JULIA EXTRA Band 0276
Antwort.
„Und bis dahin wollen Sie ernsthaft in dem Wagen bleiben?“
„Oder bis es Zeit zum Melken ist.“
Bei diesem Wetter Kühe zu melken erschien Max absolut unsinnig. „Und inzwischen ins Haus zu rennen, die nassen Sachen auszuziehen, eine heiße Dusche zu nehmen und … oh, ich weiß nicht … bis zur Melkzeit glückliche Familie zu spielen, ist keine Option für Sie?“
„Hier ist es wärmer“, brummte Luc.
„Aber ich habe Hunger auf Fisch und Chips“, piepste eines der Mädchen auf dem Rücksitz.
„Es gibt nur Brot“, sagte Luc düster. „Vor dem Melken machen wir immer Toast.“ Das war für Max bestimmt.
„Wir wollen aber Fisch und Chips“, jammerte das andere Zwillingsmädchen. „Wir haben Hunger!“
„Schh!“, machte Phillippa erneut und wandte sich wieder Max zu. „Könnten Sie jetzt bitte gehen, damit ich das Fenster schließen kann? Sonst sind wir gleich genauso nass wie Sie.“
„Sicher“, sagte Max, rührte sich aber immer noch nicht. Er dachte daran, was er der Frau alles hatte sagen wollen und spürte plötzlich ein seltsames Ziehen im Magen. Zu Hause hatte alles noch so einfach und plausibel gewirkt. Doch hier, vor Ort, erschien es ihm ungleich schwieriger.
„Gibt es denn wirklich nichts, was ich in der Zwischenzeit für Sie tun könnte?“
„Danke, aber wir brauchen nichts“, beharrte Phillippa steif, doch Max suchte den Blick des kleinen Jungen neben ihr. Zunächst wollte er sich auf das Wesentliche beschränken.
„Ich glaube, darüber sollte ich lieber mit Luc reden. Die Familie zu versorgen ist schließlich Männersache.“
„Ja“, bestätigte der Knirps wichtig und warf sich in die schmale Brust. „Leider haben wir so gut wie gar nichts mehr zu essen im Haus“, erklärte er ohne Umschweife. „Nur einen Rest Toast … ohne Marmelade.“
„Und ich habe ein Auto, das nicht in einem Viehgitter steckt“, verkündete Max. „Aber ich bin nass bis auf die Haut, und ihr habt ein trockenes Haus. Immerhin bin ich den ganzen langen Weg hierhergekommen, nur um euch zu besuchen. Also … mein Vorschlag lautet: Ihr lasst mich das Haus benutzen, um mich umzuziehen, und ich fahre dann in die Stadt und besorge Fisch und Chips.“
„Das können wir unmöglich von Ihnen verlangen“, wandte Phillippa ein.
„Hören Sie, ich schwöre, ich bin kein Axtmörder, sondern wirklich ein Verwandter.“
„Aber …“
„Ich bin Maxime de Gautier … Max.“ Er wartete auf eine mögliche Reaktion von ihrer Seite auf seinen Namen, aber Phillippas Gedanken drehten sich offensichtlich nur um ihre missliche Situation, und möglicherweise hatte sie ja auch tatsächlich noch nie von ihm gehört. „Und ich möchte Ihnen wirklich gerne helfen.“
Phillippa versuchte heldenhaft, ihre Erleichterung zu verbergen. „Eigentlich dürfte ich das nicht zulassen.“
„Oh doch, das dürfen Sie. Sie müssen mich nicht mögen, aber ich gehöre definitiv zur Familie, also seufzen Sie einmal herzhaft und öffnen Sie mir die Tür zu Ihrem Heim, so wie auf der ganzen Welt die Familien zu Weihnachten den überraschend zu Besuch gekommenen weinseligen Onkel an ihren Festtagstisch bitten.“
Phillippa quittierte den Versuch, die Situation zu entspannen, mit einem Lächeln und seufzte tatsächlich hörbar auf. „Weinseliger Onkel …?“, fragte sie neckend.
„Ich bin auf keinen Fall ein Schwamm, was Alkohol betrifft, wenn Sie darauf anspielen“, beruhigte er sie.
Jetzt lachte Phillippa klingend auf. „Sie haben einen interessanten Akzent. Was ist es? Italienisch? Französisch?“
„Beides, aber mehr französisch.“
„Sie sind wirklich sehr nass.“
„Wenn ich noch viel länger hier stehen muss, werde ich einen Schnorchel brauchen“, erklärte er ungerührt und brachte sie damit erneut zum Lachen.
„Also gut.“
„Also gut? Was?“
„Ich habe mich entschlossen, Ihnen zu vertrauen. Und damit spreche ich für mich und die Kinder, was Dolores betrifft … für sie kann ich keine Garantie übernehmen. Axtmörder, die sich als Verwandte ausgeben, haben bei ihr jedenfalls keine Chance.“
„Sie kann mich gerne auf die Probe stellen. Wie sollen wir das Ganze organisieren?“
„Unser Lieferwagen blockiert den Weg zum Haus“, stellte Phillippa überflüssigerweise fest.
„So ist es“, bestätigte Max trocken. „Wieso ist mir das bisher noch nicht aufgefallen?“
Glücklicherweise wirkte Phillippa inzwischen viel entspannter als noch kurz zuvor. Die strengen Linien um die
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