JULIA EXTRA Band 0281
und seltsam leer. Als sie spürte, wie sich die Wellen allmählich in ihrem Körper ausbreiteten, hatte Giovanni längst aufgehört, sie zu küssen. Wie eine versteinerte Maske sah sie sein Gesicht über ihr, die Augen fest geschlossen, als wollte er ihr Bild gewaltsam verdrängen, wobei er den Liebesakt mit einer fast schon grausamen Kunstfertigkeit zur Vollendung führte.
Nein, er liebte sie nicht … er hatte buchstäblich nur Sex mit ihr. Körperlich befriedigend, aber gefühllos und funktional.
Verzweifelt wollte sie protestieren, aber es war zu spät. Schon spürte sie, wie ihr Körper sich ihm in wachsender Erregung entgegendrängte, dann kam sie mit einem Aufschrei zum Höhepunkt und verlor sich im Ansturm ihrer Gefühle.
Und Giovanni? Er konnte die Erinnerung nicht verdrängen, wie sehr er sie einmal begehrt hatte … genauso wenig wie das Wissen, dass inzwischen sein Kind in dieser Frau herangewachsen war. Überwältigt von diesen unerwarteten und ungebetenen Gefühlen, gelangte er zu einem so atemberaubenden Orgasmus, dass er glaubte, die Welt müsse stillstehen. Sein Lustschrei mischte sich mit ihrem, und wäre er in diesem Moment gestorben, es wäre der perfekte Tod gewesen.
Eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich sofort danach von ihr wegzudrehen und in dem großen Bett so weit wie möglich von ihr entfernt einzuschlafen … um sie dann später erneut zu nehmen, wenn sein Verlangen zurückkehrte. Doch irgendwie geschah es ganz anders. Eins mit ihr, blieb er reglos liegen und barg den Kopf an ihren vollen, straffen Brüsten, während die Lust nur ganz allmählich verebbte.
„Giovanni …?“, flüsterte Alexa zögernd. Wie, so fragte sie sich, sollte es jetzt mit ihnen weitergehen? Aber ihre leise Frage blieb unbeantwortet, und sie begriff überrascht, dass Giovanni tief und fest eingeschlafen war.
9. KAPITEL
Alexa verbrachte eine ruhelose Nacht, während Giovanni neben ihr schlief, den Arm besitzergreifend um ihre Taille geschlungen. Ihr zerrissenes Nachthemd lag vor dem Bett auf dem Boden, und sie wagte kaum, sich zu bewegen, damit ihre nackten Körper sich so wenig wie möglich berührten.
Wo war ihr Stolz geblieben? Schließlich konnte sie nicht behaupten, dass Giovanni sie dazu gezwungen hatte. Nein, er war einfach neben ihrem Bett aufgetaucht und hatte die Hüllen fallen lassen. Und sie hatte sich von ihm streicheln lassen und im Nu förmlich auf Knien darum gebettelt, von ihm geliebt zu werden.
Geliebt? Was für ein Witz! Auf keinen Fall durfte sie den Schlamassel noch vergrößern, indem sie sich einbildete, das, was letzte Nacht zwischen ihnen passiert war, hätte etwas mit Liebe zu tun!
Reglos lag Alexa da und betrachtete die Muster an der Decke, die das Mondlicht schrieb, das sich in den Kristalltropfen des Kronleuchters brach, während die Nacht langsam voranschritt und sich kaum merklich zum Tag wandelte. Was hatte sie getan? Sie hatte sich auf schlimmstmögliche Weise kompromittiert, hatte sich auf lieblosen Sex mit einem Mann eingelassen, der kein Geheimnis daraus machte, wie sehr er sie verachtete. Und durch ihr Handeln hatte sie seine Vorurteile hinsichtlich ihrer angeblich losen Moral doch nur bestätigt.
Was er wirklich wollte, war klar. Etwas, das er sich mit keinem Geld der Welt kaufen konnte: seinen Sohn. Aber welche Chance hatte sie realistischerweise, wenn sie sich auf eine juristische Schlacht um das Sorgerecht mit ihm einließ? Was für ein Bild würden seine hoch bezahlten Anwälte von ihr zeichnen? Ein Flittchen? Eine puttana, wie man in Italien sagte?
Schließlich schlief Alexa genau zum ungünstigsten Zeitpunkt doch noch ein … kurz vor Tagesanbruch. Was ihren Plan zunichtemachte, sich bei Sonnenaufgang aus dem Bett zu schleichen und rechtzeitig zu duschen und sich anzuziehen, um Paolo zu wecken, damit er seine Mutter nicht mit Giovanni in einem Bett vorfand.
„Papa! Was machst du denn hier?“
Die helle, fröhliche Stimme ihres Sohnes riss Alexa aus ihren unruhigen Träumen. Als sie widerstrebend die Augen aufschlug, stürmte Paolo schon auf das Bett zu, wo Giovanni sich wie eine Raubkatze in den Kissen rekelte.
„Wie sieht es denn aus?“, entgegnete Giovanni, als sein Sohn sich wie eine kleine Dampfwalze auf ihn warf. Lächelnd drückte er Paolo an sich und gähnte. „Ich wache gerade auf.“
Paolo betrachtete ihn interessiert. „Schläfst du jetzt immer bei Mama?“
Über den dunklen Lockenschopf des Kindes hinweg sah Giovanni seine Frau
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