JULIA EXTRA Band 0281
während im Osten schon glänzende goldene Sterne den nächtlichen Himmel schmückten.
Die Schönheit der Szenerie schien sie zu verhöhnen.
Ebenso wie die Schönheit des Mannes, der auf sie wartete. Er saß in einem altmodischen Liegestuhl, der auf dem Rasen neben dem Pool stand, hatte die Beine ausgestreckt und hielt eine kalte Flasche Bier in den Händen. Als sie auf ihn zuging, folgte er ihr mit aufmerksamem Blick.
Plötzlich war sie befangen. Die Art, wie er sie ansah, hatte nichts mit der feindseligen Art zu tun, mit der er sie seit ihrer schicksalhaften Begegnung in der Hotelbar betrachtete.
Seufzend ließ sich Clare in den anderen Sitz fallen. Unverzüglich war das Hauspersonal zur Stelle, um sich höflich zu erkundigten, was sie trinken wolle. Sie bat um einen Fruchtpunsch und hielt ihn einige Augenblicke später in den Händen, serviert in einem wunderschönen, teuren Glas, mit frischen Fruchtstücken garniert und gezuckertem Rand.
Sie runzelte die Stirn, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. Der Drink enthielt Alkohol, wahrscheinlich Rum. Einen Moment lang dachte sie daran, ihn zurückzugeben, entschied sich dann aber dagegen. Vielleicht war es besser, sich etwas Mut anzutrinken.
Sie blickte zu Xander. „Und?“ Besser, sie brachte es so schnell wie möglich hinter sich. „Wolltest du nicht mit mir reden?“
Eine Sekunde lang sagte er nichts. „Du hast dich verändert“, begann er nachdenklich. „Ich hätte dich kaum wiedererkannt.“
Selbst in der Dunkelheit spürte sie, wie sie errötete, als er sie abschätzig betrachtete.
„Das ist doch nicht verwunderlich“, fuhr sie ihn an. „Mein Lebensstil hat sich ein wenig verändert.“ Sarkasmus sprach aus ihrer Stimme.
Er schüttelte den Kopf. „Ich meinte nicht dein Aussehen. Das ist verständlich. Ich meinte dich.“ Er machte eine Pause und sah sie an. „Du bist … härter.“
Nur schwer konnte Clare ihre aufkommende Wut unterdrücken. „Das hängt vom Gegenüber ab“, erwiderte sie und nippte an ihrem Rumpunsch. Der Alkohol schoss ihr ins Blut.
Xander kniff die Augen zusammen. „Dann ist das jetzt dein wahres Ich, das ich hier zu sehen bekomme? So kenne ich dich gar nicht.“
Nein, dachte sie, weil ich damals ja auch nicht so war. Ich war … dumm. Vertrauensselig und voller Hoffnung.
Aber was soll’s? Das war vergangen. Sie nippte noch einmal an ihrem Drink und sah gedankenverloren zu ihm hinüber.
„Wolltest du nicht über Joey sprechen?“, fragte sie ihn.
Sie konnte deutlich erkennen, dass er es nicht mochte, wenn man so mit ihm redete. Aber es war ihr egal. Er hatte recht, sie war nicht mehr die Frau, die sie damals als seine Geliebte gewesen war. Sie war wirklich härter geworden.
Aber das musste sie ja auch. Und zwar von dem Augenblick an, in dem sie sich bei ihm im Restaurant des St. John entschuldigt hatte, aufgestanden und aus seinem Leben verschwunden war. Immerhin hatte er ihr ja kurz vorher brutal und unvorbereitet den Laufpass gegeben. Ihre sogenannte Härte kam also nicht von ungefähr.
„Natürlich“, entgegnete er brüsk. „Was sollten wir beide sonst zu besprechen haben?“ Einen kurzen Moment lang veränderte sich sein Blick. „Wie schon gesagt“, fuhr er fort, „diese Feindseligkeit ist nicht gut für ihn. Das muss aufhören.“
Starr blickte sie ihn an. „Dann hör auf damit.“
Er presste die Lippen zusammen. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass sie so mit ihm redete. Das wagte sonst niemand. Und schon gar keine Frau. Aber er blieb äußerlich gelassen. „Um Joeys willen werde ich das. Und du auch.“
Clare wollte schon zurückfauchen, dass sie keine Befehle entgegennahm, besann sich dann aber eines Besseren. Joey würde nur traurig sein, wenn er erfuhr, wie sehr sich seine Eltern anfeindeten. Und wenn sie eines auf gar keinen Fall wollte, dann, dass Joey litt.
„Na gut. Zumindest vor Joey“, räumte sie ein.
Er schüttelte den Kopf. „Das reicht nicht. Das kannst du nicht ein- und ausschalten, je nachdem, ob er gerade anwesend ist oder nicht. Es muss dauerhaft sein.“
Sie sah ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Sie sah den Mann, der sie mit einem einzigen Satz aus seinem Bett, aus seinem Leben entfernt hatte. Von dem sie eigentlich gedacht hatte, dass er mehr für sie empfand. Wie sie sich getäuscht hatte!
Denn das einzige Gefühl, das er für sie hatte, war „Wertschätzung“. Und die hatte er mit einer diamantbesetzten Kette bezahlen wollen. So wie er es wahrscheinlich mit
Weitere Kostenlose Bücher