JULIA EXTRA Band 0281
vorsichtig an. Die Ereignisse der vergangenen Nacht hatten ihn mehr erschüttert, als er zugeben wollte. Aber er war nicht gewillt, seine unerwarteten Gefühle genauer zu analysieren, sondern verdrängte sie. „Das musst du sie schon selbst fragen.“
Ihre schönen grünen Augen funkelten wütend. Alexa war es mehr als unangenehm, dass ihr kleiner Sohn sie so sah … das Haar zerzaust und so ganz nackt unter der Bettdecke, fühlte sie sich schutzlos und verletzlich. Außerdem war ihr so die Möglichkeit versperrt, unter Wahrung ihrer Würde das Schlafzimmer zu verlassen. Sie zog sich die Bettdecke bis unters Kinn und zauste Paolo liebevoll die Locken. „Darling, wärst du so lieb, deiner Mama den Morgenmantel zu holen, der da drüben über dem Stuhl hängt?“
„Wenn du erlaubst …?“, mischte sich Giovanni ungerührt ein. Und ehe Alexa es verhindern konnte, schob er Paolo sanft zur Seite aufs Bett und stand auf, um völlig nackt und gänzlich unbefangen zu dem Stuhl zu gehen und den Satinkimono zu holen, als wäre dies das Natürlichste von der Welt.
Alexa sah ihn empört an. Verdammt, zieh dir etwas an!, besagte ihr Blick.
Lächelnd brachte er ihr den grünen Kimono, wobei er im Vorbeigehen ihr zerrissenes Nachthemd aus dem Blickfeld schob, was Alexa nur noch verlegener machte. Sie hatte zugelassen, dass er ihr das teure Stück vom Leib riss!
„Paolo, warum gehst du dir nicht schon die Zähne putzen? Ich komm in einer Minute nach ins Bad“, schlug sie mühsam beherrscht vor.
„Okay“, willigte ihr kleiner Sohn gutmütig ein.
Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, bevor sie Giovanni zur Rede stellte. Am liebsten hätte sie mit den Fäusten auf ihn eingetrommelt. „Wie kannst du es wagen!“
„Was genau meinst du?“, erkundigte er sich unschuldig.
„Dass du hier ohne Kleidung herumstolzierst!“
„Warum regst du dich auf? Hat Paolo noch nie einen nackten Mann gesehen?“
„Natürlich nicht!“
„Aha!“ Giovanni unterdrückte ein befriedigtes Lächeln. „Tatsächlich nicht?“
Ihr wütender Blick sprach Bände. Sie war seiner Fangfrage geradewegs auf den Leim gegangen! Wie gern hätte sie in diesem Moment damit geprahlt, dass Paolo selbstverständlich schon eine ganze Parade nackter Männer durch ihr Schlafzimmer hatte gehen sehen!
„Natürlich nicht!“, wiederholte sie stattdessen ärgerlich. „Was du vermutlich nicht glauben wirst, weil du ja sowieso nur glaubst, was dir gerade in den Kram passt, nicht wahr, Giovanni? Deshalb muss eine Frau, die keine Jungfrau mehr ist, notwendigerweise ein Flittchen sein … denn in deiner Welt gibt es nur Schwarz und Weiß. Du hast dir die Wirklichkeit immer schon nach Belieben zurechtgebogen!“
Wie hinreißend sie aussah! Wenn nicht sein Vater, der Scheich, eine ganze Schar illustrer Hochzeitsgäste und ihr kleiner Sohn auf sie warten würden … Giovanni verwünschte sich insgeheim, weil er die Nacht verschlafen hatte, ohne die Gelegenheit zu nutzen und erneut atemberaubenden Sex mit ihr zu haben. Beschwichtigend streckte er die Hände aus. „Du hast vielleicht nicht ganz unrecht.“
Sie erstarrte und blickte ihn ungläubig an. „Warte, damit ich dich nicht falsch verstehe … Ich führe nicht mehr deine Liste männermordender Vamps an? Du stimmst mir zu?“, fragte sie misstrauisch.
Giovanni war klug genug zu begreifen, dass er mit weiteren Vorwürfen nichts erreichen würde. Die Episode der vergangenen Nacht war einmalig und nicht wiederholbar gewesen … wild und leidenschaftlich, genauso sehr ausgelöst durch Schmerz, Zorn und Verbitterung wie durch sexuelles Verlangen. Aber in gewisser Hinsicht hatte sie auch heilsam und klärend gewirkt, sodass er von jetzt an ganz anders würde vorgehen müssen, wenn er erneut mit ihr schlafen wollte. „Ich sage nur, dass du vielleicht nicht ganz unrecht hast“, räumte er deshalb vorsichtig abwägend ein.
Ein Zugeständnis, das sie früher einmal mit Genugtuung erfüllt hätte. Aber dafür war es längst zu spät. Es war nicht mehr wichtig, dass er sie so falsch beurteilt und schlecht behandelt hatte … jetzt zählte nur noch ihr gemeinsamer Sohn. „Wie auch immer, es ist eigentlich egal. Mich interessiert nur Paolo. Was, wenn er hereingeplatzt wäre, während wir beide …?“
„Getan hätten, was zwischen zwei erwachsenen Menschen völlig natürlich ist?“
„Du weißt genau, was ich meine!“, fuhr Alexa empört auf. „Mir ist klar, dass du nicht eher zufrieden sein konntest,
Weitere Kostenlose Bücher