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JULIA EXTRA Band 0276

JULIA EXTRA Band 0276

Titel: JULIA EXTRA Band 0276 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer , Liz Fielding , Marion Lennox , Kathryn Ross
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deiner selbst willen musst du es aber glauben. Lass mich dir dabei helfen, das Unweigerliche zu akzeptieren.“
    „Ich will deine Hilfe nicht“, flüsterte sie. „Geh weg! Du gehörst hier nicht her.“
    Zuerst bewegte er sich nicht, doch dann seufzte er schwer. „In Ordnung. Ich bin im Wartezimmer, falls du es dir anders überlegst.“
    Auf der anderen Seite des Bettes saß Angelo und tupfte sich die Augen. Gina sah in ihm nicht mehr den kaltherzigen Milliardär, den sie zuvor verabscheut hatte. Obwohl er sich zugegebenermaßen über alle zolltechnischen Grenzen hinweggesetzt hatte, um sie so schnell wie nur irgend menschenmöglich an die Seite ihrer Mutter zu bringen. So etwas konnte sich mit Sicherheit nicht jeder erlauben.
    „Nicht“, bat sie und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Sie soll dich nicht weinen sehen. Sonst denkt sie, sie muss sterben und wir sind nur gekommen, um uns zu verabschieden.“
    „Sie hat sich schon gestern von dir verabschiedet“, antwortete er und erwiderte ihren Blick. „Deine Mutter ist hirntot, mein Kind. Lass sie jetzt in Frieden gehen. Sie hat lange genug gelitten.“
    Gina fiel sichtbar in sich zusammen. „Ich kann nicht“, weinte sie. „Ich weiß nicht wie!“
    Er stemmte sich aus seinem Stuhl hoch und kam um das Bett herum auf sie zu. „Wir helfen dir. Mikolas und ich. Wenn du uns lässt. Lehne dich an uns an, Angelina. Dafür sind wir hier.“
    Dann beugte er sich hinunter und küsste ihre Mutter auf die Stirn. „Es tut mir unendlich leid, dass ich nicht für dich da war“, murmelte er gebrochen. „Vergib mir, meine Tochter. Adio, pethi mou. Gott wird für immer mit dir sein.“
    Er bekreuzigte sich, und Tränen strömten ihm über das verlebte Gesicht.
    Noch zwei Stunden hielt Gina Wache am Bett ihrer Mutter, bevor sie bereit war, sich endgültig von ihr zu verabschieden. Welche andere Wahl hatte sie, nachdem sie zum ersten Mal seit Jahren beobachten konnte, wie die Qual der Alzheimerkrankheit die vertrauten Gesichtszüge ihrer Mutter nicht länger verzerrte?
    „Ich verabschiede mich nicht, Momma“, flüsterte Gina, „weil ich weiß, dass du immer bei mir sein wirst.“

    Am nächsten Tag fuhr Gina nach Hause, und die folgenden Tage durchlebte sie wie in einem bösen Traum. Mikos und Angelo begleiteten sie überall hin, obwohl sie am liebsten allein gewesen wäre. Sie wollte niemanden mehr sehen.
    Unablässig sorgten sie für Gina, als befürchteten sie, sie könnte zusammenbrechen, sobald sie in eine andere Richtung schauten. Nachdem der Tod ihrer Mutter bekannt geworden war, kamen zahlreiche Menschen zu ihr nach Hause, um zu kondolieren. Sie spendeten ihr Trost, so gut sie konnten, doch Gina fühlte sich wie taub.
    Inmitten der formellen Angelegenheiten, die sie zu regeln und zu entscheiden hatte, aß sie ab und zu. Aber nur, wenn Mikos sie sanft dazu zwang. Manchmal konnte sie das Essen nicht bei sich behalten, aber es war grundsätzlich einfacher, ihm zu entsprechen, als sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.
    Und sie schlief mehr als jemals zuvor in ihrem Leben.
    „Depressionen“, hatte eine Nachbarin zu Mikos und Angelo gesagt. „Ich erkenne die Symptome. Behaltet sie gut im Auge.“
    Eines Nachts wurde sie wach, als der Mond schon hoch am Himmel stand. Mikos lag neben ihr, doch am nächsten Morgen war er wieder verschwunden, und Gina war froh darüber. Sie wusste, dass er nur aus Schuldgefühlen heraus handelte. Man sah es an seinem Blick und an der Art, wie er mit ihr sprach.
    Sie konnte es nicht ertragen. Einmal hatte er sogar versucht, sie zu küssen – genau wie früher. Aber Gina hatte ihren Kopf weggedreht.
    „Stoß mich nicht dauernd fort“, sagte er mehr als nur einmal. „Ich will dir helfen. Ich liebe dich, Gina.“
    Das Mitleid sprach aus ihm, dessen war sie sich sicher. Da sie sich nicht zutraute, selbst Auto zu fahren, bat sie Mikos, die Asche ihrer Mutter nach Hause auf die Insel zu überführen.
    „Du weißt, dass er dich liebt, oder?“, fragte Angelo, als sie mit ihm allein im Garten saß.
    Schweigend betrachtete sie die verschneiten Bergspitzen am Horizont. „Er hat Mitleid mit mir“, sagte sie schließlich.
    „Natürlich hat er das! Das haben wir alle, mein Kind. Aber was hat das damit zu tun?“
    Alles, dachte sie. So sieht keine Liebe aus.
    Angelo seufzte. „Du bestrafst dich selbst und benutzt ihn dazu“, warnte er sie. „Mach so weiter, und du verlierst ihn. Er ist zu stolz, um diesen Weg ewig zu gehen.

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