JULIA EXTRA Band 0287
deshalb auch für die Rolle von Julias verrücktem Bruder in der gleichen amerikanischen Serie gebucht worden. Obwohl ihm dabei sicher auch die Tatsache geholfen hat, dass er wirklich ihr kleiner Bruder ist.“
„Wie heißt er denn?“
„Keir McBride.“
Wieder schüttelte Connah den Kopf. „Nie von ihm gehört.“
Hester kicherte. „Er wäre am Boden zerstört, wenn er das hören könnte.“
„Sieht er gut aus?“
„Ja, sehr. Blonde Haare, wie Julia selbst, mit hellblauen Augen und einem unverschämt guten Aussehen. Das macht sein psychopathisches Spiel umso beängstigender.“
Connahs Gesicht wirkte in dem fahlen Licht sehr ernst. „Kanntest du ihn lange?“
„Mehr oder weniger die ganzen drei Jahre, die ich für seine Schwester gearbeitet habe. Er hat bis vor Kurzem sogar vorübergehend bei ihnen gewohnt. Und während Leo und Julia unterwegs waren, um Pressetermine wahrzunehmen, hat Keir die Abende meistens mit mir verbracht, nachdem ich die Zwillinge ins Bett gebracht habe. Wir haben uns blendend verstanden, und so beschlossen wir, in das Haus der Herricks in der Dordogne zu fahren. Aber dann erhielt er die Chance seines Lebens.“
„Wirst du ihn wiedersehen?“, wollte Connah wissen, und sein Ton klang ungewollt scharf.
„Das bezweifle ich. Wenn er seine Rolle in dieser Serie erfolgreich spielt, wovon ich mal ausgehe, wird er seine nächsten Engagements ebenfalls in Amerika bekommen und so bald nicht nach Europa zurückkehren.“ Sie lächelte schief. „Aber du kannst mir glauben: Das zwischen uns war keine Romanze. Keir war arbeitslos, hatte kein Geld, und ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um ihm Gesellschaft zu leisten. Der Spatz in der Hand.“
Sein Blick wurde intensiver. „Wenn du mit den Herricks nach Los Angeles gegangen wärst, hättest du ihn wiedersehen können. Warum hast du abgelehnt?“
„Es ist zu weit weg von meiner Familie. Außerdem wollte Keir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht nach Amerika gehen. Das ergab sich erst später.“
„Lowri und ich haben großes Glück gehabt, dich zu finden“, sagte er heiser. „Du tust so viel mehr, als nur auf sie aufzupassen.“
„Ich liebe Kinder, sonst wäre ich wohl im falschen Beruf.“ Das Thema wurde Hester langsam zu intim. Sie wollte sich in diesem Augenblick keine Gedanken um ihre Gefühle für Connah machen. „Wie es Sam wohl geht?“
„Ich habe vorhin kurz mit ihm telefoniert. Er ist natürlich nicht verreist, sondern genießt die Zeit, in der er das Haus ganz für sich hat. Seit er bei der Armee war, reizt es ihn nicht mehr, um die Welt zu fliegen.“
„Kann ich gut verstehen.“ Sie gähnte und hielt sich schnell die Hand vor den Mund.
Connah lächelte. „Du bist müde. Auch wenn ich höchst ungern auf deine Gesellschaft verzichte, solltest du dich vielleicht schnell ins Bett kuscheln. Ich räume hier gleich alles weg.“
Seine liebevollen Worte begleiteten Hester noch bis in ihr Bett, wo ihr schon nach kurzer Zeit vor Müdigkeit die Augen zufielen.
Den nächsten Tag verbrachten sie, wie geplant, mit Schwimmen, Lesen und Faulenzen. Am späten Vormittag stand Connah auf seinem kleinen Balkon im ersten Stock und sah auf Hester hinunter, die unter einem riesigen Schirm ausgestreckt auf einer Sonnenliege lag. Lowri saß an ihrem Fußende mit einem Buch in den Händen, aus dem sie vorlas.
Er verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. Was immer Hester vorschlug, Lowri folgte ihr ohne Widerworte. Die zwei schienen füreinander geschaffen zu sein, und er hasste den Gedanken, dass sie sich bald schon wieder trennen würden. Lowri hatte in ihrem jungen Leben schon so viel persönlichen Verlust ertragen müssen, dass es ihm das Herz brach, sie wieder einmal verletzt zu sehen.
Seufzend ging er nach unten, um Flavia mitzuteilen, dass sie sich den nächsten Tag freinehmen konnte. Strahlend verkündete die Italienerin, dass sie diesen unerwarteten Kurzurlaub für einen Besuch bei ihrer Nichte nutzen würde. Anschließend ging Connah zu seiner Tochter, um ihr von dem bevorstehenden Ausflug zu erzählen.
„Spitze!“, freute sie sich. „Dann kann ich Postkarten an Grandma, Moira und Robert und Chloe und Sam schreiben. Auch an Owen und seine Familie. Meine Güte, mein Hals ist vom Lesen ganz trocken. Ich muss unbedingt etwas trinken.“
Mit diesen Worten rannte sie über den Rasen zum Haus. „Da kann ich gleich mit Flavia mein Italienisch üben“, rief sie über die Schulter.
Connah setzte sich neben
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