JULIA EXTRA Band 0287
denn kurz flackerte Bewunderung in den Augen des Patriarchen auf. Dann zuckte er lässig mit den Schultern. „Wir werden sehen.“
Theo marschierte grußlos davon, und Lukas legte ihr den Arm um die Schulter, um sie zu dem felsigen Pfad zu führen, der sich zur Villa hinaufschlängelte.
„Keiner von euch will sie wirklich haben“, flüsterte sie erschüttert.
„Darum geht es nicht.“
„Aber um Verantwortung, wie?“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Ich wollte mehr für Annabel.“
„Tut mir leid“, sagte er unbeeindruckt, „was du willst, ist für mich nicht entscheidend.“
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Die grimmige Miene jagte ihr Angst ein.
Ich bin nicht wichtig, dachte sie bedrückt. Für niemanden.
Rhia wanderte unruhig durch ihr Schlafzimmer. Es war groß und lichtdurchflutet, mit einem breiten Balkon, von dem aus man über das Meer blicken konnte. Annabel saß auf dem Fußboden und spielte friedlich mit den Muscheln, die Rhia in einer dekorativen Glasschale auf dem Tisch gefunden hatte.
Es klopfte leise.
„Herein!“, rief sie, aber das Herz schlug ihr plötzlich in der Kehle.
Lukas öffnete die Tür. Statt des maßgeschneiderten Anzugs trug er Jeans und ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand.
„Bist du mit allem zufrieden?“, fragte er, und sie wurde rot, weil sie auf seinen sonnengebräunten Hals gestarrt hatte. Rasch blickte sie auf.
Sein Haar war noch feucht und aus der hohen Stirn gekämmt, und seine silbergrauen Augen funkelten.
Er wusste genau, wie attraktiv sie ihn fand, und er amüsierte sich darüber. Ohne Zweifel war er schmachtende Frauenblicke gewöhnt.
„Ja, danke“, erwiderte sie knapp.
„Du hast noch nicht ausgepackt“, bemerkte er nach einem Seitenblick auf ihren Koffer.
„Wir werden nicht lange bleiben.“
„Wahrscheinlich nicht, doch es wäre sicher angenehmer, auch einen kurzen Aufenthalt zu genießen.“
„Bevor man mich hinauswirft? Tut mir leid, ich bin nicht gerade begeistert.“
Lukas fuhr sich durchs Haar, und als ihm eine Strähne verwegen in die Stirn fiel, hätte Rhia sie ihm am liebsten zurückgestrichen.
„Wie du willst. Ich dachte, du hättest es gern bequem.“
„Ich pfeife auf Bequemlichkeit!“
„Solltest du aber nicht, schon allein wegen Annabel. Du trägst die Verantwortung, dass sie sich hier wohlfühlt.“
„Verantwortung“, wiederholte sie verächtlich. „Das ist dir wichtig.“
Einen Moment lang wirkte er verblüfft. „Natürlich.“
„Liebe spielt keine Rolle.“
Er zog die Brauen hoch. „Wen soll ich lieben?“
„Annabel!“, konterte sie gereizt, peinlich berührt, weil er sich angehört hatte, als hätte sie Liebe für sich selbst eingefordert. „Ich bin hier, damit sie ihren Vater findet … einen Vater, der sie von ganzem Herzen liebt.“
„Aber ich bin nicht ihr Vater. Wie soll ich ein Kind lieben, das ich noch nie zuvor gesehen habe?“
„Vor allem, wenn es nicht deins ist, oder?“
„Wenn Annabel Christos’ Kind ist – wovon ich ausgehe –, dann werde ich sicherstellen, dass sie versorgt ist.“
Wie kalt das klang. Rhia zog sich das Herz zusammen. „So habe ich es mir nicht vorgestellt“, sagte sie leise.
„So ist es aber nun, und ich entscheide, wie es weitergeht.“
„Und ich habe gar nichts zu sagen?“
Lukas schüttelte den Kopf. „Was willst du eigentlich? Wenn du ins Petra Resort gekommen bist, um Annabels Vater zu finden, hast du deine Pflicht getan. Alles Weitere liegt bei uns.“
„Ich bin ihr Vormund, und deshalb habe ich auch ein Wörtchen mitzureden! Hast du überhaupt schon mit Christos gesprochen?“
„Nein. Zurzeit hält er sich auf der Jacht eines Freundes auf. Ich habe ihm eine Nachricht auf seine Mailbox gesprochen, vermute jedoch, dass er sein Handy erst wieder einschalten wird, wenn er von Bord geht.“ Er presste die Lippen zusammen. „Er hat es nicht gern, wenn man ihn im Urlaub stört.“
„Und das soll der richtige Vater für Annabel sein?“
„Nein, das ist der Vater von Annabel. Daran können wir nichts ändern … vorausgesetzt, der Test bestätigt es.“
Lukas sah auf die Kleine und runzelte die Stirn, als er sah, dass sie an der Muschel lutschte. „Findest du, das ist das passende Spielzeug für ein Kind?“ Damit nahm er ihr die Muschel ab, und Annabel fing an zu brüllen.
Sofort hob Rhia sie auf die Arme, um sie beruhigend an sich zu drücken. „Ich habe nichts Besseres. Leanne hatte kaum Spielzeug für sie und ich noch keine
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