JULIA EXTRA Band 0287
werden, wenn ihr miteinander verheiratet seid.“
„Raymond, damals war ich noch ein Teenager, mit dem die Hormone Achterbahn gefahren sind. Jede harmlose Bemerkung brachte mich zum Heulen. Ich glaube nicht, dass Jasper mir wehtun wollte. Er war auch verletzt, nur war ich einfach zu jung, um es zu begreifen.“
Nachdenklich sah er sie an. „Es hört sich an, als würdest du ihn mögen. Dabei hatte ich gedacht, dass du ihn hasst.“
Sie warf ihm einen ironischen Blick zu. „Müsstest gerade du mich nicht ermutigen, solche destruktiven Gefühle zu überwinden und ihm zu verzeihen?“
„Du hast recht. Trotzdem halte ich es für meine Pflicht, dich zu warnen. Du weißt, dass deine Ehe in den Augen der Kirche für immer geschlossen wird und heilig ist?“
„Hör zu, Raymond.“ Audrey beugte sich vor und sah ihm direkt ins Gesicht. „Für die Ewigkeit und heilig ist mir das, was ich für Jasper empfinde. Was die Kirche dazu sagt, ist mir egal. Es geht nur ihn und mich etwas an.“
„Gott steh dir bei.“ Er erhob sich. „Du hast dich in ihn verliebt.“
„Nein, aber ich hasse ihn nicht mehr“, bekannte sie.
„Und du denkst, dass du ihn ändern kannst? Es gibt Männer, die ändert selbst die innige Liebe einer Frau nicht, und ich fürchte, Jasper gehört zu ihnen. Er ist starrköpfig und unfähig, zu verzeihen. Was meinst du wohl, wie lange so eine Ehe halten wird?“
„Dann muss ich wohl um ein Wunder beten“, sagte Audrey.
„Ein Wunder allein wird nicht reichen.“ Er nahm ihre Hände und drückte sie. „Wenn du jemals Hilfe brauchst, Audrey, ich bin für dich da. Bitte denk daran.“
Ihr brannten die Augen, als sie die Besorgnis in seinem Blick las. „Danke, Raymond, ich werde es nicht vergessen.“
Seufzend ließ er ihre Hände los. „Es tut mir leid, dass ich euch morgen nicht trauen kann, aber ich hatte bereits einem anderen Brautpaar zugesagt.“
„Schon gut, Raymond. Allein zu wissen, dass du an uns denkst, genügt mir.“
„Ich hoffe, dass du dein Wunder bekommst, Audrey. Ich werde für dich beten.“
„Danke, Raymond.“
Am Sonntagmorgen stand Audrey am Eingang der Kirche, während Lucy wie ein aufgescheuchtes Huhn um sie herumsprang.
„Bist du fertig?“ Sie zupfte ein letztes Mal an Audreys Brautschleier.
Audrey atmete tief durch. „Ich glaube, ja.“
„Okay, gehen wir.“
Als Audrey Jaspers Blick begegnete, schlug ihr Herz schneller. Seine Augen flammten kurz auf, und einen Moment lang wirkte er verstört, doch als sie sich neben ihn stellte, hatte er seine Kontrolle schon wieder zurückgewonnen.
„Du siehst sehr schön aus“, sagte er lächelnd.
„Du siehst auch gut aus.“ Allerdings entging ihr nicht, dass er unter der Sonnenbräune blass wirkte.
Die Trauungszeremonie begann, und Audreys Stimme bebte leicht, als sie das Eheversprechen gab, weil ihr bewusst wurde, dass sie jedes Wort ernst meinte. Jasper hingegen klang mürrisch, und sein Kuss hinterher war eher flüchtig.
Pressefotografen schossen ihre Bilder, und es folgte der Hochzeitsempfang. Nach ein paar Gläsern Champagner versuchte Audrey sich einzureden, dass alles echt und für immer sei. Sonst wäre sie in Tränen ausgebrochen.
Jasper schwieg die meiste Zeit, und wenn er von Gästen angesprochen wurde, antwortete er nur einsilbig. Audreys Laune ging in den Keller. Warum verlangte er von ihr, die glückliche Braut zu spielen, wenn er ein Gesicht machte, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen?
Endlich war alles vorbei, und Jasper führte sie zu der wartenden Limousine. Audrey setzte sich steif neben ihn und warf ihm einen wütenden Blick zu, sobald sie außer Sichtweite der Gäste waren.
„Herzlichen Dank, dass du mich lächerlich gemacht hast!“
Er lockerte seine Krawatte. „Wovon redest du?“
„Du hättest wenigstens so tun können, als wäre es ein glücklicher Tag in deinem Leben. Stattdessen hast du ausgesehen, als hätte jemand mit entsicherter Pistole hinter dir gestanden.“
„So habe ich mich auch gefühlt.“ Jasper verzog das Gesicht und massierte sich die Schläfen. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen. „Es war eine anstrengende Woche, viel zu erledigen.“
Audrey hatte er nicht einmal gesagt, wo er gewesen war. „Wie war denn die Geschäftsreise?“
Matt legte er den Kopf zurück und schloss die Augen. „Du musst nicht die liebende Ehefrau spielen, Audrey, es schaut niemand mehr zu.“
Sein Ton gefiel ihr nicht. „Deshalb brauchst du nicht gleich grob zu
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