JULIA EXTRA Band 0287
mit im Spiel, damit meine Verlobung platzt. Wie konntest du so etwas tun? Wie konntest du!“
„Du ziehst schon wieder voreilige Schlüsse. Mit Myles’ Affäre habe ich nichts zu tun. Mir kam nur zufällig zu Ohren, dass er ein Weiberheld ist, ich wollte dich warnen.“
„Und das soll ich dir glauben? O nein, ich traue dir zu, dass du solche Spielchen treibst, nur um deinen Willen zu bekommen!“
„Hör zu, Sugar“, begann er sanft, „wenn dein Exverlobter sich von jemand wie Serena Wiltshire verführen lässt, ist er eindeutig nicht der richtige Mann für dich. Wäre er wirklich in dich verliebt gewesen, hätte niemand, egal wie attraktiv oder entschlossen, ihn dir wegnehmen können.“
Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er recht hatte, aber das hätte sie nie zugegeben.
Sie hasste ihn dafür.
Und wie!
„Im Grunde habe ich dir einen Gefallen getan“, fügte er hinzu. „Sei froh, dass du schon jetzt erfahren hast, was für ein miserabler Typ Myles ist. Stell dir vor, du wärst mit ihm verheiratet und ihr hättet gemeinsame Kinder, wenn du ihm das erste Mal auf die Schliche kommst.“
Jasper sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Ihre blaugrünen Augen schimmerten feucht, und sie spielte gedankenverloren mit ihrem Glas. In ihm rührte sich ein Gefühl, das neu war und ihn verwirrte.
Sie blickte auf. „Du hast sie wirklich nicht dafür bezahlt, dass sie sich an Myles heranmacht?“
Tröstend griff er über den Tisch und nahm ihre Hand. „Nein“, sagte er fest. „Sie ist nicht die Erste und wird auch nicht die Letzte sein.“
Audrey blickte auf ihre verschränkten Hände. Seine langen, gebräunten, mit weichen dunklen Härchen bedeckten Finger bildeten einen starken Kontrast zu ihrer zarten, glatten Haut.
Hell und dunkel.
Hart und weich.
Mann und Frau.
Ehemann und Ehefrau …
Hastig entzog sie ihm ihre Hand und lehnte sich zurück, während sie sich zwang, die verräterischen Gedanken zu vertreiben. Was war nur los mit ihr? Sie hatte doch nur ein einziges Glas getrunken.
„Ich habe Raymond gebeten, uns zu trauen“, durchbrach Jasper die lastende Stille. „Allerdings schien er aufgrund der Umstände nicht sonderlich begeistert zu sein.“
„Weil es seiner Auffassung von der Ehe widerspricht, das solltest du respektieren. Und selbst wenn er Geld von dir annähme, er würde es für einen guten Zweck spenden, zum Beispiel für die obdachlosen Kinder und Jugendlichen, die er betreut.“
Jasper stieß einen sarkastischen Laut aus. „Sicher. Alle lieben und verehren Raymond.“
„In den Wochen vor Geralds Tod hat er ihn fast täglich besucht. Du hast es nicht für nötig gehalten, wenigstens ein einziges Mal aufzutauchen.“
„Wozu?“, erwiderte er. „Mein Vater hat meinen Bruder immer vorgezogen, von dir ganz zu schweigen. Wenn ich vorbeikam, haben wir uns nur gestritten, also gab ich es irgendwann ganz auf.“
„Warum hast du es immer wieder darauf angelegt, ihn auf die Palme zu bringen?“
Sein Gesicht wurde ausdruckslos, und er griff nach dem Weinglas. „Mein Vater wollte, dass ich nach seiner Pfeife tanze. Doch das Spielchen war mir zu albern.“
„Aber jetzt machst du mit, oder? Du bist bereit, dich seinem Testament zu fügen.“
Er blickte sie an. „Ich will das Anwesen haben, Audrey. Und nichts und niemand wird mich davon abhalten können, es zu bekommen.“
„Nur ich“, erinnerte sie ihn kühl.
„Falls du mit schmutzigen Tricks arbeiten willst“, sagte er gefährlich leise, „nur zu, Darling. Ich liebe echte Herausforderungen. Allerdings muss ich dich warnen. Wenn jemand dabei verliert, dann du.“
Es lag ihr auf der Zunge zu sagen, dass er es nicht wagen würde, sie finanziell in den Ruin zu treiben, aber sie schluckte die Worte wieder hinunter. Jasper hätte keine Skrupel.
„Ich will dich nicht heiraten. Es wäre das Allerletzte, was ich möchte“, sagte sie leise und starrte in ihr Rotweinglas.
„Falls es dir ein Trost ist, mir geht es genauso. Aber wir müssen es nur einen Monat miteinander aushalten. Und es ist der einzige Weg, um das zu bekommen, was jeder von uns beiden haben will.“
Audrey blickte wieder hoch. „Für dich steht sehr viel mehr auf dem Spiel als für mich, denke ich. Du würdest Crickglades erben, ich nur eine bestimmte Summe.“
Einen Moment lang musterte er sie. „Hattest du mehr erwartet?“
„Nein, natürlich nicht …“ Sie wirkte aufrichtig erstaunt. „Warum auch? Ich bin nicht richtig mit ihm verwandt, nur
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