JULIA EXTRA Band 0281
jeder seiner zahlreichen anderen Geliebten getan hatte. Und Clare hatte tatsächlich in einem verzweifelten, romantischen Moment gedacht, sie würde ihm mehr bedeuten.
„Wie, zum Kuckuck, soll das denn gehen?“, erkundigte sie sich schwer atmend.
Seine Augen blitzten kurz auf. „Indem wir uns zwingen“, gab er zurück. „Bis es uns zur Gewohnheit wird. Denn das hier wird sich nicht in Luft auflösen. Ich werde mich nicht in Luft auflösen. Ich werde für immer am Leben meines Sohnes teilhaben, daran solltest du dich besser gewöhnen. Ich schlage also Folgendes vor …“
„Ich hoffe, nicht wieder so etwas Irrsinniges wie beim letzten Mal?“, unterbrach sie ihn wütend. „Als du mich heiraten wolltest.“ Ihr Lachen klang beinahe verächtlich.
Täuschte sich Clare, oder war da wieder dieser rätselhafte Ausdruck in seinen Augen? In der Dunkelheit konnte sie es nicht genau erkennen.
„Nein. Joey zuliebe gehen wir … normal miteinander um. Schieben alles andere beiseite. Und wir können sofort damit beginnen.“ In einer geschmeidigen Bewegung stand er auf. „Beim Abendessen.“
Xander deutete auf die Terrasse, auf der Clare einen wunderschön mit Blumen und Stoffservietten gedeckten Tisch erkennen konnte. Die Kerzen sorgten für ein sanftes Licht. Als er sie abwartend ansah, ging sie auf den Tisch zu. Sie hielt noch immer ihren Rumpunsch in der Hand, während sie sich auf einen Stuhl setzte und mit der anderen Hand ihre Haare nach hinten warf.
Er nahm ihr gegenüber Platz. Nach Clares Geschmack war das allerdings noch viel zu nah.
„Du trägst deine Haare länger“, begann er.
„Längere Haare sind deutlich billiger als kurze“, entgegnete sie.
„Weshalb trägst du sie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden?“
„So sind sie aus dem Weg, wenn ich zu tun habe.“
„Aber jetzt bist du im Urlaub. Du hast nichts zu tun. Du kannst dich entspannen. Und deine Haare offen tragen.“
Er ließ seinen Blick über sie gleiten. Clare fühlte, wie langsam Verlangen in ihr aufzusteigen begann.
Als der Diener erschien, war sie erleichtert. Das ganze formelle Theater, das veranstaltet wurde, bis das Essen serviert war, lenkte sie ab. Wein und Wasser wurden ausgeschenkt, Brot bereitgestellt, Teller mit behandschuhten Händen gereicht. Das mochte zwar nur eine Ferienvilla am Meer sein, aber das Tafelservice war zweifellos aus Silber und das Personal Gold wert.
Clare erinnerte sich an das letzte Mal, als sie mit Xander beim Essen gesessen hatte. Es war die Nacht ihrer Trennung gewesen. Der Gedanke daran versetzte ihr einen Stich. Auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, als diese Nacht für immer zu vergessen.
Damals schien er mit seinen Gedanken weit weg gewesen zu sein. Und im Nachhinein war ja auch klar, wieso. Er wollte im Grunde nicht dort mit ihr sitzen … er hatte nur auf den geeigneten Moment gewartet, sie abzuservieren, sich ihrer zu entledigen.
Flüchtig sah sie zu ihm hinüber. Vier Jahre waren seitdem vergangen. War es wirklich schon so lange her? Sie hatte das Gefühl, als wäre es erst gestern gewesen.
Es waren tatsächlich vier Jahre vergangen, erinnerte sie sich. Vor vier Jahren hatte sich ihr ganzes Leben verändert. Und nichts und niemand konnte das ungeschehen machen. Das war unmöglich. Nicht einmal Xander Anaketos konnte das, der angestürmt kam, um Joeys Vaterschaft zu beanspruchen. Ihn zu vereinnahmen. Sie als Mutter zu übergehen.
Niemals würde sie das zulassen.
Grübelnd begann sie zu essen.
Es war ein angespanntes, seltsames Abendessen. Xander machte Konversation, das wurde ihr bald bewusst. Das lag zum Teil sicherlich an der Anwesenheit der Bediensteten. Aber er befolgte auch seinen eigenen Vorschlag, indem er dem Dinner den Anschein der Normalität verlieh.
Er erzählte von der Insel, ihrer Vergangenheit als ehemalige Kolonie und von den Möglichkeiten, die sie denen bot, die reich genug waren, um hier Urlaub zu machen. Clare antwortete nur, wenn unbedingt nötig. Das ganze Dinner kam ihr geradezu unwirklich vor.
Sie vermied es, ihn direkt anzusehen, versuchte, das natürliche, verführerische Timbre seiner Stimme zu ignorieren und nicht dem immer noch vertrauten Duft seiner Haut zu erliegen. Clare war nur zu sehr bewusst, dass sie sich zusammenreißen musste. Aber es fiel ihr unendlich schwer.
Fast schon erleichtert bemerkte sie, dass sie am Ende des Hauptganges gähnen musste. Es war Zeit für sie zu gehen. Sie schob ihren Stuhl zurück. Das Glas Wein,
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