JULIA EXTRA Band 0276
Ortszeit. Die Pflegekraft hat gedacht, deine Mutter schläft noch. Sie hat in der Küche das Frühstück vorbereitet.“
„Bitte nicht!“, wimmerte Gina erneut. „Es ist meine Schuld. Ich habe ihr das angetan.“
„Es war ein Unfall, Gina. Niemand ist schuld daran.“
„Das stimmt nicht. Ich hätte sie niemals allein lassen dürfen.“ Sie schlang die Arme um ihren Körper und wiegte sich vor und zurück.
Er zog sie sanft an sich. „Du hast mir gesagt, sie ist unberechenbar geworden und kann nicht mehr für sich selbst sorgen. Deshalb bist du doch auch hergekommen und wolltest Angelo konfrontieren.“
Man konnte sie nicht mehr trösten. „Ich sage doch, es ist meine Schuld! Ich habe sie im Stich gelassen. Nur mir hat sie vertraut, und ich habe sie in der Obhut einer Fremden gelassen.“ Halbherzig versuchte sie sich von ihm loszumachen. „Ich muss sofort nach Hause. Du musst mir helfen, Mikos.“
Hilfsbereit schenkte Angelo ein Glas Brandy ein. „Dafür werden wir schon sorgen. Morgen Abend bist du am Bett deiner Mutter, das verspreche ich dir. Aber bis zum Morgengrauen können wir nichts tun, und momentan stehst du unter Schock.“ Er schob das Glas zu ihr hinüber. „Trink das, mein Kind! Das wird deinen Nerven helfen.“
Voula und Dimitri kamen langsam aus dem Haus.
„Wir haben es mitbekommen“, sagte Voula leise. „Ich kümmere mich um sie, während Sie alle Vorbereitungen treffen.“ Behutsam streichelte sie Ginas Wange. „Komm mit mir, kori mou. Lass mich ein bisschen auf dich aufpassen“, säuselte sie, ergriff Ginas Hand und führte sie zurück ins Haus.
„Wie schlimm ist es?“, wollte Angelo wissen, sobald Gina gegangen war.
„Schlimmer geht es nicht mehr. Sie liegt im Koma, und sie wird sich auch nicht mehr erholen.“
„ Thee mou !“ Mit einer Hand fuhr sich der alte Mann über sein Gesicht. „Ich finde eine Tochter und verliere sie, bevor ich mein Unrecht wiedergutmachen kann?“
„Rede nicht so! Du bist ein Kämpfer, Angelo, und ich bin es auch. Und gerade jetzt haben wir eine Menge zu tun. Wenn wir alles für Gina und ihre Mutter getan haben, bleibt noch genug Zeit, Trübsal zu blasen.“
Sie arrangierten alles Notwendige, um im Morgengrauen die Insel zu verlassen. Dann legte Mikos sich noch für zwei Stunden zu Gina ins Bett, um sie in seinen Armen zu halten. Sie schlief bereits und wachte kaum auf, als er sie an sich zog.
„Mikos“, murmelte sie.
„Ich bin hier“, flüsterte er und küsste ihre Haare. „Ich pass auf dich auf. Alles wird gut, das verspreche ich dir.“
Mit Angelos Privatjet flogen sie am nächsten Tag nach Kanada. Gina blickte wie versteinert aus dem Flugzeugfenster, während Angelo sie schweigend betrachtete.
„Was kann ich tun?“, fragte Mikos ihn mit unterdrückter Stimme.
„Fang sie auf, wenn sie fällt“, sagte der Alte. „Dies ist eine Krise, deren Ausgang nicht in unserer Macht liegt, Mikolas. Das liegt in Gottes Händen.“
Und Mikos hatte panische Angst, dass Gina zerbrechen könnte – und dass seine Kraft vielleicht nicht reichte, um sie dann aufzufangen.
11. KAPITEL
Der Hochsommer hatte die Westküste inzwischen erreicht. Allerdings gab es auf der Intensivstation des Krankenhauses keine Blumen und auch kein Geräusch, bis auf das leise Schlurfen der Schutzschuhe und das Summen der Geräte. Um das Bett von Ginas Mutter waren die Vorhänge zugezogen.
„Eine sehr schwere Kopfverletzung“, erklärte der Arzt mit ernster Miene. „Ich fürchte, ich kann Ihnen keine Hoffnungen machen. Überhaupt keine Hoffnungen.“
Am Rande ihrer Kräfte angekommen, näherte Gina sich zaghaft dem Bett. „Hey, Momma, ich bin es“, wisperte sie und griff nach der Hand ihrer Mutter. Sie wollte ihre eigene Lebensenergie an sie weitergeben. „Sieh mal, wer dich besuchen kommt. Es ist dein Vater. Mach die Augen auf und begrüße ihn!“
Kein Muskel regte sich auf dem Gesicht ihrer Mutter.
„Momma“, sagte Gina noch einmal etwas lauter, und ihre Stimme wurde schrill vor Panik. „Wach auf! Bitte!“
Hinter ihr drückte Mikos ihre Schultern. „Gina, karthula mou, sie kann dich nicht hören.“
„Sag so etwas nicht!“, zischte sie und wich vor ihm zurück. „Sie atmet. Ihr Herz schlägt noch.“
Beruhigend legte er seine Arme um sie. „Weil sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen ist. Du hast gehört, was der Arzt uns gesagt hat. Sie haben sie am Leben gehalten, bis du hierherkommen konntest.“
„Das glaube ich nicht.“
„Um
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