JULIA EXTRA Band 0287
selbst.“
Seine Wortwahl ließ sie atemlos aufhorchen. Im Kinderzimmer sah sie sich mit Lowri noch die Hochzeitsfotos von Moira und Robert an, aber Hester konnte es kaum erwarten, endlich wieder nach unten zu Connah zu gehen. Sie wollte wissen, wie genau er diese Worte gemeint hatte …
Wenig später fand sie ihn in seinem Arbeitszimmer. Er saß in einem Sessel und las die Financial Times.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er Hester, als sie sein Zimmer betrat.
„Tonic, bitte. Lowri ist schon eingeschlafen“, berichtete sie.
„Kein Wunder. Nachdem du da warst, um sie ins Bett zu bringen, war sie beruhigt.“ Sorgfältig goss er ihr ein Glas ein und warf ein paar Eiswürfel aus seiner Minibar hinein. „Es wird sie schwer treffen, wenn du einmal nicht mehr da bist.“
„Daran wird sie sich schnell gewöhnen, sobald sie wieder zur Schule geht. Es gefällt ihr dort ja außerordentlich gut, wie sie sagt.“
„Glücklicherweise. Also, Sam erwähnte, du müsstest etwas mit mir besprechen.“
Zuerst wusste Hester nicht, worauf er hinauswollte. Doch dann erinnerte sie sich an den Vorfall im Einkaufszentrum, und sie erzählte Connah davon.
„Es war der gleiche Mann, der mich hier vor der Tür nach dem Weg gefragt hat“, schloss sie.
„Das darf doch nicht wahr sein“, presste er grimmig hervor. „Wie hast du reagiert?“
„Ich hätte ihn gern ausgehorcht, aber ich wollte nicht riskieren, dass er in Lowris Nähe kommt.“
„Vielleicht ist er ja auch unschuldig und versucht lediglich, sich an dich heranzumachen“, überlegte Connah laut. „Wer könnte es ihm verdenken?“
Hester wurde rot. „Unwahrscheinlich. Außerdem kam er mir merkwürdigerweise bekannt vor.“
„Würdest du ihn wiedererkennen, falls du ihm erneut begegnest?“
„Auf jeden Fall. Ich habe mir extra viel Zeit genommen, um mir sein Gesicht einzuprägen. Seine Kleidung war übrigens ziemlich teuer, ebenso wie seine Schuhe. Und er trug eine Rolex.“
Voller Respekt sah er sie an. „Ausgezeichnet beobachtet.“
„Ich wusste ja, dass wir in Bezug auf neugierige Fremde vorsichtig sein müssen. Und ehrlich gesagt, bin ich froh, dass wir morgen erst einmal abreisen und so außer Reichweite dieses Mannes sind.“
„Ja, die Villa liegt etwas vom nächsten Dorf entfernt, und wir sind dort praktisch ungestört. Eine Angestellte kümmert sich um den Haushalt und die Einkäufe, du kannst dich also ausschließlich Lowri widmen. Und mir ist durchaus klar, wie anstrengend das manchmal ist.“
„Bei meiner letzten Anstellung habe ich auf dreijährige Zwillinge aufgepasst“, winkte sie ab. „Dagegen ist fast alles andere ein Spaziergang.“
„Du hast sehr verantwortungsvolle Aufgaben“, stellte er beeindruckt fest.
„Schon“, stimmte sie zu. „Aber dafür wurde ich ja auch ausgebildet, und das mit einem weltweit anerkannten Diplom.“
„Mir graut vor dem Tag, an dem du uns verlässt“, murmelte er und wechselte dann schnell das Thema.
Lowri hatte den Kopf an Hesters Schulter gelehnt und schlief tief und fest, während Connah auf dem letzten Teil ihrer Reise den Mietwagen durch die zauberhafte Landschaft der Toskana lenkte. Sie fuhren auf der berühmten Chiantigiana durch etliche Hügel und Weinberge, bis sie schließlich ein verschlafenes kleines Dorf erreichten. Trotz der Klimaanlage im Auto war Hester müde und verschwitzt, als sie sich endlich den rosafarbenen Mauern der Villa näherten.
„Ist das Casa Girasole?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Das ist es.“
Vor den oberen Fenstern waren romantische kleine Balkone angebracht, und eine riesige Loggia war mit zahllosen winzigen pinkfarbenen Rosen bewachsen. Überall gab es bunte Blumenbeete und satte Grünflächen, die liebevoll angelegt und gepflegt waren.
Connah drehte sich auf seinem Fahrersitz um und strahlte Hester an. „Wie findest du es?“
„Atemberaubend“, flüsterte sie tief beeindruckt.
Stöhnend setzte Lowri sich auf und rieb sich die Augen, die eine Sekunde später weit aufgerissen waren.
„Das sieht ja aus wie ein Märchenschloss“, keuchte sie. „Und hier gibt es auch einen Pool? Können wir vor dem Essen noch schwimmen gehen?“
„Langsam, langsam, junge Dame“, ermahnte Connah sie liebevoll. „Zuerst müssen wir Flavia finden, sonst kommen wir gar nicht hinein.“
In diesem Augenblick trat eine pummelige junge Italienerin aus der Eingangstür und schrie begeistert auf, als sie Lowri entdeckte. Mit einem unverständlichen
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