JULIA EXTRA Band 0276
jedes weitere Wort herunter. Sie verabscheute Marcos Agentin zwar von ganzem Herzen, musste aber fairerweise zugeben, dass sie ihren Job wirklich verstand. Karina Kaplinski war ein von Publikum und Presse hoch gelobter Stern am internationalen Schauspielerfirmament und brachte gerade eine Autobiografie heraus, die zu heftiger Aufregung in den Medien geführt hatte.
„Schau, das ist sie …“ Marco wies mit dem Kinn auf eine attraktive rothaarige Frau in einer aufsehenerregenden langen schwarzen Abendrobe. Als spüre sie seinen Blick, drehte sich die Schauspielerin um, schenkte Marco ein flirrendes Lächeln und warf ihm eine Kusshand zu.
„Noch ein Fan von dir, wie ich sehe“, murmelte Charlie spöttisch.
Marco lachte. „Wir waren letzte Woche in der gleichen Talkshow. Sie ist eine echte Diva!“
Sarah war es inzwischen offenbar gelungen, sich durch die Menschenmassen zu ihnen hindurchzuarbeiten. „Hallo, Darling!“, begrüßte sie Marco mit einem Kuss auf die Wange. „Schön, dich zu sehen … Charlotte …“
Verblüfft, überhaupt angesprochen zu werden, überlegte Charlie ironisch, womit sie das verdient hatte. Normalerweise ignorierte Sarah Heart sie nämlich standhaft.
„Hatten Sie einen angenehmen Flug?“, wollte Marcos Managerin jetzt auch noch wissen.
„Ja, danke.“
„Gut. Marco, Darling, ein glücklicher Zufall hat es so geführt, dass wir beim Dinner am gleichen Tisch sitzen …“
Einiges ändert sich wohl nie, dachte Charlie und folgte den anderen zu ihren Plätzen. Wie sich herausstellte, saß sie selbst Marcos Herausgeber, Jeffery Green, gegenüber, einem distinguiert wirkenden Mittfünfziger mit vollem grauem Haar und einem humorvollen Zwinkern in den überraschend wachen blauen Augen. Er verwickelte sie in ein amüsantes Gespräch über Bücher, Literaten und ihre Leserschaft, bis Charlie sich langsam zu entspannen begann.
„Haben Sie schon von der großen Neuigkeit gehört, die Marcos Buch betrifft?“, fragte er.
„Nein“, sagte Charlie und schaute Jeffery erwartungsvoll an.
„Es hat bereits Platz eins der Bestsellerlisten gestürmt!“, erklärte er stolz.
Charlie versteifte sich automatisch, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen wandte sie sich an Marco. „Davon hast du mir ja gar nichts erzählt, Darling “, fügte sie eingedenk ihrer Rolle hinzu. „Gratuliere!“
Marco warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. „Danke. Es ist erst seit vorgestern bekannt.“
„Ich kann gar nicht glauben, dass du es ihr vorenthalten hast!“, zischte Sarah, die an seiner linken Seite saß, ihm so laut ins Ohr, dass Charlie es unweigerlich mitbekommen musste. „Vergiss nicht, dass ihr hier das glückliche Paar mimt!“
… das glückliche Paar mimt!
Charlie krümmte sich innerlich, und als sie hochschaute, sah sie, wie sich Karina weit über den Tisch beugte, um Marco irgendetwas zuzuflüstern, das die anderen Gäste offensichtlich nicht mitbekommen sollten.
Vielleicht macht sie ihm ja gerade einen unsittlichen Antrag, weil sie Sarahs Statement mitbekommen hat, dachte Charlie ketzerisch. Nicht dass sie wirklich glaubte, Marco sei an Sarah oder Karina ernsthaft interessiert.
Aber was würde passieren, wenn eines Tages tatsächlich die Frau seiner Träume auftauchte?
Ganz ohne Vorwarnung holten sie plötzlich die alten Gefühle ein, die sie fast zerbrochen hatten, als Greg ihr von seiner jungen Geliebten erzählte. Noch einmal würde sie das nicht durchstehen!
„Alles in Ordnung mit dir?“, wisperte Marco ihr ins Ohr.
Charlie nickte. „Ja, ich freue mich, dass dein Buch so ein Erfolg ist.“
„Dank deiner Hilfe an der PR-Front“, gab er galant zurück und zog ihre Hand an die Lippen. Der flüchtige Kuss traf sie wie ein Messer in ihr wundes Herz. Und plötzlich sah sie es glasklar vor sich … der Tag würde kommen, an dem Marco sie verließ, so wie Greg es getan hatte.
Niemals hätte sie seinem Drängen nachgeben und ihm versprechen dürfen, bei ihm einzuziehen! Das war ein schrecklicher, selbstzerstörerischer Fehler gewesen!
„Und jetzt zollen Sie dem Mann der Stunde Tribut, der keine Vorstellung von meiner Seite aus nötig hat, außer dem Hinweis, dass wir heute Abend einen ganz besonderen Doktor in unserer Mitte haben … Dr. Marco Delmari!“
Marco ging nach vorn, fesselte sein Publikum mit einer ebenso launigen wie geistreichen Rede, nahm irgendeinen Preis in Empfang und kehrte danach an Charlies Seite
Weitere Kostenlose Bücher