JULIA EXTRA Band 0281
ständiger Verbindung mit seinen Mitarbeitern und hatte mindestens einen Geschäftsabschluss mit Miturlaubern ausgehandelt.
Wie viel würde Joey jetzt von ihm sehen?, fragte sie sich bitter. Es war eine Sache, wenn er den Kleinen bei Vi zu Hause besuchte. Aber es war eine völlig andere Geschichte, zwei Wochen mit einem kleinen Kind in einer abgeschiedenen Villa zu verbringen.
Das Auto glitt durch ein schmiedeeisernes Tor. Die mit Kies bedeckte Auffahrt führte an üppiger Vegetation vorbei zu einem langen, einstöckigen Gebäude. Als sie aus dem Wagen stiegen, umgab sie schlagartig die feuchte Wärme der Karibik. Clare sah sich um. Wunderbar gepflegte Gärten mit prächtigen Hibiskus- und Bougainvilleasträuchern säumten die Villa. Obwohl sie noch nicht lange da war, konnte sie schon jetzt den aufblitzenden Flügelschlag eines Kolibris in dieser Blütenpracht entdecken.
Sie nahm Joey an die Hand und folgte Xander. Durch ein großzügiges Foyer mit hoher Kathedralendecke, das dank der Klimaanlage angenehm kühl war, gingen sie durch gewaltige Glastüren auf eine Terrasse. Von hier konnte Joey sofort wieder das Meer erblicken. Aufgeregt jauchzte er auf und zog ungeduldig an Clares Arm.
Xander drehte sich um und hielt ihm die Hand hin. „Lass uns an den Strand laufen, Joey!“ Aufmunternd lächelte er Joey an.
Clare fühlte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Es schmerzte, Xander so lächeln zu sehen. Dieses sorgenfreie, jungenhafte Lächeln. Er war kein Mann, der es leichtfertig verschenkte.
„Du musst dich erst umziehen, Schatz“, sagte sie zu Joey. „Und wir müssen dich eincremen.“
Mit ihm zusammen machte sie sich auf die Suche nach dem Schlafzimmer, nicht im Mindesten daran interessiert, ob es Xander überhaupt recht war. Ihr Gepäck war schon in die Räume gebracht worden, in die das lächelnde Zimmermädchen sie führte.
Kurze Zeit später trug Clare Shorts und T-Shirt, und sie hatte Joey eine Badehose und ein Top angezogen und ihm einen Hut aufgesetzt, der ihn vor der Sonne schützen sollte. Als es an den Sonnenblocker ging, protestierte er zwar, doch sie blieb unerbittlich.
Von der Veranda ihres Zimmers aus konnte sie Xander an einem hellblauen Pool stehen sehen. Er hatte sich auch für den Strand umgezogen, und Joey lief ihm schon entgegen. Widerstrebend folgte sie den beiden. Ihre Flip-Flops platschten beim Gehen auf dem Steinboden. Sie beobachtete, wie Xander Joey noch einmal angrinste, ihn bei der Hand nahm und zusammen mit ihm den Weg hinunter zum Strand einschlug.
Clare hätte genauso gut unsichtbar sein können.
Es tat ihr weh, so ausgeschlossen zu werden. Es war, als würde sie nicht existieren …
Seufzend folgte sie den beiden. Sobald er konnte, ließ Joey Xanders Hand los und lief über den goldenen Sand hinunter in das kristallklare türkisblaue Wasser. Clare betrachtete den breiten Strand.
Hier war es wirklich wie in einem Paradies, das in einer Hochglanzbroschüre beschrieben wird. Die prachtvolle Villa glich einem Edelstein, dessen Fassung die wunderschöne Gartenanlage war. Unendlich erstreckte sich der weiße Strand, umrahmt von Kokosnusspalmen, deren Palmwedel sanft in der leichten Brise hin und her wogten. Und so weit das Auge blicken konnte, bis hin zum Horizont, erstrahlte das unglaubliche Glitzern der türkisblauen See. Weit draußen erkannte sie, wie Wellen sich an einem Riff brachen, das eine spiegelglatte Lagune umgab.
So schön es hier auch war, sie hätte alles gegeben, um nicht hier sein zu müssen …
„Mummy! Komm ins Wasser!“ Mit vor Aufregung hoher Stimme rief Joey nach ihr.
Sie watete hinein, noch immer die Flip-Flops an ihren Füßen, und empfand das Wasser als angenehm kühlend. Joey hüpfte auf und ab und ließ sich mit einem Platscher fallen.
„Siehst du, wie glücklich er ist?“, fragte Xander vorwurfsvoll. „Und doch hättest du ihm das bereitwillig verwehrt, so wie du ihm den Vater unterschlagen hast.“
Ihre Miene nahm einen harten Zug an. „Versuch ja nicht, mir Schuldgefühle einzureden, Xander!“
Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Dann war der kurze Moment vorüber, und er hatte sich wieder unter Kontrolle.
„Diese Aggressionen sind nicht gut für Joey. Er wird es bemerken und traurig sein.“ Xander hatte seine Stimme gesenkt, damit Joey seine Worte nicht mithörte. Die Schärfe seines Tons aber war unüberhörbar.
Unbewegt sah Clare ihn an. Wie sollte sie bloß die zwei Wochen mit diesem Mann aushalten?
„Wir
Weitere Kostenlose Bücher