JULIA EXTRA Band 0287
seine Stieftochter, und selbst das nur für relativ kurze Zeit.“
„Man hatte vermutet, dass er dir das Anwesen hinterlassen würde.“
„Du hast es vermutet, meinst du wohl! Damit du es weißt, Jasper, ich habe Gerald nie um etwas gebeten. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass er nicht alles allein dir und Raymond vererbt hat.“ Nachdenklich blickte sie vor sich hin. „Aus irgendeinem Grund muss er im letzten Moment seine Meinung geändert haben.“
„Vielleicht hat er sich überlegt, dass Raymond durch die Kirche abgesichert ist.“ Nach einer kaum merklichen Pause setzte er hinzu: „Mein Bruder wollte schon immer Priester werden, solange ich denken kann.“
Der besondere Unterton brachte sie auf einen Gedanken. „Und dafür bewunderst du ihn, nicht wahr? Dabei dachte ich, ihr wärt nie sonderlich gut miteinander ausgekommen.“
Gelassen sah er sie an. „Er ist mein älterer Bruder. Wir mögen zwar in manchen Dingen unterschiedlicher Meinung sein, aber wir bleiben doch Brüder. Und ja, ich bewundere ihn dafür, dass er sein Leben für andere opfert. Das kann nicht jeder. Oder nicht jeder ist dazu bereit.“
Audrey strich versonnen mit dem Finger am Rand des Glases entlang. „Was den Ehevertrag betrifft …“
Jasper richtete sich auf. „Was ist damit?“
„Dein Vater hat darauf bestanden, dass es keinen geben darf.“
„Und?“
„Falls ich mich nicht täusche, befindest du dich dadurch in einer ausgesprochen prekären Lage.“ Sie wählte ihre Worte sorgfältig. „Wenn ich in diese Ehe einwillige, könnte ich dich am Ende finanziell bluten lassen, und zwar ganz legal.“
An seinem Kinn zuckte ein Muskel. „Ich hatte also recht“, sagte er kühl. „Mein Vater war ein Dummkopf. Er dachte, du wärst anders als deine geldgierige, vergnügungssüchtige Mutter, aber du zählst bereits die Dollarnoten, wie?“
Instinktiv wollte Audrey sich verteidigen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Sollte er doch glauben, sie wäre darauf aus, ihn auszuplündern. Es spielte sowieso keine Rolle. Seine Meinung würde sie nicht ändern können. Aber wenn sie Geld bekäme, würde sie es Daniel Moorebank geben, dem Sohn, den Jasper nie gewollt hatte.
Selbstbewusst hob sie das Kinn. „Gut, ich bin einverstanden. Ich werde dich heiraten.“
Sein Blick durchbohrte sie förmlich. „Irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass ich es bedauern werde.“
„Wie du schon gesagt hast, wir leben nur für einen Monat zusammen“, erinnerte sie ihn. „Was natürlich nicht bedeutet, dass wir Tag und Nacht miteinander verbringen müssen. Du kannst dein Leben weiterleben, und ich meins.“
Jasper trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. „Dann bist du also ernsthaft bereit, meine Frau zu werden?“
„Ja, aber wir teilen nur das Haus, nicht das Bett miteinander.“
„Stimmt.“
„Und wo wohnen wir?“
„Bei mir, wo sonst?“
Die Vorstellung, mit ihm in seinem Haus zu leben, schlug Audrey auf den Magen. „Warum sollte ich umziehen und nicht du?“
„Du lebst in einer winzigen Wohnung, ich in einer Villa am Meer. Noch Fragen?“
Audrey wollte schon widersprechen, als ihr einfiel, dass sie einmal ein Foto von Point Piper gesehen hatte. Exklusive Wohngegend, mit Blick auf den Hafen, ausgestattet mit Swimmingpool, Tennisplatz, Fitnessstudio, Whirlpool und Sauna. Vier Wochen umsonst in so einem Luxus zu leben war eine Gelegenheit, die sich niemand entgehen lassen würde. Zumal sie Jasper dort leichter aus dem Weg gehen konnte als in ihrem winzigen Apartment.
„Okay, du hast gewonnen. Ich ziehe zu dir, aber nur unter bestimmten Bedingungen.“
Lässig lehnte er sich zurück, ließ den Arm über der Rückenlehne baumeln und hob das Glas zum Mund. „Schieß los.“
„Ich werde nicht kochen, nicht sauber machen oder Ähnliches. Nicht bügeln oder einkaufen, und wenn, dann nur für mich selbst.“
„Ich habe eine Haushälterin, kein Problem also. Allerdings wird sie es bestimmt merkwürdig finden, wenn wir nicht in einem Bett schlafen. Wir müssen uns eine Ausrede ausdenken.“
„Sag ihr, dass du schnarchst. Viele Ehepaare schlafen deswegen getrennt.“
„Guter Vorschlag.“ Er verzog leicht die Mundwinkel. „Das könnte klappen.“
„Zweitens“, fuhr sie fort, „erwarte ich, dass ich in diesem Monat mein Privatleben nicht einschränken muss. Das Gleiche gestehe ich natürlich dir zu.“
Jasper setzte heftig das Glas ab. „Nein, auf keinen Fall!“
„Nein?“ Sie sah ihn erstaunt an.
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