JULIA EXTRA Band 0276
schaute er Charlie in die Augen, und etwas in seinem Blick ließ ihr einen wohligen Schauer über den Rücken rinnen.
Kurz darauf befand sie sich allein in dem Gästeraum, während Sarah die Männer ins Studio begleitete. Charlie bediente sich an der Kaffeemaschine, nahm in einem der bequemen Cocktailsessel Platz und wartete. Sie konnte die anderen durch die Glaswände hindurch zwar sehen, aber nicht hören, was sie sprachen. Dafür erfüllte leise Hintergrundmusik den Raum.
Irgendwann ertappte sie sich dabei, dass sie Marco beobachtete, während er mit dem Moderator sprach. Sie liebte den konzentrierten, aufrichtigen Gesichtsausdruck, wenn er anderen Menschen zuhörte, und das Grübchen in seiner Wange, wenn er lächelte. Als sie ihren Blick weiter schweifen ließ, wurde er von Sarah eingefangen, und Charlie wusste, dass sie beim Starren erwischt worden war.
Hastig senkte sie die Lider und fühlte sich unsinnigerweise regelrecht schuldig. Auf jeden Fall aber unbehaglich, obwohl sie nicht erklären konnte, warum.
Kurz darauf gesellte sich Sarah zu ihr. Charlie war gerade aufgestanden, um ihre Tasse nachzufüllen. „Bringen Sie mir eine Tasse mit, wenn Sie schon mal dabei sind. Weiß, ohne Zucker.“
Charlie tat, wie ihr geheißen, und reichte Sarah den Kaffee, wofür sie natürlich kein Wort des Dankes erntete. Was für eine Schnepfe, dachte sie verstimmt.
„So …“, begann Marcos Agentin, nachdem Charlie wieder Platz genommen hatte. „Dann verraten Sie mir doch mal, wie lange Sie bereits in Ihren Boss verknallt sind, meine Liebe.“
Diese unverschämt intime Frage brachte sie mit einer solchen Nonchalance hervor, dass Charlie zunächst glaubte, sich verhört zu haben. „Wovon um alles in der Welt reden Sie da überhaupt?“
„Ich denke, das wissen Sie sehr genau“, lautete die ungerührte Antwort.
„Ich weiß nur, dass Ihre Unterstellung absurd ist.“
„Ist sie das …?“, kam es gedehnt zurück. „In meinen Augen ist jeder blind, der nicht auf den ersten Blick erkennt, dass Sie ihn förmlich anbeten.“
Charlie war so empört, dass sie um Worte ringen musste. „Das … auf so etwas antworte ich nicht!“, stieß sie schließlich hervor.
„Sie wissen aber, dass Sie überhaupt nicht sein Typ sind?“, fuhr Sarah ungerührt fort. „Und dabei meine ich nicht, dass er sich nur für Frauen vom Typ Supermodel erwärmen kann, nein, ich rede von Ihrer romantischen Ader. Dafür ist er einfach zu pragmatisch. Tja, ich befürchte, Sie haben ein Problem …“
„Mein einziges Problem sind ehrlich gesagt allein Sie “, presste Charlie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und ich würde es vorziehen, wenn Sie Ihre unmaßgebliche Meinung in Zukunft für sich behalten könnten, meine Liebe .“
Sarah blinzelte kurz, dann lachte sie auf. Es klang alles andere als amüsiert.
In diesem Moment verebbte die Musik, und das Radiointerview begann. Charlie schloss die Augen und versuchte, sich auf das Gespräch im Studio zu konzentrieren, während ihr Sarahs ungeheuerliche Frage im Kopf herumging.
Wie lange sind Sie bereits in Ihren Boss verknallt …
3. KAPITEL
„Alles in Ordnung?“, unterbrach Marcos Stimme die lastende Stille während der Rückfahrt.
„Bestens“, behauptete Charlie und legte etwas heftiger als beabsichtigt einen höheren Gang ein. Das hässliche Geräusch, das die Kupplung daraufhin von sich gab, spiegelte exakt ihre innere Verfassung wider.
„Sie haben kaum ein Wort gesagt, seit wir den Sender verlassen haben“, versuchte ihr Boss es erneut.
Worüber hätte sie auch mit ihm sprechen sollen? Vielleicht über die hanebüchenen Verleumdungen seiner Agentin? Wenn einer in Marco Delmari verliebt war, dann doch wohl Sarah selbst! Regelrecht kriecherisch hatte sie sich nach dem Interview an seine Fersen geheftet … ihn für Samstag zum Essen in ihr Apartment gebeten! Eine Einladung, die er, ohne mit der Wimper zu zucken, akzeptierte. Den Triumph und die Verachtung in den Augen der anderen hatte natürlich nur Charlie gesehen und richtig interpretiert.
„Sie müssten doch inzwischen bemerkt haben, dass ich eher der ruhige Typ bin … Das Interview ist ja ganz gut gelaufen“, fügte sie schnell hinzu, als ihr auffiel, wie unhöflich sich ihre Bemerkung in seinen Ohren anhören musste.
Ich bin nicht in Marco verliebt, ganz egal, was Sarah Heart behauptet!
Ihr Boss runzelte die Stirn. „Ja, bis auf die Fragen nach meinem Liebesleben … aber die sind wohl nicht so
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