Gurt und stand auf. So nah bei Jack zu sitzen, seinen Körper neben ihrem zu spüren, ihn aber nicht berühren zu dürfen schmerzte geradezu körperlich. Hinzu kam die Scham, dass er sie zurückgewiesen hatte. Maddie wollte nur noch nach Hause. Aber gleichzeitig kam ihr auch ein anderer Gedanke. Sie räusperte sich und sah Jack direkt an.
„Jack, ich komme nicht mehr mit ins Hotel zurück.“
„Warum nicht?“ Fragend hob er eine Augenbraue.
„Ich muss noch etwas erledigen.“
Jack runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung?“
Nein, wollte Maddie schreien. Seinetwegen war sie vollkommen am Boden
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