JULIA EXTRA Band 0281
konnte sich selbst nicht erklären, was in sie gefahren war, aber es fühlte sich gut an. Vielleicht lag es ja an der gefährlichen Situation, die sie gerade erst überstanden hatten, und die ihr klarmachte, wie kurz das Leben sein kann. Deshalb wollte sie es auskosten. Jetzt und hier …
Als sie eng aneinandergeschmiegt unter dem heißen Duschstrahl standen und sich küssten, hatte sie das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Zärtlich umfasste Marcos ihr Gesicht mit beiden Händen und schaute ihr tief in die Augen.
„Du treibst mich noch in den Wahnsinn, weißt du das? In der einen Sekunde kalt wie Eis und dann wieder eine lodernde Flamme.“
Tamsin lächelte träge, schlang ein Bein um seine Hüfte und küsste ihn auf den Hals. Mit einem tiefen Seufzer umfasste er ihre Pobacken, drängte sie gegen die Glaswand der Duschkabine, und dann versank die Welt um sie herum. Tamsin folgte bereitwillig jeder seiner Bewegungen, und als sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten, rief sie heiser seinen Namen.
Abrupt zog er sich von ihr zurück, und als sie ihn erstaunt anschaute, sah sie, dass sich sein Gesichtsausdruck drastisch verändert hatte. „Was ist los?“
Er schüttelte nur den Kopf, griff nach einem Handtuch, schlang es sich um die Hüften und ging hinüber ins Schlafzimmer. Sie folgte ihm nackt und auf bloßen Füßen. Marcos war bereits auf dem Weg zur Tür.
„Rede mit mir!“, forderte sie.
Langsam drehte er sich um, ließ seinen Blick über ihren atemberaubenden Körper wandern und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Es geht nicht um dich, sondern um das, was du aus mir machst“, sagte er rau. „Du lässt mich die Kontrolle verlieren. Ich habe so etwas noch nie zuvor getan, Tamsin. Niemals!“
„Was denn? Eiscreme auf diese Art zu essen?“, fragte sie, um einen leichten Ton bemüht. „Das war auch mein erstes Mal, aber mir hat es gefallen.“
Sie erwartete, dass er jetzt lächeln würde, doch sein Ausdruck blieb todernst. „Wir werden noch heute Abend nach Madrid abreisen“, teilte er ihr nüchtern mit.
„Madrid? Warum nicht London?“
„Weil ich mit zwölf Jahren geschworen habe, nie wieder einen Fuß in diese Stadt zu setzen“, murmelte er tonlos.
Tamsin konnte seinen schnellen Stimmungswechsel nicht nachvollziehen. In der Küche und eben unter der Dusche hatte er so befreit und fast glücklich gewirkt, und jetzt …?
„Aber die Anhörung für den Sorgerechtsprozess wird in England sein, und du hast selbst gesagt …“
„Nein!“, unterbrach er sie scharf. „In einer Woche werden wir in Madrid der Presse ein Statement über unsere Wirbelwindromanze geben, dann folgt eine Traumhochzeit, und die englische Presse wird die Lovestory bereitwillig übernehmen. Keinen Tag später weiß ganz London davon.“
Tamsin schluckte. So wie er die einzelnen Worte, die für jede Frau die Welt bedeuteten, betonte, hörte es sich an, als wenn er sie hasste.
„Du willst mich gar nicht heiraten.“
„Ich habe es versprochen, und ich halte mein Wort!“
„Aber warum bist du so wütend auf mich?“, wollte sie mit dünner Stimme wissen.
„Ich habe kein Kondom benutzt“, stieß er gereizt hervor. „Das ist mir noch nie zuvor passiert! Du könntest jetzt schon schwanger sein.“
„Oh!“
Lieber Himmel! Schwanger? Ein Kind von Marcos Ramirez?
Als er ihr entsetztes Gesicht sah, lachte er spöttisch auf. „Sieh mich nicht so entsetzt an.“
„Wir haben nur dieses eine Mal …“
„Das reicht“, unterbrach er sie grob. „Und ich bin nicht als Vater geeignet. Du darfst nicht schwanger sein!“
Tamsin blinzelte, erschrocken über seinen harten Ton. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich schwanger bin“, sagte sie ruhig. „Und wenn es doch so sein sollte, dann werden wir eine Lösung finden.“
„So ist es“, knurrte Marcos. „Ich werde die Dienerschaft anweisen, für uns zu packen.“ Jetzt zuckte die Andeutung eines Lächelns um seine Mundwinkel. „Möchtest du mitkommen, um Nelida die frohe Botschaft zu überbringen?“
Ich liebe ihn nicht, und ich will ihn auch gar nicht lieben!, betete sich Tamsin immer wieder vor, während sie Marcos folgte. Sie hatte sich rasch angezogen, in weiser Voraussicht etwas Praktisches, Bequemes, um gleich für die geplante Reise nach Madrid gerüstet zu sein.
Sie konnte nicht verstehen, warum sich Marcos so sehr davor fürchtete, Vater zu werden, aber es würde schon alles in Ordnung kommen. Denn die Chancen, von diesem einen Mal schwanger
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