JULIA EXTRA Band 0276
das Gebäude betraten.
„Ja, allerdings ist das eine sehr vertrauliche Angelegenheit, und ich frage mich, wie Marco dazu kommt, es Ihnen gegenüber zu erwähnen.“
„Wenn es tatsächlich so topsecret ist, hätten Sie es ihm vielleicht auch nicht erzählen sollen.“
Sarah zog es vor, diesen Einwurf zu ignorieren. „Marco ist schon oben?“ Charlie nickte. „Gut, dann gibt es für Sie keinen Grund, länger hier herumzuhängen, würde ich sagen.“
„Marco hat mich ausdrücklich gebeten, auf ihn zu warten“, entgegnete Charlie steif. Sarahs besitzergreifende Art ging ihr zunehmend auf die Nerven.
„Ich möchte Sie nur nicht unnötig von Ihrer Büroarbeit abhalten. Sicher haben Sie noch jede Menge … zu tippen oder abzulegen.“
Diese Anmaßung quittierte Charlie mit einem Lächeln und fragte sich insgeheim, ob Marcos Managerin diesen versnobten Tonfall täglich üben musste oder ob er ganz natürlich zu ihr gehörte. Dann trat sie an den Empfangstresen und vertiefte ihr Lächeln. „Ich bin mit Marco Delmari hier“, verriet sie der freundlichen Rezeptionistin.
Die nickte und senkte ihren Blick auf ein vor ihr liegendes Blatt. „Darf ich Ihren Namen wissen?“
„Sarah Heart“, trompetete Sarah und schob Charlie zur Seite, was ihr einen irritierten Blick der jungen Frau hinter dem Tresen eintrug.
„Heart … Entschuldigen Sie bitte, Miss Heart, aber Sie stehen leider nicht auf dieser Liste.“
„Pardon?“ Sarahs perfekt mattierte Gesichtsfarbe wechselte ins Dunkelrote. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, nahm Charlie ihren alten Platz wieder ein und beugte sich leicht vor.
„Charlotte Hopkirk, wenn Sie bitte noch mal schauen würden?“
„Oh ja, Miss Hopkirk … Sie habe ich hier stehen.“
„Gut, das hier ist Mr. Delmaris Agentin. Würden Sie Miss Heart bitte in die Liste mit aufnehmen?“, bat sie freundlich.
Die junge Frau nickte. „Selbstverständlich. Ich nehme an, es ist okay, wenn sie in Ihrer Begleitung ist. Sie finden Mr. Delmari im Gästeraum, wenn Sie dort drüben durch die Tür gehen.“
„Danke sehr.“
„Wofür um alles in der Welt bedanken Sie sich auch noch bei dieser inkompetenten Person?“, regte sich Sarah hinter ihr auf.
„Dass Ihr Name nicht auf der Liste stand, können Sie wohl kaum der jungen Frau anlasten“, wandte Charlie ein und bemühte sich, jeden Anflug von Genugtuung aus ihrer Stimme zu verbannen. „Glücklicherweise war ich ja da, und alles ist glattgegangen“, konnte sie sich dann doch nicht verkneifen und lächelte leise, als sie Sarahs Schnauben hörte.
Sie fanden Marco im Gespräch mit dem Sendeleiter. Als er Charlie sah, lächelte er ihr kurz zu, dann wandte er sich an seine Managerin. „Sarah, was für eine Überraschung! Du hättest dich nicht extra noch hierherbemühen müssen.“
„Ich wollte es aber. Tut mir leid, dass ich aufgehalten wurde, Marco …“
Fasziniert registrierte Charlie, wie ihre Stimme in Sekundenbruchteilen vom Zischen einer Schlange zum Schnurren eines Kätzchens – oder eher einer ausgewachsenen Raubkatze – mutieren konnte.
„Sarah Heart“, stellte sie sich mit einem spektakulären Augenaufschlag und ausgestreckter Hand dem Sendeleiter vor. „Marcos Agentin.“
„Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Heart.“
„Nennen Sie mich doch bitte Sarah …“
„Nun, Sarah, wir warten noch auf unseren Moderator Sam Richmond, der vorab ein paar Worte mit Mr. Delmari wechseln möchte, dann geht es weiter ins Sendestudio.“
„Wie geht es Sam?“, fragte Sarah sofort animiert. „Es ist ein Weilchen her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“
„Sie sind befreundet?“
„Oh ja, Sam und ich kennen uns von früher.“
Vielleicht war er ja Ehemann Nummer zwei oder drei? überlegte Charlie. Wenn man dem Klatsch glauben durfte, war Sarah bereits vier Mal verheiratet und geschieden, was mit achtunddreißig ja noch nicht als endgültiger Stand gelten musste. Exmann Nummer vier war ein bekannter und sehr wohlhabender Fernsehmagnat gewesen. Seinen Kontakten und seiner Abfindung verdankte sie ihren Job.
Als der Moderator auftauchte, veranstaltete Sarah ein riesiges Begrüßungsspektakel, ehe sie ihn Marco vorstellte. Dabei kehrte sie Charlie halb den Rücken zu, aber Sam Richmond trat auf sie zu und streckte ihr lächelnd die Hand entgegen.
„Ach ja …“, reagierte Sarah prompt. „Das ist Charlotte Hopkirk, Marcos …“
„Meine rechte Hand“, beendete Marco den Satz für sie. Dabei
Weitere Kostenlose Bücher