JULIA EXTRA BAND 0274
verzeihen.
Er sah auf und begegnete dem Blick seines Vaters. Erstaunt las er darin Stolz, Liebe, Respekt und Trauer. All diese Gefühlehatte Maddie bereits bei ihrer ersten Begegnung mit Robert Valentine erkannt.
Doch Jack war vor der Situation davongelaufen, er würde nie erfahren, was passiert wäre, wenn er geblieben wäre. Die Einsamkeit der letzten zwölf Jahren ergriff noch einmal Besitz von ihm, und endlich gestand er sich ein, wovor er zwölf Jahre lang die Augen verschlossen hatte: Er hatte seine Familie vermisst, jeden Einzelnen von ihnen, auch seinen Vater. Wenn er jetzt nicht den Schritt wagte, wäre es vielleicht für immer zu spät, und er würde es ein Leben lang bereuen.
Diese Erkenntnis hatte Maddie in ihm zutage gefördert. Sie hatte ihm gesagt, was sie dachte, ganz gleich, ob er es hören wollte oder nicht.
Sie hatte getan, was sie für richtig hielt, ganz gleich, wie sauer er geworden war. Dafür respektierte er sie. Und er bewunderte sie. Er brauchte sie. Er …
Verdammt, sein Vater hatte recht. Er liebte sie. Er liebte Maddie.
„In Ordnung, Dad. Ich werde ihr nicht mehr böse sein. Vielleicht hat sie sogar richtig gehandelt.“
Robert nickte. „Gut so. Können wir jetzt über deine Zukunft hier in London sprechen?“
„Ich habe nicht vor, in London zu bleiben.“
„Auch wenn du gedroht hast, das Bella Lucia auseinanderzureißen, habe ich doch gehofft, du würdest bleiben und die Restaurants mit uns führen.“
Jack schüttelte den Kopf. „Apropos Bella Lucia. Ich habe den Eindruck, du und Onkel John, ihr streitet euch um die Führungsposition, dadurch setzt ihr die Zukunft des Unternehmens aufs Spiel.“
„Ich bin der rechtmäßige Betreiber, denn John verdanken wir schließlich diesen finanziellen Ruin.“
„Ist das wirklich noch von Bedeutung? Am wichtigsten ist doch jetzt, das Bella Lucia zu retten.“ Erst als er die Worte ausgesprochen hatte, erkannte Jack, dass er genauso empfand. „Ihr werdet beide nicht jünger. Ihr solltet allmählich darüber nachdenken, euch aus dem Geschäft zurückzuziehen.“
„Sollten wir das wirklich tun – wer führt die Restaurantsdann weiter, wenn du nicht bleiben willst?“
„Max natürlich. Er ist seit Jahren dabei und hat sich immer mit Leib und Seele engagiert. Ich erwarte in Kürze seinen Geschäftsplan.“ Jack wollte es noch nicht verraten, aber er gedachte, nun doch in das Familienunternehmen zu investieren.
„Bist du sicher, dass du nicht doch bleiben willst?“
Jack schüttelte den Kopf. „Mein Leben findet woanders statt, Dad.“
Der alte Mann sah enttäuscht aus, und dass Jack dieses Gefühl im Gesicht seines Vaters deuten konnte, verdankte er Maddie.
„Natürlich.“ Robert lächelte müde. „Auch wenn es mir leidtut.“
Robert kam ihm einen Schritt entgegen, und Jack folgte seinem Beispiel. „Ich verspreche, es werden nicht wieder zwölf Jahre vergehen. Ich werde regelmäßig nach London kommen.“
Gerührt nahm Robert Jacks ausgestreckte Hand und zog seinen Sohn an sich. Damit war das Eis gebrochen.
„Ich freue mich, wenn wir uns bald wiedersehen“, sagte Robert.
„Ich mich auch.“ Jack lächelte. Nie hätte er gedacht, dass er seinen Vater noch einmal anlächeln würde.
Seine Mutter hatte ihn gedrängt, seinem Vater zu vergeben, aber so weit war Jack noch nicht. Doch er war bereit, die zugefallene Tür wieder aufzustoßen und ihnen beiden eine Chance zu geben. Er war bereit, eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen. Alles Weitere würde die Zukunft zeigen.
Und dieses Wunder hatte Maddie bewirkt.
Ruhelos schritt Jack in der Empfangshalle des Anwalts auf und ab. Unzählige Male hatte er schon auf die Uhr geschaut. Er konnte nur hoffen, dass Max und Louise rechtzeitig kamen. Denn er hatte bereits einen Flug nach New York gebucht, und den wollte er auch bekommen. Zurück nach Hause. Zu Maddie, die seine Anrufe nicht beantwortete. Also würde er sie zu Hause aufsuchen, bis sie ihm zuhörte, ganz gleich, wie lange das dauern mochte.
Die Tür ging auf, und Louise Valentine trat ein. Eine große, athletische Blondine mit graublauen Augen, die in ihrem schwarzroten Businesskostüm sehr professionell wirkte. Als sie Jack erblickte, lächelte sie. „Hallo, Jack.“
„Lou. Danke, dass du gekommen bist.“
„Was ist passiert?“, fragte sie ein wenig nervös.
„Das erkläre ich dir und Max zusammen. Er muss jeden Moment kommen.“
„Max kommt her?“ Sie verzog das Gesicht.
„Ich habe ihn angerufen,
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