JULIA EXTRA Band 0281
müssen miteinander reden“, erklärte er. „Heute Abend, wenn Joey im Bett ist.“ Er drehte sich weg und konzentrierte sich auf Joey. „Okay, Joey … Ich komm jetzt rein. Mach dich auf einen Riesenplatscher gefasst!“
In einer einzigen geschmeidigen Bewegung zog sich Xander das Shirt über den Kopf. Clares Blick wurde magisch angezogen. Sie spürte, wie ihr heiß wurde, und war zu ihrer Beschämung wirklich froh, dass sie eine dunkle Sonnenbrille trug.
Sein Körper war perfekt geformt und genauso fantastisch, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Der geschmeidige, muskulöse Oberkörper, die breiten Schultern, die langen schlanken Oberschenkel … Als er an ihr vorbei ins Wasser lief, glitten ihre Augen über seinen makellosen Rücken bis hin zu seinen schmalen Hüften.
Erinnerungen wurden wach. Erinnerungen an eine vergangene Zeit, die sie aufwühlten. Begehrte sie ihn etwa immer noch? Damals, vor vier Jahren, hatte sie ihn in ihren Armen halten, hatte über diesen glatten, muskulösen Körper streicheln dürfen. Ohne jeden Zweifel und ohne falsche Rücksichtnahme hatte sie sich ihm hingegeben und sich in ihm verlieren können.
Und jetzt?
Jetzt war er für immer verloren. Sie bedeutete ihm nichts mehr, das ließ er sie unmissverständlich spüren. Aber hatte er sie wirklich nur Joeys wegen hierher mitgenommen? Konnte das der einzige Grund sein? War da nicht ein Funkeln in seinen Augen gewesen?
Clare verwarf den Gedanken. Nein, Xander war viel zu kontrolliert und zu berechnend. Vielleicht brachte er Joey tatsächlich väterliche Gefühle entgegen. Zwar noch etwas unbeholfen, aber schließlich wurde nicht jeder von heute auf morgen Vater. Später würde Xander seinem Sohn all die Liebe geben, die er brauchte. Das wünschte Clare Joey von ganzem Herzen. Und auch, dass Xander ihn niemals so enttäuschen würde, wie er sie enttäuscht hatte.
Nein, eines war sicher: Xander hegte Clare gegenüber keinerlei freundschaftliche Gefühle mehr.
Sie wandte sich ab und lief zurück auf die Terrasse.
Dieser Urlaub würde für sie die Hölle auf Erden werden.
7. KAPITEL
Joey schlief in seinem Bett, das neben dem ihren stand, und hatte seinen Teddy fest im Arm. Der Jetlag hatte schließlich seinen Tribut gefordert, trotz Joeys Begeisterung darüber, dass sie hier Urlaub machten … und auch trotz seiner Freude über den wunderbaren Familienzuwachs.
Als Clare ihm sanft über die Haare strich, wurde ihr das Herz schwer. Wie war es nur möglich, dass zwei Menschen so unterschiedlich auf dieselbe Person reagierten? Joeys Freude und seine Aufregung über Xanders Anwesenheit in seinem Leben war ihm förmlich an den Augen abzulesen. Sie hingegen fürchtete jeden Moment in Xanders Gesellschaft.
Nun würde sie ihm noch einmal entgegentreten müssen. Aber diesmal ohne Joey, der sonst die entsetzliche Spannung zwischen ihnen abschwächte. Clare würde noch mehr von Xanders giftigen Anfeindungen aushalten müssen.
Was würde es dieses Mal sein?, fragte sie sich bitter. Würde er wieder versuchen, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie ihm die Schwangerschaft verschwiegen hatte? Ihr weitere Vorträge halten über Joeys Anrecht auf seinen Vater? Oder – und das wäre das Schlimmste überhaupt – würde er noch mehr solcher irrsinniger Vorschläge machen wie zum Beispiel den, dass sie beide heiraten sollten?
Wenigstens hatte er darüber kein Wort mehr verloren. Vielleicht sah er ja sogar ein, wie verrückt das Angebot gewesen war. Sie fror, als sie daran dachte, wie kalt und gefühllos er sie darüber informiert hatte, dass er sie heiraten würde …
Eine Ehe mit ihm wäre heute genauso eine Qual, wie sie es vor vier Jahren gewesen wäre. Daran würde sich nie etwas ändern …
Clare überprüfte, ob das Babyfon eingeschaltet war und sie das Mobilteil eingesteckt hatte. Dann wappnete sie sich gegen alles, was ihr gleich bevorstehen würde.
Als sie auf die Terrasse trat, konnte sie hören, wie die Zikaden in den Büschen zirpten. Auch das gelegentliche durchdringende Quaken eines Laubfrosches war zu vernehmen. Sie fühlte auf ihrer Haut die feuchte Wärme der tropischen Nacht, und selbst in Shorts und T-Shirt war ihr nicht kalt. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Wozu auch?
Und für wen? Sicher nicht für Xander. Nie wieder für ihn.
Das versetzte Clare einen tiefen Stich ins Herz.
Die karibische Nacht war schnell hereingebrochen. Im Westen war der Himmel noch mit blauen Streifen durchzogen,
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