Julia Extra Band 0292
reizvoller erscheinen.
„Sind Sie sich sicher, was den Preis betrifft, Mr. Hass?“, fragte Carissa. Es beunruhigte sie, dass sie nahe daran war, ihr Herz an dieses Anwesen zu verlieren. Sie wollte ein kleines Ferienhotel eröffnen, und in ihren Träumen hatte es genauso ausgesehen wie dieses Haus. Aber sie durfte nicht vergessen, dass es kein Honigschlecken werden würde. Allein den Garten in Ordnung zu bringen würde sie einige Zeit beschäftigen.
„Völlig sicher“, erwiderte der Makler. „Dies war früher der Landsitz einer reichen Familie. Zwei Jahre lang ist er schon nicht mehr genutzt worden. Der Eigentümer ist vor neun Monaten gestorben, und der neue Besitzer hat mich mit dem Verkauf beauftragt. Er dient bei der Fürstlich Carramer’schen Marine und ist viel unterwegs. Deshalb will er sich nicht mit einem Landsitz belasten.“
„Wer war der verstorbene Eigentümer?“
Mr. Hass zögerte, bevor er sagte: „Jemand namens de Valmont. Er hat Tiga Falls Lodge seinem Neffen vermacht, meinem Klienten.“
Zufällig hatte Carissa den Immobilienmakler im Monarch Hotel in Tricot kennengelernt, wo sie sich ein Zimmer genommen hatte, damit sie sich in der Gegend nach einem Grundstück umsehen konnte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie Australierin sei und mit ihrem Bruder und ihrem Vater, einem Diplomaten, früher einmal in Carramer gelebt hatte.
Damals war sie fünfzehn gewesen, und diese Gegend hatte sie niemals besucht, aber der Name des ehemaligen Eigentümers war ihr bekannt. „Gehören die de Valmonts nicht zur Fürstenfamilie?“
„Viele Leute in Carramer behaupten, mit der Fürstenfamilie verwandt zu sein.“
Carissa dachte an die Brüder de Marigny, mit denen sie als Teenager Kontakt gehabt hatte. Sie hatten nicht behauptet, von fürstlichem Geblüt zu sein: Sie waren es. Mathiaz war ein Baron, Eduard ein Marquis. Eine Zeit lang hatte Carissa geglaubt, in Eduard verliebt zu sein. Selbst jetzt noch durchlief sie ein angenehmes Prickeln bei dem Gedanken an den gut aussehenden jungen Adligen.
Es hat nichts mit ihm zu tun, dass ich nach dem Tod meines Vaters in dieses Land zurückgekehrt bin, versicherte sich Carissa. Lange über die Teenagerschwärmerei hinweg, interessierte sie sich nur für eine mögliche Verbindung des Hauses mit der Fürstenfamilie, weil es Hotelgäste anziehen könnte.
Der Makler führte Carissa einen Kiesweg entlang zur Hintertür. „Das Haus wird mit seiner Ausstattung verkauft.“
„Oh, gut. Der größte Teil meiner Sachen ist eingelagert.“
Dominic Hass’ Augen leuchteten auf, und sie bereute, ihm verraten zu haben, wie sehr ihr an dem Haus gelegen war. Noch hatte sie es nicht einmal betreten! „Sicherlich sind viele Renovierungsarbeiten nötig“, fügte sie hinzu und versuchte zu klingen, als würde sie sich nicht so leicht überreden lassen.
„Der Zustand des Hauses findet seinen Niederschlag im Preis, und über den können wir noch verhandeln.“
Carissa war erfreut, das zu hören. Selbst wenn sie hier ein Schnäppchen machte, würde der Kauf des Landsitzes ihren Geldbeutel arg strapazieren. Der Makler hatte ihr ganz im Vertrauen mitgeteilt, dass der neue Eigentümer bereit war, dem Käufer eine Hypothek mit großzügigen Bedingungen zu verschaffen. Das war gut zu wissen, denn wenn sie den Preis zahlte, den Hass ihr genannt hatte, würde auf jeden Fall nicht mehr viel von ihrer Erbschaft für die Renovierung übrig bleiben.
Ihr fiel auf, dass das Schloss an der Hintertür aufgebrochen war.
Entschuldigend lächelte der Makler sie an. „Die Schlüssel sind verloren gegangen, deshalb führe ich Sie hier hinein.“ Als er ihr Stirnrunzeln sah, erklärte er: „Innen sind stabile Riegel zur Sicherheit in der Nacht. Und in Tricot gibt es einen Schlosser, der Ihnen neue Schlösser einsetzen kann.“
„Ich werde das prüfen.“
So viel dazu, sachlich und unvoreingenommen das Haus zu besichtigen, dachte Carissa. Schon stand fest, dass sie kaufen würde, und sie beide wussten es. Tatsächlich musste sie wohl eine Vorahnung gehabt haben, denn sie hatte einen Scheck für die Anzahlung in der Handtasche.
Vom Inneren des Hauses war Carissa begeistert. An die große, altmodische Küche mit dem langen Holztisch in der Mitte schloss sich ein Esszimmer mit holzverkleideter Decke an, dahinter lag ein gemütliches Wohnzimmer, in dem alte, aber elegante Möbel um einen massiven Steinkamin angeordnet waren. Von einem breiten Flur gingen zwei Flügel ab, in denen fünf
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