JULIA EXTRA Band 0287
ich, dass du außerdem intelligent, fleißig und liebenswert bist. Außerdem hast du einen starken Willen, und du kannst ganz schön stur sein, doch meistens bist du unheimlich warmherzig und großzügig. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, ist deine Loyalität. Ich wusste immer, dass deine Liebe mir gehört. Nie musste ich mir Sorgen machen, ob du einem anderen Mann hinterherschauen würdest. Nicht, während du mit mir zusammen warst.“
Seine letzte Aussage ließ sie schlucken. In Wahrheit hatte es nie einen anderen Mann für sie gegeben, selbst nicht, nachdem er sie verlassen hatte. Weshalb sie ja jetzt auch neben ihm saß und alles andere opferte, um mit ihm zusammen zu sein.
„Und jetzt, Gino? Was bin ich jetzt?“
„Du bist immer noch du, Jordan“, entgegnete er sanft. „Gut versteckt unter …“
„Unter was?“
„Unter der ziemlich beeindruckenden Fassade, die du dir in den vergangenen Jahren zugelegt hast. Du bist immer noch eine sehr mitfühlende, sensible Frau, Jordan. Das habe ich deiner Stimme angehört, als du mir von dem Johnson-Fall erzählt hast. Aber als Anwältin bist du auch zynisch geworden.“
„Es ist unmöglich, das zu vermeiden. Ich habe Dinge gesehen, Gino, und gehört … Glaub mir, die Menschen sind schlecht.“
„Nein. Manche Menschen sind schlecht, Jordan. Viele Menschen sind gut. Lass dir nicht von einer Minderheit den Blick aufs Leben trüben. Ich weiß, dass diese Versicherungsgesellschaft deinem Vater unrecht getan hat. Aber Rache – auch wenn sie im ersten Moment süß erscheint – stellt sich auf lange Sicht immer als ziemlich destruktiv heraus. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann finde ich, du solltest dem Gesetz für eine Weile den Rücken kehren.“
„Das tue ich doch gerade, oder?“
„Ich meinte, länger als nur eine Woche.“
Jordan wusste, was er meinte. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, mit ihm lebte. Dass sie seine Quasifrau wurde.
Aber Jordan wollte seine wirkliche Frau sein.
„Lass uns einen Tag nach dem anderen angehen, Gino.“
„Also gut“, entgegnete er. „Damit kann ich leben.“
11. KAPITEL
„Mir gefällt dein Zuhause, Gino.“
Gino schaute mit einem schiefen Lächeln von dem Kochtopf auf, in dem er gerade rührte. „Das sagst du jetzt einfach nur so.“
„Nein, nein, das meine ich wirklich.“
„Du findest es nicht zu durchmischt oder überladen?“
„Überhaupt nicht.“
Jordan verstand jetzt auch, warum er ihr Apartment so schrecklich gefunden hatte.
Ginos Penthouse war unheimlich gemütlich und stilvoll eingerichtet. Wo man auch hinsah, Farben und Wärme.
Die Wände waren in einem cremigen Gelbton gestrichen, auf den Holzfußböden lagen orangefarbene Teppiche, und das Mobiliar bildete eine Mischung aus Antiquitäten und modernen Stücken – was vermutlich gar nicht hätte zusammenpassen sollen, aus irgendeinem Grund tat es das aber doch. Im Wohnzimmer befanden sich zahlreiche Kissen jeglicher Stoff- und Machart, geschmackvolle Deko-Artikel und mehr Fotos und Bilder, als Jordan jemals gesehen hatte.
Die Küche war riesig, fast komplett aus Holz. Den Mittelpunkt bildeten Arbeitsplatte und Herd, an denen Gino gerade die himmlischste Bolognesesauce kochte, die Jordan je gegessen hatte. Als sie noch zusammenlebten, hatte er jeden Samstagabend für sie gekocht.
Ein geheimes Rezept, hatte er einmal behauptet.
Der Duft ließ einem das Wasser im Munde zusammenlaufen.
„Noch etwas Wein?“, fragte Gino und legte den Holzkochlöffel ab, um nach der Flasche Rotwein zu greifen, die er zu Beginn des Abends geöffnet hatte.
„Eigentlich sollte ich mich zurückhalten“, sagte sie, obwohl sie ihm gleichzeitig ihr Glas entgegenreichte.
„Warum?“
„Du weißt genau, was passiert, wenn ich zu viel trinke.“
„Richtig“, stimmte er zu, während er ihr Glas auffüllte. „Aber ich werde nicht zulassen, dass du über mich herfällst“, erklärte er mit einem Grinsen.
„Nicht?“
„Absolut nicht. Ich habe das ehrlich gemeint, was ich gesagt habe, Jordan. Ich will dir beweisen, dass zwischen uns mehr existiert als nur Sex. Hoffentlich wirst du spätestens Freitag davon überzeugt sein.“
„Freitag? Das ist keine ganze Woche. Das sind nur vier Tage.“
Er zuckte die Schultern, dann lächelte er vielsagend. „Vier Tage war das Limit, das ich mir gesetzt habe, während du unter meinem Dach lebst.“
Spätestens am Donnerstagabend war Gino tatsächlich an seinem Limit angelangt.
Natürlich hatten sie ein paar
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